Die zu untersuchenden Patienten einer Studie sollten über möglichst vergleichbare
Voraussetzungen verfügen. Denn dann kann man die Ergebnisse einfacher auf andere Patienten
übertragen. Sind sich Forscher darüber bewusst, dass ihre Studienteilnehmer unterschiedliche
Startbedingungen aufweisen, die das Ergebnis beeinflussen könnten, dann können sie
das mithilfe einer Stratifizierung berücksichtigen.
Ein Beispiel: Forscher möchten untersuchen, wie sich zwei verschiedene Interventionen
auf die Armfunktion bei Patienten nach einem Schlaganfall auswirken. Sie möchten ein
Krafttraining (Intervention A) mit einem Koordinationstraining (Intervention B) vergleichen.
Da sie davon ausgehen, dass sich eine Armparese besser erholt, wenn die Sensibilität
der oberen Extremität erhalten ist, verlassen sie sich nicht nur auf eine Zufallseinteilung
(Randomisierung) der Studienteilnehmer. Denn dabei könnte es passieren, dass sich
in einer Interventionsgruppe mehr Patienten mit beeinträchtigter Sensibilität und
damit schlechterer Prognose befinden als in der anderen Gruppe. Dieser Umstand kann
das Studienergebnis maßgeblich beeinflussen – positiv oder negativ. Daher führen die
Forscher vor der Randomisierung eine Stratifizierung durch. So erhalten sie möglichst
vergleichbare Patientengruppen. Dazu verteilen sie zunächst alle Teilnehmer anhand
ihrer Basisdaten auf zwei Gruppen – auf „Sensibilität vorhanden” (Gruppe 1) und „Sensibilität
nicht vorhanden” (Gruppe 2). Anschließend weisen sie jeweils die Hälfte der Probanden
von Gruppe 1 und 2 per Zufall einer der beiden Interventionen zu. Insgesamt ergeben
sich so vier Gruppen: Gruppe 1/Intervention A, Gruppe 1/Intervention B, Gruppe 2/Intervention
A, Gruppe 2/Intervention B (Abb.).
Clevere Einteilung der Studienteilnehmer: Mit einer Stratifizierung vereinheitlichen
Forscher die Startbedingungen der Probanden und erhöhen die Qualität der Studie. (Grafik:
H.Hübner)
Üblich sind maximal zwei Stratifizierungen
Üblich sind maximal zwei Stratifizierungen
In den meisten Studien müssen die Forscher mehrere Startbedingungen der Teilnehmer
beachten. Im genannten Beispiel wäre auch eine Einteilung in „Linkshänder” und „Rechtshänder”
oder in „schwere Parese” und „leichte Parese” denkbar. Üblicherweise führen die Forscher
eine, maximal zwei Stratifizierungen durch. Passend zum Thema und zum Ziel der Studie
sollten sie sich dabei für die wichtigsten Faktoren entscheiden. Des Weiteren sollten
sie bei einer stratifizierten Studie darauf achten, dass sie die Ergebnisse der einzelnen
Gruppen am Ende getrennt voneinander auswerten. Das nennt man in der Statistik eine
geplante Auswertung nach Strata oder eine stratifizierte Auswertung.
Vorsicht vor „Datenfischerei”
Vorsicht vor „Datenfischerei”
Eine Stratifizierung sollte man vor der Zufallseinteilung durchführen. Forscher haben
aber auch die Möglichkeit, sie erst ganz am Ende der Studie vorzunehmen. Voraussetzung
dafür sollte jedoch sein, dass sie dieses Vorgehen bereits vor Studienbeginn festgelegt
haben. Das ist aber nicht immer der Fall. Denn in einigen Studien nehmen die Forscher
nach Interventionsabschluss zahlreiche Auswertungen vor, die zu Beginn so nicht geplant
waren. Genau genommen ist das ein unwissenschaftliches Vorgehen, welches in der Statistik
auch als „Daten fischen” bekannt ist. Denn im Nachhinein findet man immer irgendetwas
– wenn man nur lange genug sucht.
Die Studienqualität erhöhen
Die Studienqualität erhöhen
Mit einer Stratifizierung haben Forscher die Möglichkeit, ihr Fachwissen sinnvoll
vor Studienbeginn einzusetzen bzw. es in die Studie einfließen zu lassen. Sie wissen
zum Beispiel, dass Sensibilitätsstörungen das Behandlungsergebnis beeinflussen. Mit
einer Stratifizierung steht ihnen also ein statistisches Instrument zur Verfügung,
das die Qualität einer Studie verbessert und eindeutigere Ergebnisse erzeugt.