Die idiopathische pulmonale Fibrose (IPF) hat mit einer mittleren Überlebenszeit von
rund 3 Jahren nach Diagnosestellung die schlechteste Prognose unter allen interstitiellen
Lungenerkrankungen. A. Moeller et al. beschäftigen sich in ihrer Studie mit der Frage,
ob die Anzahl zirkulierender Fibrozyten im Blut ein möglicherBiomarker bei IPF sein
könnte. Am J Respir Crit Care Med 2009; 179: 588-594
Patienten mit IPF entwickeln eine fortschreitende restriktive Lungenfunktionsstörung,
welche letztendlich zum pulmonalen Versagen und Tod führt. Der Krankheitsverlauf und
die Progression der IPF sind sehr variabel; akute Exazerbationen sind mit einer hohen
Mortalität verbunden. Spezifische Biomarker der IPF sind notwendig, um den Krankheitsverlauf
frühzeitig medikamentös zu beeinflussen. Laut einer aktuellen Theorie zur Pathogenese
der IPF soll die Rekrutierung von zirkulierenden mesenchymalen Vorläuferzellen, genannt
Fibrozyten, zur Akkumulation und Proliferation von Myofibroblasten während der Fibrogenese
beitragen. Diese Zellpopulation stellt somit sowohl ein interessantes pharmakologisches
Target als auch einen möglichen Krankheitsmarker bei IPF dar.
Ziel der Studie von A. Moeller et al. war es, die Rolle der Fibrozytenzahlen im peripheren
Blut als Biomarker für Aktivität und Progression der IPF zu untersuchen. Dazu wurden
Fibrozyten, definiert als CD45 + / Kollagen 1 + doppelt-positive Zellen, mittels Durchflusszytometrie
bei Patienten mit stabiler IPF (n = 51) und während akuter Exazerbation (n = 7) gemessen.
Untersucht wurde die klinische und prognostische Bedeutung von Fibrozytenzahlen im
Vergleich zu klinischen Standardparametern und dem Überleben der IPF-Patienten. Als
Kontrollen dienten altersgematchte gesunde Kontrollprobanden (n = 7) sowie Patienten
mit Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) (n = 10). Eine deutliche Erhöhung der
Fibrozytenzahl konnte bei Patienten mit stabiler IPF im Vergleich zur Kontrollgruppe
beobachtet werden. Bei Patienten mit akuter Exazerbation der IPF waren die Zellzahlen
noch deutlicher erhöht. Patienten mit ARDS hatten jedoch keine vermehrten Fibrozytenzahlen
im Blut. Dies legt nahe, dass diese Vorläuferzellen im Blut einen fibrotischen Gewebsschaden
oder eine Gewebsreparatur anzeigen, nicht aber einen akuten Lungenschaden per se.
Die Anzahl der Fibrozyten korrelierte nicht mit radiologischen Schweregrad-Scores,
sondern zeigte sich als ein unabhängiger Vorhersagewert einer frühen IPF-Mortalität.
Die mittlere Überlebenszeit der Patienten, bei denen die Fibrozyten mehr als 5 % der
gesamten Blutleukozyten betrugen, lag bei 7,5 Monaten. Bei Patienten mit weniger als
5 % Fibrozyten lag die Überlebenszeit im Vergleich dazu bei 27 Monaten.
Bewertung
In dieser Studie sind Fibrozyten ein Indikator für die Krankheitsaktivität der IPF
und könnten einen zukünftigen Biomarker für die Krankheitsprogression der IPF darstellen.
A. Moeller et al. zeigen mit dieser Studie, dass die Quantifizierung zirkulierender
Fibrozyten eine Vorhersage über die Mortalität bei Patienten mit IPF erlaubt. Weitere,
größere multizentrische Studien sind jedoch nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Referiert und bewertet von Dr. V. Marcos und PD Dr. D. Hartl, München