Der Klinikarzt 2010; 39(12): 583
DOI: 10.1055/s-0030-1271907
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Hohe Dunkelziffer und unzureichende Datenlage – Thrombophlebitis: Ein unterschätztes Risiko

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Publikationsdatum:
10. Januar 2011 (online)

 
Inhaltsübersicht

Die Thrombophlebitis ist mehr als nur eine akut schmerzhafte Entzündung der oberflächlichen Venen und auch nicht harmlos. Bis zu 20 % der Erkrankten zeigen asymtomatische Thrombosen der tiefen Venen und 30 % asymtomatische Lungenembolien. Das mache die "kleine, aber gemeine Schwester der Thrombose" so gefährlich warnte Dr. Stefan Mörsdorf, Homburg/Saar auf der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie im November in Aachen. Die primäre Entzündung der Vene mit sekundärer Thrombosierung sei die meist unterschätzte venöse thromboembolische Erkrankung, die zudem eine hohe Dunkelziffer und unzuverlässiger Datenlage auszeichne. Am häufigsten, nämlich in 90 % der Fälle, tritt die Thrombophlebits superficialis an den Beinen auf: in 60-80 % ist die V. saphena magna, in 10-20 % die V. saphena prava betroffen. Bei einer oberflächlichen Phlebitis ist solange eine Beteiligung tiefer Beinvenen zu vermuten, so Mörsdorf, bis das Gegenteil bewiesen ist.

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CALISTO-Studie liefert neue Daten

Das Krankheitsbild der Thrombophlebitis sei in der Vergangenheit wissenschaftlich höchst stiefmütterlich behandelt worden. Neue Daten liefert die CALISTO-Studie (Comparison of Arixtra in lower limb superficial vein thrombosis with placebo) [1] in der, doppelblind und randomisiert, Fondaparinux (Arixtra®) gegen Placebo zur Behandlung akuter oberflächlicher Venenthrombosen an 3 002 Patienten untersucht wurde. Über 77 Tage nahmen 1 502 Patienten Fondaparinux (45 Tage 2,5 mg. sc.) und 1 500 Placebo ein. Das Ergebnis: nach 47 Tagen 3 Fälle (0,2 %) in der Verum-Gruppe im Vergleich zu 22 Fällen (1,5 %) unter Placebo.

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Vorsicht bei alten Menschen

In der Pharmakotherapie, und hier besonders bei der Therapie der Thrombose, muss im Alter der Aspekt der Minderleistung fast aller Organe der Patienten berücksichtigt werden, warnt Prof. Martin Wehling vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Medizinischen Fakultät Mannheim. Insbesondere sei die Nierenfunktion vermindert. Deshalb müsse in dem Altersabschnitt, in dem das Thromboserisiko ohnehin exponentiell ansteige, in der Wahl der Antikoagulantien besonders umsichtig vorgegangen werden. Die Dosierung der meisten Antithrombotika (unfraktioniertes Heparin, NMH und Fondaparinux) sei stark von der Nierenfunktion abhängig und bei deutlich eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin Clearance < 30 ml/min) kontraindiziert. Eine Sonderstellung räumt Wehling Tanzaparin (innohep®) ein, da es mangels Kumulation ohne Dosisanpassung bei einer starken Niereninsuffizienz (Kreatinin Clearance > 20 ml/min) verwendet werden kann.

Anne Marie Feldkamp, Bochum

Quelle: Satelliten-Symposium "Von der Oberfläche in die Tiefe - thromboembolische Ereignisse richtig therapieren" am 1. November 2010 anlässlich der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie.
Veranstalter: LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg

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Literatur

  • 01 Decousus H, et al. N Engl J Med. 2010;  363 1222-1232
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Literatur

  • 01 Decousus H, et al. N Engl J Med. 2010;  363 1222-1232