Der Klinikarzt 2010; 39(11): 486
DOI: 10.1055/s-0030-1269778
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Herzinfarktpatienten mit Diabetes – ISAR-RISK-Studie: Vorhersage des plötzlichen Herztodes möglich

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Publikationsdatum:
29. November 2010 (online)

 
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Patienten nach einem Herzinfarkt haben ein besonders hohes Risiko an einem plötzlichen Herztod zu sterben, wenn sie Diabetiker sind. Einer möglichst präzisen Risikoeinschätzung kommt daher in dieser Patientengruppe eine große Bedeutung zu. Die Ergebnisse der ISAR-RISK-Studie zeigen jetzt, dass eine "schwere autonome Dysfunktion" (severe autonomic failure, SAF) ein starker und unabhängiger Prediktor für den plötzlichen Herztod ist. Zeichen von SAF finden sich beinahe doppelt so häufig bei diabetischen wie bei nicht diabetischen Patienten nach einem Herzinfarkt (Postinfarkt-Patienten).

Die Ergebnisse der Studie wurden von Dr. Axel Bauer, Medizinische Universitätsklinik Tübingen, auf dem diesjährigen Europäischen Kardiologenkongress in Stockholm vorgestellt.

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Definition der schweren autonomen Dysfunktion

Eine SAF liegt vor, wenn 2 Phänomene kombiniert auftreten: Eine abnormale Heart Rate Turbulance (HRT), also eine kurze initiale Beschleunigung und anschließende Verlangsamung der Herzfrequenz und eine abnormale Dezelerationskapazität (deceleration capacity, DC) - sie analysiert Regelungsvorgänge, die spezifisch an Verlangsamungen (Dezelerationen) der Herzfrequenz beteiligt sind.

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SAF bei Diabetikern häufiger

Bei der ISAR-RISK-Studie zeigte sich, dass während einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren 83 der 481 diabetischen Patienten starben (17,3 %), davon 23 Patienten an plötzlichem Herztod. Die Häufigkeit von SAF bei diabetischen Patienten betrug 12,1 % und war signifikant höher als bei nicht diabetischen Postinfarkt-Patienten (7,0 %).

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Bild: Kothes Klewes

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SAF und plötzlicher Herztod

In der Gruppe der diabetischen Postinfarkt-Patienten war SAF hochsignifikant mit dem plötzlichen Herztod assoziiert. Diabetische Postinfarkt-Patienten mit SAF hatten eine 28 %ige Wahrscheinlichkeit, innerhalb des Beobachtungszeitraums plötzlich zu sterben.

"SAF erwies sich als der stärkste unabhängige Risikoprädiktor für den plötzlichen Herztod", so Dr. Bauer. "Zukünftige Studien sollten testen, ob diabetische Postinfarkt-Patienten mit SAF von einer vorbeugenden Therapie mit implantierbaren Cardioverter Defibrillatoren (ICD) profitieren."

Quelle: Pressemitteilung idw

 
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Bild: Kothes Klewes