Quelle: Isfort M, Weidner F, Neuhaus A, Kraus S, Köster VH, Gehlen D. Pflege-Thermometer
2009. Eine bundesweite Befragung von Pflegekräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung
im Krankenhaus. Köln: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e. V. (dip);
2010. Im Internet: http://www.dip.de
Thema: Belastungsfähige Kennzahlen, die Daten der pflegerischen Versorgung mit gemessenen
Ergebnisindikatoren oder Risikodaten von Patienten verknüpfen, existieren in Deutschland
nicht. Zahlreiche Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass in den Krankenhäusern ein
chronischer Pflegemangel besteht. Die Folgen des massiven Stellenabbaus in der Krankenhauspflege
wirken sich immer stärker aus. Dies und der damit verbundene Rückgang der Ausbildungskapazitäten
dünnen die überalterte Personaldecke weiter aus. Daraus resultiert eine hohe Arbeitsbelastung.
Die steigenden Patientenzahlen erschweren eine adäquate Versorgung noch.
Projekt: Das "Pflege-Thermometer 2009" des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung
e. V. (dip) ist die größte zusammenhängende Befragung von Pflegekräften in Deutschland.
Über die erhobenen Daten soll es möglich werden, die Versorgungsqualität der Patienten
aus pflegefachlicher Perspektive besser einschätzen zu können.
Ergebnis: Die Pflegenden stabilisieren die professionelle und fachliche Pflege trotz der Mängel
im System. Allerdings denkt nur jede dritte Pflegekraft, dass pflegerisch geplante
Maßnahmen vollständig realisiert werden können. Daher stellen die Pflegenden die notwendigen
Maßnahmen in eine Prioritätenliste. Oft gibt es aber kein klares Regelwerk zur Orientierung,
sodass sie situationsbezogen und individuell entscheiden müssen. Die Zusammenarbeit
mit den Ärzten stufen Pflegende größtenteils als sehr gut ein. Sie unterstützen die
Einarbeitung von Kollegen ebenso wie die Einarbeitung und Begleitung von Schülern
konzeptionell. Hierbei stimmt aber nur jede vierte oder fünfte Pflegekraft bezüglich
der Umsetzung eindeutig zu.
Pflegende sind selbstkritisch, was Prozesse angeht, die der Patientenversorgung zugute
kommen könnten. Ein deutliches Defizit sehen sie in der projektbezogenen Arbeit auf
den Stationen. Dazu gehört nicht nur, tragfähige Strategien zu entwickeln, um ältere
Mitarbeiter einzubinden. Offensichtlich entwickeln die Kliniken kaum oder deutlich
zu wenige innovative Projekte, über die Pflegende Neues kennenlernen können.
Fazit: Um den sich abzeichnenden Kollaps zu vermeiden, müssten alle verantwortlichen Kräfte
der Gesundheitspolitik von Bund und Ländern, Gewerkschaften, Verbände und Kostenträger
gemeinsam mit den Krankenhäusern in einer konzertierten und nachhaltigen Aktion zusammenarbeiten.
Key Words: Pflege-Thermometer - Befragung - Stellenabbau - Überalterung - Patientenversorgung