Bei einem Großteil der Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) lassen
sich durch die Gabe von Tyrosinkinaseinhibitoren anhaltende, qualitativ hochwertige
Remissionen erreichen. Dies gilt auch nach dem Versagen einer Erstlinientherapie mit
Imatinib. Nach aktuellen Studiendaten ist bei diesen z.T. lange vorbehandelten Patienten
3 Jahre nach Umstellung auf Dasatinib (Sprycel®) ein Gesamtüberleben von 87 % erreichbar.
Bild: Andreas Neubauer, Philipps-Universität Marburg
Behandlungskonzepte langfristig anlegen
Behandlungskonzepte langfristig anlegen
Dieser deutliche Behandlungsfortschritt seit Einführung der Tyrosinkinaseinhibitoren
(TKI) bedeutet zugleich eine Herausforderung. Denn die insgesamt deutlich verbesserte
Prognose setzt eine anhaltend kontinuierliche Compliance der Patienten für die Therapie
voraus, sagte Dr. Hans-Tilman-Steinmetz, Köln. Aus diesem Grund müssten Behandlungskonzepte
bei CML heute, vergleichbar wie bei nicht-onkologischen chronischen Erkrankungen,
langfristig angelegt sein. Dies ist nach Einschätzung von Dr. Steinmetz noch zu wenig
der Fall. Er sieht als ein Problem, dass das Management unerwünschter Therapiewirkungen
bei der CML derzeit primär auf die Beherrschung höhergradiger (Grad 3/4-) Toxizitäten
ausgerichtet ist. Auf lange Sicht belasten jedoch auch leichtere TKI-typische Toxizitäten,
etwa Durchfälle, Müdigkeit oder Kopfschmerzen, den Patienten erheblich. Und dies kann
über eine nachlassende Adhärenz an die Therapie zu einer Zunahme an Therapieversagen
führen.
Update der Dosisoptimierungsstudie mit Dasatinib
Update der Dosisoptimierungsstudie mit Dasatinib
In einem aktuellen Update der Phase-III-Dosisoptimierungsstudie wurden 4 Dosierungen
von Dasatinib (Sprycel®) bei Patienten in der chronischen Phase der CML verglichen
(50 mg 2-mal täglich, 100 mg 1-mal täglich, 70 mg 2-mal täglich, 140 mg 1-mal täglich).
Das Ergebnis bestätigte die langfristige Wirksamkeit und Verträglichkeit des Multi-Tyrosinkinaseinhibitors
in der Zweitlinie nach Imatinib-Versagen. So betrug das Gesamtüberleben nach 3 Jahren
87 % (100 mg 1-mal täglich) (Abb. [1]
) und das progressionsfreie Überleben 73 %. Zudem konnte das Ansprechen im Verlauf
der Zeit gesteigert werden: Nach 6 Monaten lag die Rate an kompletten zytogenetischen
Remissionen noch bei 39 %. Nach 12 Monaten konnte sie bereits auf 45 % und nach 24
Monaten auf 50 % gesteigert werden.
Abb. 1 Progressionsfreies Überleben unter Dasatinib über 3 Jahre.
Während die Wirksamkeit der verschiedenen Dosierungen etwa vergleichbar war, zeigten
sich für die Dosierung 100 mg 1-mal täglich deutliche Vorteile bezüglich der Nebenwirkungen
und signifikant weniger Therapieunterbrechungen und Dosisreduktionen. Zudem belegten
die Daten, dass eine komplette zytogenetische Remission nach 12 Monaten mit einem
verbesserten progressionsfreien Überleben nach 36 Monaten korreliert (93% im Vergleich
zu 63 % bei Patienten ohne komplette zytogenetische Remission).
Resistenzentwicklung durch mangelnde Compliance
Resistenzentwicklung durch mangelnde Compliance
Steinmetz plädiert dafür, die Patienten vor einer Therapie auf vermeintlich geringfügige
Nebenwirkungen vorzubereiten. Die Patienten sollten im Rahmen des empfohlenen Therapiemonitorings
[1] nach unerwünschten Wirkungen gezielt befragt und darauf hin behandelt werden. Zur
Unterstützung der Compliance könnten zudem Konzepte aus dem Bereich der HIV-Therapie
hilfreich sein. Auch dort hat die Notwendigkeit zur sehr guten Adhärenz in Verbindung
mit dramatisch verbesserten Behandlungsmöglichkeiten zu einer stärker patientenorientierten
Therapie geführt. Solche Ansätze werden zunehmend auch bei der CML-Behandlung umgesetzt.
So wird Dasatinib inzwischen als 100 mg Tablette zur einmal täglichen Einnahme angeboten,
was die Akzeptanz der Behandlung verbessern könnte. Positiv ist in diesem Zusammenhang
auch, dass die Einnahme von Dasatinib unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen kann.
Daniel Neubacher, Frankfurt
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Quelle: Pressekonferenz "3-Jahresdaten Sprycel® - Die optimale Versorgung von CML-Patienten
nach Imatinib-Versagen in Deutschland", im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Hämatologie und Onkologie (DGHO) am 02. Oktober 2009 in Mannheim. Veranstalter:
Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München.
Der Autor ist freier Journalist.
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