Patienten werden nach einer operativen Druckentlastung des N. medianus im Karpaltunnel
gewöhnlich mit einer Handgelenkschiene versorgt, um postoperative Komplikationen zu
vermeiden. Doch im Vergleich zur frühen Mobilisation kann sich die postoperative Ruhigstellung
der Hand negativ auf die Rehabilitation auswirken.
Das ist die Kernaussage einer systematischen Literaturstudie von Sherif Mouneir Isaac
und seinem Team an den University Hospitals in Leicester, Großbritannien. Nach einer
Literaturrecherche in den Datenbanken Medline, Cochrane und Embase schlossen die Autoren
fünf randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 276 Teilnehmern in ihr Review
ein. Sie evaluierten, ob eine Schienenversorgung der operierten Hand nach offener
Karpaltunnel-OP Vorteile für die Rehabilitation der betroffenen Patienten hat. Doch
in den Interventionsgruppen variierte nicht nur die Dauer der Ruhigstellung erheblich
(zwischen zehn Tagen und vier Wochen), auch bei den Ergebnisparametern wie der Greif-
und Druckkraft, der Schmerzstärke oder dem Auftreten von Komplikationen gab es große
Unterschiede zwischen den Arbeiten.
Obwohl die fünf analysierten Artikel im Studiendesign stark voneinander abwichen,
scheinen die Autoren trotzdem zum gleichen Schluss zu kommen: Nach einer offenen Karpaltunnel-OP
verbessert die Ruhigstellung der operierten Hand die Behandlungsergebnisse nicht.
In manchen Fällen verzögern sie die Rehabilitation und die Rückkehr an den Arbeitsplatz
sogar. Komplikationen wie Wundinfektionen, Subluxationen der Sehnen und das Anhaften
des N. medianus an der Narbe, die die Schiene eigentlich verhindern soll, scheinen
sehr selten zu sein und spielten, zumindest in den fünf ausgewählten Studien, keine
Rolle.
Da das verfügbare Datenmaterial nur sehr unzureichend ist, empfehlen Mouneir Isaac
und sein Team randomisierte Studien, die die Wirksamkeit einer postoperativen Ruhigstellung
der Hand nach operativer Dekompression des Karpaltunnels untersuchen.
giro
Curr Rev Musculoskelet Med 2010; 3: 11–17