Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(3): 112
DOI: 10.1055/s-0029-1241109
Magazin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Malaria in Kambodscha - Entsteht eine Resistenz gegen Artesunat?

Further Information

Publication History

Publication Date:
25 September 2009 (online)

 
Table of Contents

Im Mai 2009 entdeckten Forscher in einer kleinen Gemeinde im Westen Kambodschas erstmals Anzeichen für eine entstehende Resistenz des Malariaerregers Plasmodium falciparum gegenüber dem Wirkstoff Artesunat. Entfernte bisher die Gabe dieses Artemisininderivats die Malariaerreger innerhalb von 2-3 Tagen aus dem Blut der Patienten, so konnten die Parasiten neuerdings bei einem Drittel der Untersuchten auch nach 4 Tagen noch nachgewiesen werden.

#

Vollständige Resistenz wäre katastrophal

Artesunat scheint hier langsamer zu wirken als zuvor. Solch eine verzögerte Wirkung wurde bei anderen Malariamitteln als ein erster Schritt auf dem Weg einer Resistenzbildung beobachtet. Die Ausbildung einer vollständigen Resistenz gegenüber Artemisinderivaten wäre jedoch katastrophal: Während Artesunat in Europa nicht zugelassen ist, sind Artemisinderivate in Asien und Afrika sowohl als Monopräparat als auch als Bestandteil von Kombinationspräparaten die am meisten genutzten Antimalariamittel. Sie galten bisher als effektivste Waffe im Kampf gegen Malaria tropica. In den nächsten Jahren wird allerdings kein neues Malariamittel den Zulassungsprozess beenden, was besorgniserregend ist.

#

Erneut Resistenzbildung im selben Gebiet

Gerade an der kambodschanisch-thailändischen Grenze haben sich erstaunlicherweise schon einmal Resistenzen gegen Antimalariamedikamente herausgebildet. In dieser Region wurden bereits vor fast 50 Jahren die ersten Resistenzen gegenüber Chloroquin beschrieben und auch die Resistenzen gegenüber Sulfadoxin/Pyrimethamin sowie Mefloquin entstanden hier. Die Gründe für diese Häufung sind noch unklar. Als mögliche Ursachen für die Entstehung von Artesunatresistenzen kommen die Verwendung von gefälschten Medikamenten, ein weit verbreiteter Gebrauch von Antimalariamitteln gegen fieberhafte Erkrankungen ohne genaue Diagnose, zu kurze Anwendung der Arznei sowie die Verwendung von Artemisinin als Monopräparat anstelle von Kombinationspräparaten infrage.

Zoom Image

Abb. 1 Der Antimalariawirkstoff Artesunat ist ein Derivat des Stoffes Artemisinin, der aus einjährigem Beifuß (Artemisia annua) gewonnenen wird. Auch Tees, die aus dieser ostasiatischen Pflanze hergestellt wurden, werden seit einiger Zeit als Antimalariamittel eingesetzt. Ihre Wirkung ist jedoch umstritten. Quelle: Birgit Betzelt/action medeor

Viele dieser möglichen Kausalitäten sind in dieser Region Südostasiens weit verbreitet, da hier häufig Arzneien von nicht lizenzierten Händlern mit ungenügendem Wissensstand angeboten werden. Allerdings herrscht in vielen Regionen der Welt eine ähnliche Situation. Warum sich gerade im westlichen Kambodscha eine Wiege für Resistenzen befindet, bleibt also ein Rätsel.

Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

Quelle: promed

 
Zoom Image

Abb. 1 Der Antimalariawirkstoff Artesunat ist ein Derivat des Stoffes Artemisinin, der aus einjährigem Beifuß (Artemisia annua) gewonnenen wird. Auch Tees, die aus dieser ostasiatischen Pflanze hergestellt wurden, werden seit einiger Zeit als Antimalariamittel eingesetzt. Ihre Wirkung ist jedoch umstritten. Quelle: Birgit Betzelt/action medeor