Pneumologie 2009; 63(10): 545
DOI: 10.1055/s-0029-1241974
Pneumo-Fokus

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

COPD - Beschleunigte Zellalterung bei COPD-Patienten

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Oktober 2009 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wird 2020 voraussichtlich die dritthÀufigste Todesursache weltweit darstellen. Neben pulmonalen Symptomen zeigen Patienten mit COPD eine Reihe von altersbezogenen, systemischen Komplikationen. L. Savale et al. sind in ihrer Studie der Frage nachgegangen, ob bei Patienten mit COPD die Zellalterung und somit die TelomerenverkÌrzung beschleunigt ist und was die zugrunde liegenden Ursachen sein könnten. Am J Respir Crit Care Med 2009; 179: 566-571

#

Bisherige Ergebnisse

Während COPD früher als eine primär pulmonale Erkrankung angesehen wurde, zeigen aktuellere Studien, dass es bei COPD zu einer systemischen Inflammationsreaktion kommt, die die Prognose des Krankheitsverlaufs entscheidend mitbeeinflusst. So treten z. B. Osteoporose und zentrale Atherosklerose bei Patienten mit COPD vermehrt auf. Es gibt neuere Hinweise dafür, dass es bei COPD-Patienten zu vorzeitigen systemischen Zell-Alterungsprozessen kommt und dass die inflammatorischen COPD-Symptome damit in Zusammenhang stehen. Die Länge der Telomere ist ein zentraler Read-Out-Parameter für das Zellalter.

Ziel der Studie von Savale et al. war es, bei Patienten mit COPD die Rolle der Telomerenverkürzung peripherer Leukozyten sowie der Entzündungsreaktion im vorzeitigen Alterungsprozess zu untersuchen. Dafür wurde bei 136 COPD-Patienten sowie bei 113 Rauchern und 42 Nichtrauchern mit normalen Lungenfunktionen die Telomerenlänge bestimmt. Darüber hinaus wurden die Plasmaspiegel von inflammatorischen Zytokinen gemessen und klinische Parameter erhoben.

Im Vergleich zu den Kontrollgruppen hatten COPD-Patienten kürzere Telomere. Bei den personenbezogenen Daten wie Geschlecht oder Tabakkonsum zeigte sich kein Einfluss auf die Telomerenlänge. Mit steigendem Alter wurden kürzere Telomere gefunden, COPD-Patienten hatten jedoch in allen Altersgruppen kürzere Telomere als die gleichaltrigen Kontrollpersonen. Bei Patienten mit COPD stand die Telomerenlänge in Beziehung zu PaO2 und PaCO2, nicht aber zu Lungenfunktion oder dem COPD-BODE-Index (Body- Mass-Index, Obstruktion, Dyspnoe, körperliche Belastbarkeit). COPD war außerdem assoziiert mit deutlich erhöhten Plasmaspiegeln von IL-6, IL-8, IL-1ß, TNF-α und TGF-β. Insbesondere die systemischen IL-6-Spiegel und der PaO2 korrelierten negativ mit der Telomerenlänge.

#

Bewertung

Die Länge der Telomere bei COPD-Patienten spiegelt möglicherweise in vivo den zellulären Umsatz und die Exposition gegenüber oxidativen und inflammatorischen Stress wider. Vor diesem Hintergrund können die Ergebnisse von Savale et al. als ein Hinweis auf beschleunigtes Zellaltern bei COPD gesehen werden. Die Telomerenlänge könnte somit als ein Biomarker für COPD dienen. Weitere Studien sind nötig, um den potenziellen prognostischen und evtl. auch therapeutischen Nutzen zu evaluieren.

Referiert und bewertet von Dr. V. Marcos und PD Dr. D. Hartl, München