Bei COPD-Patienten, die häufig wegen Exazerbationen im Krankenhaus aufgenommen werden,
scheint die Infektion durch untypische Pathogene, insbesondere Pseudomonas aeruginosa,
ein wesentlicher Faktor zu sein, der die Hospitalisierung notwendig macht und die
Mortalität erhöht. Respiratory Medicine 2010; 104: 840–848
Exazerbationen im Verlauf einer COPD beschleunigen den Verlust an Lungenfunktion,
verschlechtern damit die Prognose der Patienten und verursachen nicht zuletzt erhebliche
gesellschaftliche Kosten. Manche COPD-Patienten haben nicht nur häufiger als andere
akute Exazerbationen, sondern müssen auch oft im Krankenhaus behandelt werden. Renom
et al. sind in einer offenen spanischen Studie der Frage nachgegangen, welche Bedeutung
Atemwegsinfektionen für die Hospitalisierung haben.
Kollektiv mit ≥2 Exazerbationen
Kollektiv mit ≥2 Exazerbationen
Erfasst wurden klinische und funktionale Parameter von 116 COPD-Patienten, die im
Verlauf der letzten 12 Monate mindestens 2-mal im Krankenhaus behandelt worden waren.
Außerdem wurden prospektiv mikrobiologische Untersuchungen während Exazerbationen
durchgeführt. Schließlich wollte man den prognostischen Wert verschiedener klinischer,
funktionaler und mikrobiologischer Parameter im Hinblick auf Hospitalisierung und
Mortalität ermitteln.
In den Sputumproben der COPD-Patitenten ließ sich Pseudomonas aeruginosa in der Gruppe
der untypischen Erreger am häufigsten identifizieren, so das Ergebnis der Studie (Bild:
CDC).
Die Patienten wurden im Mittel über 21 Monate beobachtet. Das Durchschnittsalter betrug
71 Jahre, 94 % der Probanden waren männlich. Die mittlere Zahl von Krankenhausbehandlungen
im letzten Jahr betrug 3,2 ± 1,4, der mittlere FEV1-Wert lag bei 36,5 ± 13,4 % des
Solls und der BODE-Index bei 5,5 ± 2,1 (BODE: Body-Mass-Index, Obstruction, Dyspnoe,
Exercise Capacity). Es zeigte sich, dass 31 % der hospitalisierten Patienten gemessen
an der Lungenfunktion oder dem BODE-Index keine schweren Exazerbationen aufwiesen.
Bei 80 der 116 Patienten (69 %) erhielt man mindestens eine positive Sputumkultur.
Bei 20 Patienten (17 %) blieben die Kulturen negativ und bei 16 Patienten (14 %) ließ
sich kein Sputum gewinnen.
Je schwerer die Exazerbation, desto häufiger untypische Bakterien
Je schwerer die Exazerbation, desto häufiger untypische Bakterien
In allen positiven Sputumkulturen befanden sich 377 verschiedene Pathogene von 15
verschiedenen Arten. Aus 18,2 % der Sputumproben konnten mehrere Erreger isoliert
werden. Untypische Erreger dominierten das identifizierte Keimspektrum mit 71,1 %.
Dabei stand Pseudomonas aeruginosa mit 39,7 % der untypischen Erreger an der Spitze.
Je schwerer die Erkrankung, desto mehr waren untypische Bakterien die Ursache. Bei
Patienten mit einem BODE-Index in den oberen beiden Quartilen wurden aus mehr als
90 % der Isolate untypische Keime isoliert.
In der multivariaten Analyse korrelierten der BODE-Index und die Mikrobiologie mit
der Mortalität. Die Isolation untypischer Pathogene war auch unabhängig vom BODE-Index
mit einer deutlich höheren Mortalität und häufigeren Hospitalisierungen assoziiert.
Eine Beziehung zwischen dem funktionalem Status und der Mikrobiologie ließ sich nicht
beobachten.
Fazit
Fazit
Der Zusammenhang zwischen mikrobiologischen Befunden und der Notwendigkeit, Exazerbationen
von COPD-Patienten im Krankenhaus zu behandeln, wurde bisher in keiner Studie gezielt
untersucht. Atemwegsinfektionen mit untypischen Erregern sind als ein wichtiger Faktor
identifiziert worden, der bei einer Exazerbation eine Hospitalisierung erzwingt. Dies
muss im Screening und Management von CODP-Patienten mit häufigen Exazerbationen berücksichtigt
werden, so die Autoren.
Martin Bischoff, Planegg