Sport und Medizin: Die beiden sind wie Geschwister. Beide können heilen und Menschen
zu Höchstleistungen animieren. Beide tun manchmal auch weh – im Großen und Ganzen
machen sie aber (meistens) viel Spaß. Sportmediziner vereinen beide Disziplinen in
sich – und das ist vielleicht auch der Grund, warum sie besonders viel Freude an ihrem
Beruf haben. In diesem Heft stellen wir ihnen einige dieser „Wächter gesunder Leistung”
vor. Hört man diesen Ärzten zu, versteht man recht schnell, warum sie mit so viel
Engagement bei der Sache sind: „Mit Sport können die Leute etwas therapeutisch sinnvolles
machen und haben noch Spaß dabei. Das erreichen Sie mit keinem Medikament”, erklärt
Prof. Klaus Völker, Sportmediziner und Vize-Präsident der DGSP[*]. Eines zeigt unser Artikel allerdings auch sehr deutlich: Sport kann zwar heilen
– aber er ist keine heile Welt. So gehört der Kampf gegen Doping ebenso zu den Aufgaben
von Sportärzten wie der Umstand, dass manche schwache Vertreter dieser Spezies selbst
zu Komplizen von Dopingsündern werden.
Leider ist die Medizin dem Sport eben auch in diesem Punkt sehr nahe. Laut einer Studie
der DAK schlucken 800.000 Deutsche Pillen, die sie am Arbeitsplatz leistungsfähiger
machen – unter ihnen auch viele Mediziner. Aktuell warnt die Deutsche Gesellschaft
für Chirurgie (DGCH) deshalb explizit ihre Mitglieder davor, sich für OP-Saal und
Nachtdienste mit „smart pills” wie Modafinil aufzuputschen. Diese Medikamente könnten
Urteilsvermögen und Entschlusskraft schmälern. Zudem warnt der DGCH vor einer Entwicklung,
in der der Konsum von „Neuroenhancern” so normal werden könnte, dass Nachwuchsmediziner
um ein ungebremstes Hirn-Doping kaum mehr herum kämen – sofern sie in ihrer Karriere
nicht rechts und links von „enhanceten” Kollegen überholt werden möchten.
Herrschen in der Medizin tatsächlich bald Verhältnisse, wie im Leistungssport? Kann
irgendwann nur noch der mithalten, der das Äußerste aus sich herausquetscht und sein
Leben völlig dem Leistungsprinzip in seiner „Disziplin” unterordnet? Nicht unbedingt
– denn Sie als junge Mediziner haben da ein wichtiges Wort mitzureden. Es ist an Ihnen,
ob sie alle Trends mitmachen – oder auch mal gegen den Strom schwimmen und aus der
alltäglichen „Mühle” ausbrechen. Ärzte wie der Chirurg Dr. Weigand aus Frankfurt machen
vor, wie das geht. Er ist für 15 Monate an den Südpol gegangen, um dort die Mannschaft
der Forschungsstation Neumayer III zu betreuen. Wie es ihm bei seinem „Ausstieg ins
Eis” ergangen ist, lesen Sie auf S. 12.
Also: Achten Sie (sportmedizinisch formuliert) immer darauf, dass Sie unter Ihrer
anaeroben Schwelle bleiben – erst im Studium und später in der Klinik!
Ich wünsche Ihnen eine frohe Lektüre!
Ihr
Dr. med. Dieter Schmid, Redaktionsleitung