Der Schweinekehlkopf findet als Modell für den Kehlkopf des
               			 Menschen zunehmend Verwendung [1]
               [2]; er soll unter diversen Spezies im Hinblick auf die
               			 Phonation dem des Menschen am ehesten entsprechen [3].
               			 Vergleichende Studien befassen sich insbesondere mit dem Bau der Lamina propria
               			 der Stimmfalte (Plica vocalis) [4]. Hierbei wird beim
               			 Schwein immer nur die kaudal des Ventriculus laryngis
               			 gelegene Falte untersucht.
            
            
            Die kranial des Zugangs gelegene Falte
               			 gleicht nicht der beim Menschen hier gelegenen Taschenfalte (Plica
               			 vestibularis, auch Plica ventricularis genannt). Die Taschenfalte (Mensch) ragt
               			 nicht sehr weit ins Lumen vor und ist nicht schwingungsfähig. Sie wird von
               			 einer lockermaschigen Respirationsschleimhaut mit zahlreichen seromukösen
               			 Drüsen gebildet. Quergestreifte Muskulatur und ein kräftiger
               			 Bandapparat fehlen [7]. Die kraniale Schleimhautfalte
               			 des Schweins dagegen ist mit einem mehrschichtigen Plattenepithel
               			 [8] bedeckt und enthält dicke
               			 Kollagenfaserbündel: sie entspringen gemeinsam mit jenen der kaudalen
               			 „wahren” Stimmfalte am Aryknorpel und inserieren am Schildknorpel
               			 [9]. Dem Bau und Verlauf gemäß stellt dies
               			 also eine kraniale Stimmfalte dar. So sprechen auch Alipour und Jaiswal (2009)
               			 von einer oberen und unteren Stimmfalte; die obere (kraniale) Stimmfalte ist
               			 stärker gespannt und erwies sich bei Schwingungsversuchen als
               			 Haupt-Oszillator [10].
            
            
            Die Lamina propria der Stimmfalte des Menschen wird histologisch in
               			 drei Schichten eingeteilt: superficial, intemediate, deep layer of lamina
               			 propria (SLLP, ILLP, DLLP). Die SLLP (Reinke-Raum) besteht aus lockerem
               			 Bindegewebe; in der ILLP überwiegen elastische, in der DLLP Kollagenfasern
               			 [10]. ILLP und DLLP bilden das Ligamentum vocale, den
               			 verstärkten Rand des Conus elasticus. Hahn et al. (2005)
               			 [12] unterscheiden zusätzlich die subepitheliale
               			 Basalmembran-Zone (BMZ). Diese Schichten haben essentielle Bedeutung für
               			 die Phonation (Body-Cover-Modell, [13]
               [14]).
            
            
            Die Lamina propria der (kaudalen) Stimmfalte des Schweins wird
               			 stattdessen als zweischichtig beschrieben, allerdings ohne eindeutige Grenze
               			 zwischen beiden. Die oberflächliche Schicht besteht überwiegend aus
               			 Grundsubstanz, die tiefe vorwiegend aus Kollagen und minimal Elastin
               			 [1]. Daher verneinen einige Autoren die Existenz eines
               			 Conus elasticus und eines elastischen Stimmbandes beim Schwein
               			 [4] und vergleichen sie mit der Stimmfalte eines Kindes
               			 [2].
            
            
            Der Mensch besitzt bei der Geburt noch kein Stimmband, die gesamte
               			 Lamina propria besteht aus lockerem, grundsubstanzreichen Bindegewebe; die
               			 vollständige Ausbildung der Schichten der Lamina propria erfolgt
               			 geschlechtsabhängig erst im Alter von ca. 17 Jahren [15]. Entsprechende Angaben zum Schwein fehlen in der
               			 Literatur; mit Blick auf dieses wichtige struktur- und funktionsrelevante
               			 Kriterium untersuchten wir darum die kraniale und die kaudale Falte des
               			 Stimmapparates von weiblichen Schweinen, die 14 Tage,
               			 6 Monate oder 5 Jahre alt waren.
            
            
            Erste – aufgrund geringer Stichprobenzahl –
               			 vorläufige Befunde sind folgende:
            
            
            
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                     Die kaudale Falte des Stimmapparats vom
                     				  Schwein gleicht histologisch nicht der Plica vocalis des Menschen; eine
                     				  3-Schichtigkeit als Organisationsmuster ist beim 6 Monate alten Schwein nur
                     				  vage (fließende Übergänge), beim 5 Jahre alten
                     				  (durchgängig kollagenfaserreich) gar nicht erkennbar. Generell fällt
                     				  bei beiden die Durchsetzung der Schichten mit elastischen Fasern auf; beim
                     				  letztgenannten tritt eine starke Häufung auf, allerdings nicht als
                     				  „Schicht”, sondern als Konzentrierung im kranialen Bereich der
                     				  Falte. Schon beim 14 Tage alten Schwein kommen elastische Fasern vor,
                     				  insbesondere in der DLLP, mehr noch in der kollagenen und
                        				  elastischen BMZ.
                      
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                     Die kraniale Falte des Stimmapparats hat
                     				  eine sehr dicke Lamina propria. Schon beim 14 Tage
                     				  alten Schwein zeichnen sich anhand der Kollagenfasern deutlich BMZ, SLLP, ILLP
                     				  und DLLP ab; die Dicke der DLLP macht einen deutlichen Unterschied zur Plica
                     				  vocalis des Menschen aus. Elastische Fasern treten gehäuft in der ILLP
                     				  auf, und ganz besonders in der BMZ; sie reichen bei der Gewebeprobe vom 5 Jahre
                     				  alten Schwein tief in die subepithelialen Zapfen des Papillarkörpers. Auch
                     				  insofern liegt ein deutlicher Unterschied zur Plica vocalis des Menschen
                     				  vor.