Vitamin A ist für die fetale Lungenreifung und die Entwicklung der Alveolen wichtig.
Weltweit leiden 190 Mio. Vorschulkinder und 19 Mio. Schwangere an Vitamin-A-Mangel,
vor allem in den Entwicklungsländern. Eine gezielte antenatale Vitamin-A-Substitution
kann sich in einer chronisch unterernährten Population positiv auf die Lungenentwicklung
der Kinder auswirken. N Engl J Med 2010; 362: 1784-1794
US-amerikanische Forscher um W. Checkley untersuchten spirometrisch 1371 nepalesische
Kinder im Alter von 9-13 Jahren im Zeitraum von 2006-2008, deren Mütter in der Zeit
von 1994-1997 an einer placebokontrollierten, doppelblinden Studie teilgenommen hatten.
In der damaligen Studie waren knapp 45 000 Schwangere auf eine wöchentliche Gabe mit
Vitamin A, Betacarotin oder Placebo randomisiert worden. Zusätzlich hatten alle Kinder
im Rahmen eines nationalen Programms ab dem 6. Lebensmonat bis zum Vorschulalter halbjährlich
Vitamin A erhalten. Die Autoren verglichen die Einsekundenkapazität (FEV1) und die
forcierte Vitalkapazität (FVC) von Kindern, deren Mütter Vitamin A erhalten hatten
mit den Werten derjenigen Kinder, deren Mütter Betacarotin oder Placebo bekommen hatten.
Bessere Lungenfunktion bei Vitamin-A-Substitution
Kinder, deren Mütter Vitamin A erhalten hatten, verfügten im Alter von 9-13 Jahren
über eine deutlich höhere FEV1 und FVC als Kinder, deren Mütter Placebo erhalten hatten.
Nach Einrechnung verschiedener Einflussfaktoren waren beide Werte im Durchschnitt
jeweils 46 ml (3 %) höher. Die Substitution von Betacarotin hatte keine Wirkung auf
die Lungenreifung. FEV1 und FVC stiegen im Vergleich zur Placebogruppe nicht statistisch
signifikant um 14 bzw. 17 ml. Es bestand eine lineare Beziehung zwischen postpartalem
Serumretinolspiegel der Mutter und den Lungenfunktionswerten der Kinder. Für Betacarotin
bestand keine derartige Assoziation.