Bild: Thieme Verlagsgruppe, Christoph von Haussen
Vor dem Hintergrund der Herausforderungen an das deutsche Gesundheitswesen (demografischer
Wandel, Zunahme der Multimorbidität, rasante Entwicklung der Medizintechnik etc.)
muss man mit einem erheblich gesteigerten Bedarf an Leistungen in der Patientenversorgung
rechnen. Die Einführung des Bachelor-Studiengangs "Physician Assistant," könnte dabei
helfen, den gesundheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen.
Notwendigkeit des Studiengangs
Notwendigkeit des Studiengangs
Mit einer neuen, flexibleren Aufgabenverteilung zwischen Ärzten und Pflegenden ließen
sich Versorgungsdefizite verringern sowie die Qualität und Wirtschaftlichkeit der
Patientenversorgung verbessern. Der Sachverständigenrat sprach 2007 von einer anzustrebenden
größeren Eigenständigkeit der nichtärztlichen Gesundheitsberufe: "Bei der Übertragung
ärztlicher Tätigkeiten auf andere Berufsgruppen wird neben der gängigen Form der Delegation
(unter ärztlicher Anordnung und Aufsicht) auch eine völlig eigenständige Ausführung
bestimmter Tätigkeiten diskutiert. Eine Tätigkeitsübertragung von Aufgaben insbesondere
auf die Pflege und eine größere Handlungsautonomie derselben ist nicht zu umgehen,
wenn die Versorgung aufrechterhalten und verbessert werden soll. Als Voraussetzung
für eine Übertragung werden entsprechende Kompetenzen beim Delegationsempfänger angesehen."
Das Studiengangkonzept
Das Studiengangkonzept
Die hochschulische Ausbildung im Studiengang "Physician Assistant" hat einen deutlichen
Qualifizierungsschub für die nichtärztlichen Gesundheitsberufe zur Folge. Der Studiengang
ist ein Vollzeitstudium und die Regelstudienzeit beträgt 6 Semester. Sie ist unterteilt
in Präsenz- und Praxiszeiten sowie Selbstlernphasen.
Schwerpunkte des Bachelor-Studiengangs sind unter anderem medizinisch-naturwissenschaftliche
Grundlagen, Informationsmanagement im Gesundheitswesen, Anamnese und Untersuchungsverfahren,
allgemeine invasive Maßnahmen, individuelles Notfallmanagement sowie Kodierung. Im
3. Semester beginnt eine "Modulkette", die sich dem fach- und fallspezifischen Handeln
in den einzelnen klinischen Bereichen widmet. Weitere Studieninhalte sind Atemwegsmanagement,
Schmerzmanagement, Wundmanagement und bildgebende Verfahren (u. a. Sonografiekurs).
Die Studierenden lernen Inhalte des Qualitätsmanagements und der Bewertung von wissenschaftlichen
Studien. Außerdem setzen sie sich mit der Patientenverfügung, der Agenda Patientensicherheit,
Bioethik, ethischen Kodizes etc. auseinander.
Mentoren, die aus dem ärztlichen Berufsfeld kommen, sichern den praktischen Kompetenzerwerb
im klinischen Bereich. Innerhalb des Theorie-Praxis-Transfers müssen die Studierenden
praktische Studienleistungen erbringen. Der Studiengang ermöglicht den Absolventen
als 1. berufsqualifizierender akademischer Abschluss den Zugang zu internationalen
Masterprogrammen, etwa in Großbritannien oder den USA.
Juristische Rahmenbedingungen
Juristische Rahmenbedingungen
Von den Gegnern des Studiengangs werden in der Diskussion zur Neuverteilung der Aufgaben
im Gesundheitswesen immer wieder rechtliche Fragen aufgeworfen. Die folgende Stellungnahme
gibt eine entsprechende Klärung: Im Rahmen des gesamten Behandlungsprozesses dürfen,
nach einheitlicher juristischer Meinung, nichtärztliche Assistenten die ärztliche
Tätigkeit unterstützen. Diese Meinung stützt sich auf verschiedene Rechtsquellen.
Zu nennen sind hier das Dienstvertragsrecht (§ 613 S. 1 BGB), das Berufsrecht (§ 19
Abs. 1 S. 1 Musterberufsordnung (MBO-Ä)), das Vertragsarztrecht (§ 32 Abs. 1), die
Zulassungsverordnung für Ärzte (§ 15 Abs. 1 Bundesmantelvertrag-Ärzte (BMV-Ä)), das
Krankenhausentgeltgesetz (§17 Abs. 1) und untergesetzlich die Stellungnahmen der Bundesärztekammer
und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Der "Physician Assistant" agiert im Rahmen der delegierbaren Tätigkeiten, das heißt
der Übertragung bestimmter Tätigkeitsbereiche oder Einzelaufgaben an nichtärztliche
Mitarbeiter, entsprechend dem beruflichen Bildungsstand sowie der Fähigkeit und Erfahrung
zur selbstständigen Erledigung. Entscheidend für die Delegierbarkeit bleibt die Sicherung
von Leben und Gesundheit. Der Bachelor-Studiengang "Physician Assistant" qualifiziert
die Studierenden zur ärztlichen Assistenz im juristisch zulässigen Rahmen. Gleichzeitig
lernen die Studierenden, die Grenzen ihres Handelns zu erkennen und verfügen nach
Abschluss des Studiums über die entsprechende Kompetenz, diese Grenzen auch einzuhalten.
Berufschancen und Arbeitsmarktsituation
Berufschancen und Arbeitsmarktsituation
Mit dem "Physician Assistant, BSc" könnte in Deutschland eine neue Berufsgruppe innerhalb
der nichtärztlichen Heilberufe etabliert werden. Die personelle Ressourcenallokation
bei der Einhaltung der Qualitätsstandards und Entlastungen für den ärztlichen Sektor
eröffnen für den "Physician Assistant" gute Berufschancen. Vorhandene Stellenausschreibungen
für den "Physician Assistant" weisen bereits jetzt darauf hin. Die zukünftig zu erwartende
Arbeitsmarktsituation wird wesentlich von den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen
in Deutschland bestimmt sein. Aufgrund der ökonomischen und demografischen Entwicklung
scheinen reelle Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die Absolventen zu bestehen.
Alfons Osterbrink, Mathias Hochschule Rheine
Information und Bewerbung
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