ergopraxis 2009; 2(1): 13
DOI: 10.1055/s-0030-1254449
wissenschaft

Handwerk – Ergotherapeuten sollen sich auf die Anfänge rückbesinnen

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Publication Date:
07 July 2010 (online)

 
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Handwerklich-künstlerische Aktivitäten waren in der Anfangszeit der Ergotherapie fester Bestandteil des Berufes. Deshalb sollten sich Ergotherapeuten heute wieder vermehrt den therapeutischen Wert der Arbeit mit unterschiedlichen Gestaltungsmitteln bewusst machen und auch selbst Erfahrungen damit sammeln.

Dies ergab eine Studie der australischen Ergotherapeutin Emma Harris. Sie ließ sich in einem ausführlichen freien Interview die Erkenntnisse eines berufserfahrenen 42-jährigen Ergotherapeuten schildern. Er praktiziert handwerklich-künstlerische Therapie mit körperlich und kognitiv beeinträchtigten Klienten. Im Anschluss an das Interview erstellte Emma Harris gemeinsam mit einer Supervisorin schriftlich eine „erzählende Analyse”. In deren Mittelpunkt stand die Erläuterung der emotionalen, gedanklichen und kreativen Bereicherung, die sowohl Klient als auch Therapeut beim Umgang mit Textilien, Holz, Flechtwerkzeug und Mal-Utensilien erfahren. Der teilnehmende Ergotherapeut berichtete unter anderem vom Wert der Geschicklichkeitsübungen beim Basteln bis hin zu künstlerischen Erfolgen. Dies fördere seiner Meinung nach die Zufriedenheit der Klienten mit ihren Leistungen und die Hoffnung auf eine Verbesserung des Krankheitsbildes. Darüber hinaus werde das Selbstwertgefühl der Klienten gesteigert, was sie zu weiteren Aktivitäten ermutige. Die handwerklich-künstlerische Therapie setze aber voraus, dass sich Therapeuten weiterbilden, um ihren Klienten zum einen Abwechslung zu bieten, aber auch besser auf deren Bedürfnisse und Fähigkeiten eingehen zu können.

Emma Harris plädiert schließlich dafür, den handwerklich-künstlerischen Aktivitäten in der Ergotherapie wieder einen größeren Stellenwert einzuräumen.

suma

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Kommentar

Emma Harris hätte besser daran getan, einen Werbeartikel für die gute alte „Basteltante” zu schreiben. So kleidet sie das Gesprächsergebnis mit einem einzigen Ergotherapeuten, welcher die Hand- und Kunstfertigkeit von Klienten im Umgang mit Werkstoffen fördert, umständlich in eine „wissenschaftliche” Studie. Sie ignoriert dabei, dass Therapeuten und Klienten die angestrebten Behandlungserfolge heute mit einer deutlich breiteren Palette von Therapieformen wie zum Beispiel Bobath, Affolter oder Perfetti erzielen können. Der Artikel erweckt den Anschein, Handwerk sei ein Allround-Mittel. Der Interviewte setzt es allerdings nur bei seinen – ausschließlich psychiatrischen – Klienten ein. Handwerk hat sicher einen speziellen Stellenwert im Rahmen der Psychiatrie, allerdings weniger in der Neurologie und Pädiatrie.

Susanne Marzahn, Ergotherapeutin

AOTJ 2008; 55: 133–142