Epidemiologische Studien zeigen, dass es eine Korrelation zwischen Partikelgröße und
Atemwegserkrankungen gibt. Vor allem Fraktionen, die kleiner als 10 µm sind, können
zu Gesundheitsschäden führen. Linares et al. widmeten sich der Dynamik von Süßgrasallergenen
und ihrer Verteilung innerhalb der verschiedenen Partikelfraktionen der Atmosphäre. Int Arch Allergy Immunol 2010; 152: 49–57
Das Forscherteam sammelte in Granada/Südspanien während der Pollensaison von April
bis Juni Luftproben mit 2 verschiedenen Sammelgeräten, die 8 verschiedene Größenfraktionen
unterschieden. Das Allergen Lol p I, ein Hauptallergen aus dem Gras Lolium perenne,
wurde mittels ELISA quantifiziert und im Elektronenmikroskop untersucht. Die Pollenzählung
erfolgte nach dem im "Spanish Aerobiological Network" festgelegten Schema. Es zeigte
sich, dass die Menge der Süßgraspollen mit der Allergenaktivität positiv korrelierte
(rs = 0,45; p < 0,01; n = 72). In den Partikelfraktionen, die kleiner als 3,3 µm waren,
fanden sich die höchsten Konzentrationen des Allergens Lol p I. Das Auftreten der
Allergene in der Luft war nicht von den gemessenen metereologischen Faktoren wie Windrichtung,
Feuchtigkeit und Sonnenscheindauer abhängig. Allerdings bestand eine negative Korrelation
der Allergenkonzentration mit der minimalen Temperatur. Lol p I konnte durchgehend
während aller 72 Messtage nachgewiesen werden, mit einzelnen Peaks Ende Mai. Die Pollenkonzentration
zeigte deutlichere Verteilungsspitzen mit Maxima Mitte Mai und Anfang Juni.
Kommentar
Der geringe Einfluss des Wetters ist sicherlich skeptisch zu betrachten, da um diese
Jahreszeit das Wetter in Spanien ziemlich stabil ist. Die Partikelfraktionen, in denen
sich die Allergene fanden, sind auch die mit der industriellen Verschmutzung. Interaktionen
von Allergenen mit anderen Partikeln werden schon lange im Rahmen der Feinstaubdiskussion
erörtert. Die einzelnen Partikelfraktionen hinsichtlich ihrer immunologischen Potenz
zu untersuchen, wäre ein weiterer Schritt zum Verständnis der Zusammenhänge von Umwelt
und Gesundheit.
Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum