Einleitung
Einleitung
Pulmonale Rundherde sind sehr unterschiedlicher Genese. Neben lokalisierten entzündlichen
oder gutartigen Erkrankungen wie zum Beispiel Fibromen oder Hamartomen treten sie
bei verschiedenen Granulomatosen im Rahmen einer Systemerkrankung auf. Meist handelt
es sich jedoch um primär pulmonale Malignome oder Metastasen eines extrapulmonalen
Primarius.
Für Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) in einem prinzipiell
kurativ operablen Tumorstadium, die aufgrund ihrer eingeschränkten Lungenfunktion
oder Komorbidität inoperabel sind, wird eine strahlentherapeutische Behandlung in
der S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms
empfohlen [1 ]. Trotz prinzipiell möglicher kurativer Operabilität des Lungenkarzinoms kann allerdings
in mehr als 20 % der Fälle den Patienten aufgrund ihrer Komorbidität keine Operation
angeboten werden [2 ]. Insbesondere für diese Patienten rücken neben strahlentherapeutischen Ansätzen
alternative, potentiell kurative Verfahren in den Fokus.
Für Patienten mit isolierten pulmonalen Metastasen konnte auf Basis der Daten eines
internationalen Registers gezeigt werden, dass eine vollständige chirurgische pulmonale
Metastasektomie potentiell kurativ sein kann [3 ]. Unter derselben Rationale wurden verschiedene interventionell-radiologische Verfahren
für funktionell oder aufgrund ihrer Komorbidität inoperable Patienten als Alternative
zum chirurgischen Vorgehen entwickelt. Bereits in den 1980er-Jahren veröffentlichte
der Schwede Nordenström Arbeiten über den Effekt von Gleichstrom auf pulmonale Malignome.
Eine Elektrode wurde dazu direkt in den Tumor eingebracht, eine andere in das Lungengewebe
in einem Abstand von zwei- bis dreifachem Durchmesser des Tumors oder in die thorakale
Aorta. Das Verfahren wurde als elektrochemische Behandlung bezeichnet, und je nach
Polarität wurden unterschiedliche Effekte auf das Gewebe beobachtet [4 ]. Bis Anfang des letzten Jahrzehnts fanden interventionelle Techniken zur Tumortherapie
der Lunge kaum Anwendung. Erst als interventionell-radiologische Methoden, die ursprünglich
zur Behandlung von hepatischen Malignomen entwickelt wurden, zunehmend auch in der
Lunge erfolgreich einsetzt wurden, hat sich die interventionell-radiologische Therapie
von Lungentumoren rasch entwickelt.
Aufgrund ihres Zugangsweges lassen sich die interventionell-radiologischen Verfahren
in zwei Gruppen unterteilen: Bei der einen wird perkutan eine Sonde unter Bildsteuerung
transpulmonal in das Tumorgewebe vorgebracht, um das Zielgewebe anschließend mittels
thermischer Energie möglichst vollständig zu destruieren. Bei der anderen Gruppe wird
ein perkutaner Gefäßzugang gewählt, über den die Katheter entweder in die lungensegmentversorgenden
Äste der Pulmonalarterie oder direkt in die tumorversorgenden Arterien vorgebracht
werden. Eine Übersicht hierzu gibt [Tab. 1 ].
Tab. 1 Möglichkeiten der interventionell-radiologischen Therapien in der pneumologischen
Onkologie.
perkutaner Zugangsweg
transpulmonal
transvenös
transarteriell
Verfahren
Radiofrequenzablation
transpulmonale Chemoembolisation
multiarterielle Chemoperfusion
Mikrowellenablation
Kryoablation
Laserablation
Therapieareal
Tumor
tumorbefallenes Lungensegment
Tumor über seine arterielle Blutversorgung
Therapieziel
thermische Ablation des Tumorgewebes
Tumorverkleinerung
Tumorverkleinerung, evtl. Tumoreradikation
Ziel der Behandlungen ist es, lokalisiert zytotoxische Wirkungen zu erzeugen, ohne
den Gesamtorganismus zu gefährden. Dies ist mittels Applikation von Hitze, Kälte,
aber auch durch lokalisierte Applikation von zytotoxischen und gefäßverschließenden
Substanzen möglich. Als thermoablative interventionell-radiologische Verfahren stehen
die Radiofrequenzablation (RFA), die Mikrowellenablation (MWA), die Kryoablation (PCA)
und die laserinduzierte Thermotherapie (LITT) zur Verfügung. Bei dem Verfahren der
transpulmonalen Chemoembolisation (TPCE) wird über einen venösen Zugang eine Mischung
aus Zytostatikum und Embolisat in tumorbefallene Lungensegmente instilliert. Wird
wie bei der multiarteriellen Chemoperfusion ein arterieller Zugangsweg gewählt, können
die tumorversorgenden arteriellen Gefäße, die häufig aus den Arteriae bronchiales
abgehen, selektiv aufgesucht werden, um dort Chemotherapie zu instillieren. In diesem
Artikel sollen diese derzeit für die pneumologische Onkologie verfügbaren interventionell-radiologischen
Verfahren vorgestellt und bewertet werden.
Perkutan-transpulmonale Verfahren
Perkutan-transpulmonale Verfahren
Bei diesen Verfahren werden perkutan-transpulmonal unter computertomografischer Kontrolle
dünnkalibrige Sonden in das zu behandelnde Tumorgewebe vorgebracht. Prinzipiell kann
dies unter Berücksichtigung des geplanten Eingriffs, des Allgemeinzustands des Patienten
und seiner Komorbidität sowohl unter Analgosedierung in Kombination mit einer Lokalanästhesie
als auch in Vollnarkose erfolgen. Insbesondere bei Behandlungen mit der Zielsetzung,
mehrere Tumore sequenziell in einer Sitzung zu therapieren, wird aufgrund der Behandlungsdauer
eine Vollnarkose bevorzugt, da hierdurch eine optimale Analgesie und Patientencompliance
gewährleistet wird. Zudem erlaubt die Intubationsnarkose die wiederholte Einstellung
definierter Atemlagen, was insbesondere bei komplexen Punktionswegen von Vorteil ist.
Risiko und Nutzen abwägend wird dies individuell mit dem Patienten besprochen. Über
die Sonden kann je nach Verfahren unterschiedlich Energie abgegeben werden, wie im
Folgenden beschrieben wird. Verschiedene Sonden zur RFA und MWA sind in [Abb. 1 ] dargestellt. Die aktiven, Energie abgebenden Sondenspitzen sind vergrößert in [Abb. 2 ] abgebildet.
Abb. 1 Sonden in verschiedenen Größen zur Mikrowellenablation (MWS) und zur Radiofrequenzablation
(RFS).
Abb. 2 Aktive, Energie abgebende Sondenspitzen zur Radiofrequenzablation (RFS) und zur Mikrowellenablation
(MWS).
Radiofrequenzablation
Die RFA ist ein minimal-invasives hyperthermes Ablationsverfahren, welches in der
Regel unter CT-Steuerung durchgeführt wird. Der Punktionsweg für die RFA-Sonde (RFS)
sollte dabei so gewählt werden, dass wiederholte Passagen der Pleura vermieden werden,
um das Risiko eines Pneumothorax gering zu halten. Die Abgabe eines hochfrequenten
elektrischen Wechselstroms (ca. 375 – 480 kHz) über die nicht isolierte Spitze der
RFS führt über die Induktion einer Ionenbewegung zur Erhitzung des Gewebes, aus der
eine Proteindenaturierung resultiert. Hierbei wird für etwa 15 min eine Temperatur
von bis zu 95°C erreicht und das Gewebe hierdurch „verkocht”. Die Ablation wird beendet,
wenn die Temperatur oder der Gewebewiderstand an der Sondenspitze einen bestimmten
Grenzwert überschreitet. Durch das einmalige Einbringen einer Ablationssonde können
derzeit Tumoren mit einem maximalen Durchmesser von etwa 3,5 cm in kurativer Intention
behandelt werden, um einen ausreichenden Sicherheitsabstand im Gesunden zu erhalten.
Bei größeren Tumoren wird die Sonde falls erforderlich mehrfach repositioniert, um
den Gesamttumor durch mehrere überlappende Behandlungsvolumina zu erfassen. Hierbei
erhöht sich das Komplikationsrisiko deutlich [5 ]. Bei Tumoren > 3,5 cm gelingt eine vollständige Tumorablation signifikant seltener
als bei kleineren Tumoren [6 ]. Nach Abschluss der Ablation kann die Sonde aktiviert zurückgezogen werden, um den
intrapulmonalen Zugangsweg zu koagulieren. Hierdurch sollen ein Verschleppen von Tumorzellen
und eine Blutung im Stichkanal verhindert werden. Bei einer Sitzung können sequenziell
mehrere, bisher bis zu drei, Tumore, die sich auf der gleichen Lungenseite befinden,
behandelt werden. Postinterventionell wird der Patient mindestens 4 Stunden nachbeobachtet
und erhält nach 2 Stunden ein Röntgen des Thorax p. a. in Exspiration zum Ausschluss
eines Pneumothorax.
Kontraindikationen
Eine relative Kontraindikation stellt eine Tumornähe zu hilären Strukturen, großen
Bronchien oder großen Gefäßen dar. Der Blutfluss in den Gefäßen leitet Hitze ab, sodass
die Zieltemperatur in den an größere Gefäße angrenzenden Tumorbereichen nicht erreicht
wird und ein hohes Rezidivrisiko besteht.
Absolute Kontraindikationen sind schwere Koagulopathien und eine Lebenserwartung < 3
Monate.
Komplikationen
Häufigste Komplikation der pulmonalen RFA ist der Pneumothorax. Bei einem Drittel
der Fälle mit interventionsbedingtem Pneumothorax ist die Behandlung mit einer einmaligen
Absaugung oder einer Pleuradrainage erforderlich. Neben Einblutungen entlang des Stichkanals
können hämorrhagische Pleuraergüsse bis hin zum seltenen lebensbedrohlichen Hämatothorax
auftreten, der thoraxchirurgisch oder interventionell-radiologisch durch Embolisation
des verursachenden Lungengefäßes behandelt werden muss. Die Behandlung pleuraständiger
Tumoren birgt die Gefahr der Entstehung einer pleuralen Fistel, die häufig nur langsam
abheilt und manchmal eine operative Sanierung erfordert.
Postinterventionell tritt häufig eine inflammatorische Reaktion auf, die sich systemisch
durch ein erhöhtes C-reaktives Protein und einen Anstieg der Leukozytenzahl nachweisen
lässt. Selten treten bakterielle Superinfektionen im Ablationsareal auf. Bei der Behandlung
von 366 Lungentumoren in 211 Sitzungen bei 137 Patienten in einem Zentrum verstarb
kein Patient während der Behandlung, jedoch zwei Patienten (0,9 %) im Verlauf. Ein
Patient starb an einem nicht zu beherrschenden Pneumothorax und der andere an schweren
Hämoptysen. Als größere Komplikationen wurden in dieser Veröffentlichung beschrieben:
Pneumothorax oder Pleuraergüsse, die die Behandlung mittels Drainage erforderten,
Pleuritis, Lungenabzesse und intrapulmonale Hämorrhagien mit Hämatothorax. Ihre kumulative
Rate lag bei 17,1 % [7 ].
Fallbeispiel ([Abb. 3 ])
Bei einer 67-jährigen Patientin wurde in der Nachsorge eines Mammakarzinoms eine isolierte
pulmonale Metastase im rechten Lungenunterlappen diagnostiziert. Zur Intervention
wurde der präinterventionelle PET-Datensatz mit den bei der Intervention angefertigten
CT-Bildern überlagert. Der Tumor wurde mit einer bipolaren RFS, deren Spitze über
3 cm aktiv ist, abladiert. Bereits während der RFA zeigte sich das typische perifokale
Infiltrat um den Tumor als Korrelat der Hitzeeinwirkung auf das den Tumor umgebende
Lungenparenchym. Periinterventionell trat ein kleiner Pneumothorax auf, der sich im
weiteren Verlauf selbstständig resorbierte. In einer Computertomografie einen Tag
nach der Intervention stellte sich der initiale Tumor, bedingt durch eine lokale Einblutung,
ein wenig größer dar. Nach 6 Monaten war der ursprüngliche Tumor im CT noch abgrenzbar,
aber metabolisierte in der PET kein FDG mehr. Für die Interpretation der verlaufskontrollierenden
Bilder nach RFA ist es wichtig zu wissen, dass weiterhin ein Tumor im Ablationsgebiet
zu sehen ist. Dieser besteht nun aus avitalem zerstörtem Gewebe, das nicht mehr wachsen
kann. Bis zu 6 Monate postinterventionell kann die Läsion durch periinterventionelles
Einbluten und Ödembildung größer sein als der ursprüngliche Tumor. Im weiteren Verlauf
wird das abladierte Gewebe dann narbig umgebaut und zeigt eine typische Schrumpfung.
Hierbei kann je nach Größe des behandelten Volumens auch die Bildung einer Kaverne
beobachtet werden.
Abb. 3 Fallbeispiel Radiofrequenzablation: Grüner Pfeil: Tumor. Weißer Pfeil: Pneumothorax.
a PET-positive Metastase eines Mammakarzinoms im rechten Lungenunterlappen. b Radiofrequenzablation der Metastase mit periinterventionellem Auftreten eines kleinen
Pneumothorax. c 1 Tag postinterventionell. d PET-CT 6 Monate postinterventionell: kein vitaler Restbefund im Tumor, da in der
PET keine FDG-Speicherung mehr nachweisbar ist.
Mikrowellenablation
Mikrowellen (900–2.500MHz) regen Wassermoleküle im Gewebe zu Schwingungen an und führen
hierdurch zur Erhitzung des Gewebes. Ab einer Temperatur von ca. 60°C resultiert eine
sofortige Proteindenaturierung. Theoretisch und im Tierexperiment ist es mit der MWA
im Vergleich zur RFA möglich, in kürzerer Zeit höhere Temperaturen in einem größeren
Volumen zu erzeugen [8 ]. Bis auf die Sonde und die über sie applizierte Energie unterscheidet sich die Behandlung
nicht wesentlich von der RFA. Auch wenn nur wenige Veröffentlichungen über die Behandlung
von primären und sekundären Malignomen in der Lunge vorliegen, sind unseres Erachtens
Indikation, Durchführung und Komplikationen vergleichbar mit der RFA.
Fallbeispiel ([Abb. 4 ])
Bei einem 60-jährigen Patienten wurde 1993 ein pulmonales Adenokarzinom im rechten
Lungenoberlappen diagnostiziert. In der Ausbreitungsdiagnostik ergab sich kein Hinweis
auf eine Lymphknotenfilialisierung oder auf Fernmetastasen. Bei geringer lungenfunktioneller
Reserve aufgrund eines Lungenemphysems erfolgte eine atypische Resektion des Lungenoberlappens
in kurativer Intention. 13 Jahre später trat ein neuer Rundherd im rechten Lungenunterlappen
ohne Hinweis auf eine Filialisierung auf. Histologisch wurde ein pulmonales Adenokarzinom
nachgewiesen. In kurativer Intention erfolgte eine atypische Resektion des Unterlappens
rechts. Drei Jahre später zeigte sich erneut ein Rundherd von 1,6 × 1,2 cm im Rest
des rechten Lungenunterlappens mit der Histologie eines pulmonalen Adenokarzinoms.
Bei nun fehlender pulmonaler Reserve mit funktioneller Inoperabilität bei einer auf
38 % vom Soll reduzierten FEV1 wurde dem Patienten eine Mikrowellenablation angeboten,
in die er einwilligte. Der Eingriff wurde in potentiell kurativer Intention durchgeführt,
da kein Hinweis auf eine Filialisierung bestand. In den Verlaufskontrollen mittlerweile
über ein Jahr stellt sich computertomografisch ein Tumor in unveränderter Größe im
Ablationsareal dar, der im PET keine FDG-Aufnahme zeigt und daher als avital anzusehen
ist.
Abb. 4 Fallbeispiel Mikrowellenablation. Grüner Pfeil: Tumor. a neu aufgetretenes pulmonales Adenokarzinom nach atypischer OL- und UL-Resektion rechts
vor 16 bzw. 3 Jahren. b Mikrowellenablation des Tumors in Bauchlage. Kontrolle 8 Monate postinterventionell:
veränderte Morphologie des Tumors (c ) ohne Hinweis auf vitales Gewebe im PET (d ).
Kryoablation
Bei der perkutanen Kryoablation (PCA) wird nach Lokalanästhesie der Haut und Instillation
eines Lokalanästhetikums in den Pleuraraum eine Nadel durch den zu abladierenden Tumor
bis zu seinem Rand vorgebracht. Anschließend wird über die einliegende Nadel ein Dilatator
mit einer Schleuse geschoben. Die Nadel und der Dilatator werden entfernt und eine
Kryotherapiesonde (PCAS) bis zum Ende der Schleuse vorgebracht. Die Schleuse wird
ohne die Position der PCAS in der Lunge zu verändern einige Zentimeter zurückgezogen,
sodass die PCAS frei im Tumor liegt. Über die Sonde wird das Gewebe je nach Protokoll
zwei- bis dreimal für 5 bis 20 Minuten eingefroren und zwischen den Zyklen aufgetaut.
Die PCAS verwendet hierzu Argon und Helium. Das Einfrieren ist mehrfach erforderlich,
da im normalen Lungenparenchym das initiale Einfrieren aufgrund der enthaltenen Luft
nur zu einem Eisball von 1 cm führt. Nach dem Auftauen tritt eine intraalveolare Hämorragie
auf, die die Luft verdrängt und beim nächsten Einfrieren einen größeren Eisball ermöglicht.
Im Inneren des entstehenden Eisballs wird im Abstand von 3 – 5 mm zu seinem Rand eine
zytotoxische Temperatur von ≤ – 20°C erreicht. Hierdurch wird das Tumorgewebe avital.
Die Effektivität nimmt bei Tumoren > 4 cm signifikant ab [9 ].
Komplikationen
In der Veröffentlichung eines Zentrums über 217 Behandlungen werden als Komplikationen
der PCA Husten, Hämoptysen, die alle innerhalb einer Woche spontan sistierten, Hypertonie,
Pleuraergüsse, Pneumothoraces in 12 % der Fälle und das Auftreten eines Hautemphysems
beschrieben. Jeweils ein Fall mit einer Verletzung des Plexus brachialis und des Nervus
laryngeus traten auf [9 ]. In einer anderen Fallserie über 22 Behandlungen trat bei 50 % der Behandlungen
ein Pneumothorax auf [10 ]. Die hohe Pneumothoraxrate kann hierbei durch das dickere Device erklärt werden.
Laserinduzierte Thermotherapie
Die Machbarkeit, mittels Laser in der Lunge Hitze zu erzeugen und Gewebe zu koagulieren,
wurde zunächst im Tiermodell gezeigt [11 ]. Wie bei der PCA wird auch bei diesem Verfahren eine Sonde in einer modifizierten
Seldinger Technik eingebracht. Bei der Behandlung von 64 Patienten mit pulmonalen
Metastasen eines extrapulmonalen Primarius durch ein Zentrum traten keine periinterventionellen
Todesfälle auf. Bei 38 % der Patienten trat ein Pneumothorax auf und bei 5 % der Patienten
war die Behandlung mit einer Drainage erforderlich. Eine definitive Behandlung der
pulmonalen Metastasen konnte bei 31 Patienten erzielt werden [12 ]. Daten zur Behandlung von primären Lungentumoren beim Menschen sind bisher nicht
veröffentlicht.
Verfahren mit perkutanem vaskulärem Zugangsweg
Verfahren mit perkutanem vaskulärem Zugangsweg
Transpulmonale Chemoembolisation
Die arterielle Chemoembolisation über einen Katheter (TACE) ist in der Leber bei multinodalem
Befall eine Standardtherapie des hepatozellulären Karzinoms [13 ]. In der Lunge ist das Verfahren in abgewandelter Form anwendbar. Zur sogenannten
transpulmonalen Chemoembolisation (TPCE) wird ein Ballonkatheter über eine Femoralvene
in die Segmentarterie des tumorbefallenen Lungensegmentes vorgebracht und geblockt.
Mittels Applikation von Kontrastmittel lässt sich das Lungengewebe, das von dem Gefäß,
in dem der Katheter einliegt, perfundiert wird, darstellen. Gegebenenfalls ist nun
eine Um- oder Neupositionierung des Katheters erforderlich, um das tumorbefallene
Lungengewebe zu erfassen. Durch Applikation einer zytotoxischen und embolisierenden
Suspension, die zum Beispiel aus Mitomycin, Lipiodol und Mikrosphären zusammengesetzt
sein kann, wird unter fluoroskopischer Kontrolle eine Stase des Blutflusses im Zielareal
erzielt. Die Behandlung kann in 4-wöchentlichem Abstand wiederholt werden. In einer
veröffentlichten Fallserie über 52 behandelte Patienten sind nach einer TPCE gelegentlich
ein leichter Anstieg der Leukozytenzahl, mildes Fieber und Husten beobachtet worden.
In etwa der Hälfte der Patienten mit pulmonalen Metastasen von unterschiedlichen extrapulmonalen
Primarii konnte eine „partial response” oder eine „stable disease” nach RECIST-Kriterien
erzielt werden [14 ]. Aussagekräftige Daten zur Anwendung der TPCE bei Bronchialkarzinomen liegen bislang
nicht vor. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen thermischen Ablationsverfahren verfolgt
diese Methode das Ziel einer palliativen lokalen Tumorkontrolle und ist nicht kurativ.
Multiarterielle Chemoperfusion
Bei dem Verfahren der multiarteriellen Chemoperfusion werden über einen arteriellen
Zugang die den Tumor versorgenden Gefäße, die typischerweise aus Ästen der Bronchialarterien
abgehen, aufgesucht. Neben Ästen aus den Bronchialarterien können häufig zusätzliche
tumorversorgende arterielle Gefäße, die zum Beispiel aus den Interkostalarterien abgehen,
detektiert werden. In diese Gefäße wird lokalisiert Chemotherapie, Cisplatin und Gemcitabin
oder Doxorubicin und Gemcitabin bei Niereninsuffizienz, appliziert. Hierbei wird eine
hohe lokale Dosis der Chemotherapie am Tumor erreicht bei nur geringer systemischer
Dosis. Dadurch könnte evtl. auch eine chemotherapeutische Substanz eingesetzt werden,
die bei einer systemischen Gabe aufgrund der Dosis nicht tolerabel wäre. In einer
veröffentlichen Fallserie über 32 Patienten mit einem NSCLC konnte bei einem Patienten
eine vollständige Remission und bei 16 Patienten eine partielle Remission der behandelten
Tumoren erzielt werden [15 ].
Diskussion
Diskussion
Interventionell-radiologische Verfahren zur Behandlung lokalisierter pulmonaler Malignome
stellen bisher keine Alternative zu einem in kurativer Intention durchgeführten operativen
Verfahren dar, sollten jedoch aufgrund des günstigen Risiko-Nutzen-Verhältnisses bei
funktionell inoperablen oder eine Operation ablehnenden Patienten neben strahlentherapeutischen
Behandlungsmethoden in Erwägung gezogen werden.
Die RFA als das bislang am besten untersuchte Verfahren ist abhängig von der thermischen
Leitfähigkeit des zu abladierenden Gewebes. Luft gefüllte, den Tumor umgebende Räume
sind einerseits günstig, da sie isolierend die Hitze im Ablationsareal halten und
zu einer kürzeren Ablationsdauer führen können. Andererseits bergen sie die Gefahr
einer lokalen Tumorprogression im Randbereich des abladierten Tumors. Dieser Effekt
spielt bei der Mikrowellenablation theoretisch keine Rolle. Im Vergleich zur RFA scheint
die MWA in kürzerer Zeit eine höhere Temperatur innerhalb des Tumors erreichen zu
können und ein größeres Ablationsvolumen zu ermöglichen. Diese Vorteile sind bisher
jedoch nur theoretisch oder im Tiermodell gezeigt worden [16 ].
Die Behandlung von Tumoren mittels RFA in der Nähe der Thoraxwand birgt ein erhöhtes
Risiko für einen postinterventionellen pleuritischen Schmerz und einen Pneumothorax.
In der Nähe von großen Gefäßen oder dem Mediastinum nimmt die Effektivität der RFA
aufgrund des hitzeableitenden Effektes größerer Blutgefäße ab. Im Gegensatz zu den
hitzeabladierenden Verfahren scheint die PCA in der Nähe mediastinaler Strukturen
risikoärmer zu sein [9 ]. Die Daten zu diesem Verfahren sind spärlich. In der Veröffentlichung einer Fallserie
trat innerhalb eines Jahres ein Lokalrezidiv bei 20 % der kryoabladierten Tumoren
auf [10 ]. Die Vor- und Nachteile der thermoablativen Verfahren sind in [Tab. 2 ] dargestellt.
Tab. 2 Thermoablative Verfahren in der Behandlung von Malignomen in der Lunge: Radiofrequenz-,
Mikrowellen- und Kryoablation.
Radiofrequenzablation (RFA)
Mikrowellenablation (MWA)
Kryoablation (PCA)
Tumorgröße
bis 3,5 cm
bis 3,5 cm
bis 4 cm
multifokale Tumoren behandelbar
ja
ja
ja
Dauer des Eingriffs
30 – 60 min pro Tumor
20 – 45 min pro Tumor
k. A.
Datenlage
1 einarmige Multicenterstudie, zahlreiche Fallserien
einzelne Fallserien
wenige Fallserien
Vorteil
gute Datenlage
Hinweis auf hohe Effektivität im Randbereich der Ablationsvolumina
wahrscheinlich risikoärmer im Bereich mediastinaler Strukturen
Nachteil
abnehmende Effektivität bei Tumoren >3,5 cm
im Vergleich zur RFA größere Sondendurchmesser
hoher Materialaufwand, zeitaufwendig, im Vergleich zur RFA größere Sondendurchmesser
Unter den verschiedenen thermoablativen radiologisch-interventionellen Verfahren besteht
derzeit mit der RFA die umfangreichste klinische Erfahrung. Eine kürzlich veröffentlichte
Arbeit über 64 Patienten mit NSCLC im Stadium I zeigte nach einer Behandlung mittels
limitierter Resektion, RFA oder PCA ein vergleichbares 3-Jahres-Überleben [17 ]. In der prospektiven, einarmigen Multicenterstudie „RAPTURE Trial” (Radiofrequency
Ablation of Pulmonary Tumours Response Evaluation Trial) [18 ] wurden pulmonale Rundherde eines NSCLC, aber auch pulmonale Metastasen anderer Karzinome
mittels RFA behandelt und für zwei Jahre nachbeobachtet. Nach einem Jahr konnte bei
88 % der Patienten ein Therapieerfolg im Bereich des Zieltumors gezeigt werden. Das
Überleben von Patienten mit NSCLC im Stadium I betrug allgemein nach 2 Jahren 75 %
und malignomspezifisch 92 %. Für die MWA gibt es für die Behandlung des NSCLC nur
wenige klinische Daten. In einer Arbeit wurden 82 Lungentumore bei 50 Patienten mittels
Mikrowellen behandelt. Bei den Lungentumoren lagen histologisch kleinzellige, nicht-kleinzellige
und Metastasen eines extrathorakalen Tumors vor. Eine lokale Kontrolle des Tumors
bestand bei 67 % der Patienten nach einem Jahr [19 ].
Die Sicherheit von Patienten mit implantierten Defibrillator oder Herzschrittmacher
wurde in einer Fallserie über 22 Patienten, bei denen neben pumonalen Tumoren auch
extrapulmonale Malignome behandelt wurden, überprüft. Im Rahmen der RFA traten Umprogrammierungen
des Aggregats auf, bei der MWA traten keine Zwischenfälle auf [20 ]. Beide Verfahren sollten jedoch bei Patienten mit implantiertem Defibrillator oder
Herzschrittmacher allenfalls nach kritischer Risiko- und Nutzenabwägung, unter Beachtung
von Sicherheitsmaßnahmen wie der Schrittmacherkontrolle direkt vor und nach einer
Intervention sowie ggf. Umprogrammierung in einen V00-Modus durchgeführt werden. Das
Hinzuziehen eines kardiologisch erfahrenen Arztes ist in diesen Fällen dringend empfehlenswert.
Chirurgische Resektion von Metastasen eines extrapulmonalen Primarius werden unter
der Vorstellung eines Überlebensvorteils durch diese Behandlung durchgeführt, obwohl
es bisher keine randomisierten Untersuchungen zum Überleben nach Resektion pulmonaler
Metastasen gibt [21 ]. Unter derselben Rationale erfolgt die lokale Ablation. Die lokale Rezidivfreiheit
einer mittels RFA behandelten Metastase scheint unabhängig von ihrer Histologie zu
sein [22 ], sondern ist wesentlich von der Vollständigkeit der Ablation abhängig.
Fazit
• Für Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium I, II und ggf.
IIIa ist eine Lungenteilresektion in kurativer Intention das Verfahren der Wahl bei
adäquater kardio-pulmonaler Reserve. Bei lungenfunktionell oder aufgrund ihrer Komorbidität
inoperablen Patienten gewinnen radiologisch-interventionelle Verfahren neben strahlentherapeutischen
eine zunehmende Bedeutung.
• Die RFA oder MWA stellen sowohl bei lokalisierten primären nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen
als auch bei isolierten Metastasen von extrapulmonalen Malignomen potenziell kurative
Therapien dar. Die Evaluation ihres Stellenwertes in der Karzinombehandlung gegenüber
sonstigen nicht-operativen Behandlungen hinsichtlich des Überlebens und der Lebensqualität
erfordert weitere prospektive randomisierte kontrollierte Studien. Eine Kombination
dieser Verfahren mit der arteriellen Chemoperfusion kann ggf. die Effizienz steigern.
Die risikoarme Durchführbarkeit der interventionell-radiologischen Verfahren wurde
bereits gezeigt. Möglicherweise könnte auch eine kombinierte interventionelle lokale
Behandlung mit einer adjuvanten systemischen Chemotherapie günstig sein. Zukünftig
werden bei den immer älter werdenden Patienten mit zunehmenden Komorbiditäten multimodale
Konzepte als interdisziplinäre Behandlungskonzepte unter Einschluss der neueren interventionellen
Verfahren eine zunehmende Bedeutung erlangen.
Interessenkonflikt
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.