In der Gesundheitsforschung, insbesondere im Bereich der Onkologie und bei chronischen
Erkrankungen, gewinnt die Lebensqualitätsforschung immer mehr an Bedeutung. Bei akuten
Erkrankungen wie der ambulant erworbenen Pneumonie (CAP: community acquired pneumonia)
wurden Lebensqualität oder -zufriedenheit bislang wenig beforscht. Die wenigen Studien,
die die Lebensqualität von CAP-Patienten untersucht haben, stellten eine Verschlechterung
während der Erkrankung fest, die jedoch nach einer gewissen Zeit wieder auf das Ausgangsniveau
anstieg [1], [2]. In diesen Studien wurde der SF-36, ein generisches Instrument zur Lebensqualitätsforschung,
eingesetzt.
Abweichungen der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit in der CAP-Population von
den Normwerten.
Abweichungen der allgemeinen Lebenszufriedenheit in der CAP-Population von den Normwerten.
Analyse der Lebenszufriedenheit von CAP-Patienten
Analyse der Lebenszufriedenheit von CAP-Patienten
Im Rahmen des Kompetenznetzes CAPNETZ, das deutschlandweit Patienten mit ambulant
erworbener Pneumonie untersucht, wurde erstmals deren allgemeine und gesundheitsbezogene
Lebenszufriedenheit analysiert. Die Patienten erhielten das standardisierte Erhebungsinstrument
zur Lebenszufriedenheit von Henrich und Herschbach "Fragebogen zur Lebenszufriedenheit-FLZM"
[3], [4] . Dieses Instrument wurde bereits in verschiedenen Patientengruppen, wie beispielsweise
Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), entzündlichen Darmerkrankungen
[5] und zystischer Fibrose [6], eingesetzt sowie zur Evaluation medizinischer Maßnahmen (Rekonstruktion der Brust,
Geschlechtsumwandlungen [7], [8]). Der Vorteil dieses Instruments besteht darin, dass sowohl die subjektive Zufriedenheit
als auch die subjektive Wichtigkeit des entsprechenden Items beurteilt wird. Zudem
liegen Normwerte für die deutsche Bevölkerung vor, die für einen Vergleich herangezogen
werden können.
Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit
Insgesamt nahmen 1899 CAP-Patienten an der Untersuchung der Lebenszufriedenheit teil.
Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung wiesen diese erwartungsgemäß eine statistisch
signifikant geringere gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit auf (52,1 ± 42,6 vs.
74,4 ± 41,5, p < 0,001), bedingt durch einen geringeren Score in allen Teilbereichen
dieses Moduls. Die stratifzierte Analyse ergab, dass insbesondere Patienten, die weitere
Begleiterkrankungen aufwiesen, ihre gesundheitsbezogene Lebenszufriedenheit schlechter
bewerteten als Patienten ohne Begleiterkrankungen.
Allgemeine Lebenszufriedenheit
Allgemeine Lebenszufriedenheit
Interessanterweise wurde auch die allgemeine Lebenszufriedenheit von den CAPPatienten
signifikant schlechter beurteilt als von der Allgemeinbevölkerung (55 ± 35,2 vs. 60,5
± 37,3, p = 0,001). Dies erklärt sich insbesondere durch einen geringeren Score für
die Teilbereiche Freunde/Bekannte, Freizeit/Hobbys, Gesundheit und Einkommen. Werden
die verschiedenen Subpopulationen miteinander verglichen, lässt sich auch hier feststellen,
dass CAP-Patienten, die Begleiterkrankungen aufweisen, im Vergleich zu Patienten ohne
Begleiterkrankungen eine geringere allgemeine Lebenszufriedenheit angeben.
Fazit
Fazit
Es ist nicht anzunehmen, dass bei CAP-Patienten die Erkrankung an sich langfristig
einen Einfluss auf das Einkommen oder auf das Verhältnis zu Freunden und/oder Familie
oder Hobbys hat. Nach unserer Datenlage kann davon ausgegangen werden, dass das Vorhandensein
von Begleiterkrankungen als Ursache für die herabgesetzte allgemeine Lebenszufriedenheit
bei CAP-Patienten zu sehen ist. Dies sollte bei einer patientengerechten Therapie
Berücksichtigung finden.
Dr. Maike Schnoor, Marburg
Prof. Torsten Schäfer, Ratekau