Soziale Aspekte sind für die Betätigung von Frauen besonders förderlich. Das ist das
Ergebnis der Diplomarbeit von Larisa Mincinoiu und ihren Kollegen an der Akademie
für Ergotherapie in Wien, Österreich.
In einer qualitativen Studie befragten die Forscher sieben psychisch erkrankte Klientinnen
des psychosozialen Dienstes in Amstetten zu betätigungshemmenden und -fördernden Faktoren.
Ihre Antworten belegen, dass soziale Kontakte eine wichtige Rolle spielen. Anderen
zu helfen, Anerkennung zu bekommen sowie die Handlungsrollen als Mutter, Tochter oder
Partnerin empfanden sie als bedeutsam. Waren die Frauen bestimmten Institutionen gegenüber
positiv eingestellt, dann fühlten sie sich auch eher motiviert, sich dort zu betätigen
und somit ihren Alltag zu strukturieren. Das Arbeiten stuften sie als wichtig ein.
Hierbei waren ihnen sowohl das Produkt der Arbeit als auch der finanzielle Aspekt
wichtig. Freizeitaktivitäten und Arbeit empfanden alle Frauen als positiv. Betätigungen
der Selbsterhaltung wie Kochen sahen manche als notwendig an, für andere war es mit
Spaß verbunden. Als hindernde Faktoren für Tätigkeiten nannten die Klientinnen körperliche
Einschränkungen wie Übergewicht oder psychische Krisen. Außerdem fehlten ihnen für
bestimmte Aktivitäten oft das Geld oder die sozialen Kontakte. Manche Frauen werteten
gewisse Betätigungen wie die Erholung ab, sodass sie auch nicht motiviert waren, daran
teilzunehmen. Zudem empfanden sie bestimmte Alltagssituationen wie Wohnungsumbauten
als belastend.
Letztendlich kann eine gute Tagesverfassung der Betätigung ebenso dienlich sein wie
eine positive Einstellung gegenüber den Therapeuten. Erlebnisse aus der Vergangenheit
haben Einfluss darauf, ob Frauen eine Tätigkeit als positiv oder als negativ erleben.
Darum kommen die Forscher zu dem Schluss, dass Ergotherapeuten genau wissen müssen,
welche Betätigungen für das Leben ihrer Klientinnen wichtig sind, um diese im Therapiealltag
besser berücksichtigen zu können. Darüber hinaus fordern sie eine ähnliche Studie
mit Männern.
dawo
ergoscience 2010; 5: 3–15