Der Klinikarzt 2010; 39(5): 264
DOI: 10.1055/s-0030-1262378
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Faktor-XIII-Mangel – Die vielen Gesichter der Hämophilie

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Publication Date:
12 July 2010 (online)

 
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Neben den klassischen Formen der Hämophilie, wie Typ A und B, treten auch weitere Erkrankungen mit erhöhter Blutungsneigung auf, z. B. Faktor-XIII-Mangel. Dieser ist nur schwierig zu erkennen und wird dementsprechend selten diagnostiziert, erklärte Prof. Johannes Oldenburg, Bonn. FXIII katalysiert als letztes Glied in der Gerinnungskaskade nach Aktivierung durch Thrombin und Kalzium-Ionen die Bildung von kovalenten Peptidbindungen und wird daher auch als fibrinstabilisierender Faktor bezeichnet.

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Homozygoten FXIII-Mangel prophylaktisch substituieren

Beim schweren homozygoten FXIII-Mangel (Häufigkeit 1:1,4 Millionen) treten bei der Geburt meist starke Nabelschnurblutungen auf. Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen. Fast alle Betroffenen leiden unter spontanen Blutungen und verstärkten Blutungen bereits bei kleineren Verletzungen mit ausgeprägter Hämatombildung. Die Patienten berichten über schwere Blutungen in Muskeln und Gelenken, aber auch lebensbedrohliche Gehirnblutungen.

Betroffene mit einem heterozygoten FXIII-Mangel sind dagegen meist asymptomatisch oder weisen nur eine leicht erhöhte Blutungsneigung auf. Auch Schwangerschaften können beeinträchtigt sein. "Allein in Deutschland gibt es vermutlich rund 80000 Betroffene mit milder heterozygoter Verlaufsform", so Oldenburg, der die Inzidenz auf rund 1:1000 schätzt. Bisher werden diese Formen jedoch nur unzureichend diagnostiziert, da FXIII in den Routinebestimmungen, z. B. partielle Thromboplastinzeit (PTT) oder Thromboplastinzeit (TPZ; Quick), nicht erfasst wird. Am besten kann ein entsprechender Mangel durch Bestimmung des FXIII-Plasmaspiegels diagnostiziert werden. Zusätzlich sind Genanalysen möglich.

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Substitutionstherapie

Die lange Halbwertszeit von FXIII ermöglicht ein 4-wöchiges Dosierungsintervall. Eine Dauersubstitution ist nur bei Patienten mit schwerem homozygoten FXIII-Mangel erforderlich. Bei akuten Blutungen und zur Prophylaxe von Blutungen im Zusammenhang mit operativen Eingriffen oder bei Schwangerschaften ist eine am Bedarf orientierte FXIII-Gabe induziert. Gegenwärtig wird FXIII noch mit Plasmakonzentraten substituiert. Seit 2008 ist auch ein rekombinantes Präparat in Phase III der klinischen Prüfung.

"Der FXIII-Mangel ist der bisher noch am wenigsten erforschte Gerinnungsfaktorenmangel. Auch welche Modifikation an FXIII welche Veränderung mit sich bringt, ist unklar, insbesondere für Patienten mit milder Verlaufsform", so das Fazit von Oldenburg. "Es wäre wünschenswert, dass dieser Mangel mehr Aufmerksamkeit findet."

Dr. Katrin Wolf, Eitorf

Quelle: Fachpresseworkshop "The many Faces of bleeding Disorders"am 19.4.2010 in Bonn, veranstaltet von Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz

Die Autorin ist freie Journalistin