Invasive Candidämien sind ein zunehmendes Problem auf Intensivstationen. In Deutschland
wurden nach den Worten von Prof. Christoph Lichtenstern, Gießen, im Jahr 2007 bereits
18 % der Pilzerkrankungen auf Intensivstationen von Candida-Erregern hervorgerufen.
Und mittlerweile habe sich auch das Erregerspektrum geändert, denn die weniger auf
Azole empfindlichen non-albicans Candida-Spezies, vor allem C. glabrata seien auf
dem Vormarsch [1].
Dilemma später Diagnose
Lichtenstein wies auf das Dilemma der späten Diagnose der Pilzinfektionen hin: Nur
50-60 % der Blutkulturen bei Candidämie werden positiv und ein positiver Pilznachweis
erfolgt aufgrund des langsamen Wachstums der Pilze in Kultur zumeist erst Tage nach
der Probennahme [2]. Eine frühe und adäquate antimykotische Therapie sei aber entscheidend für ein positives
Outcome von Hoch-Risiko-Intensivpatienten, dies gilt insbesondere für Patienten mit
einem septischen Schock infolge einer Candidämie. Mehr als 75 % der Patienten überlebten,
wenn die Therapie innerhalb von 15 Stunden nach Positivität der Kultur eine adäquate
Therapie erhielten. Wurde die Therapie später eingeleitet, erhöht sich die Letalität
beträchtlich [3].
"Der erste Schuss muss sitzen"
Deshalb müsse bei einer nachgewiesenen oder vermuteten Infektion mit Candida spp.
"der erste Schuss sitzen", betonte Lichtenstern und stellte den Algorithmus des Universitätsklinikums
Gießen vor, der auf den Empfehlungen der Infectious Diseases Society of America (IDSA)
und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie basiert [4]. Liegen kein septischer Schock und keine relevanten Organdysfunktionen vor, erhalten
die Patienten bei unbekannter Candida-Spezies ein Echinocandin wie beispielsweise
Caspofungin (Cancidas®), bei späterem Nachweis von Azol-sensiblen Keimen kann dann
auf ein Azol umgestellt werden. Bei nachgewiesener Infektion mit C. albicans, parapsilosis
oder lusitaniae kommt Fluconazol, bei C. glabrata und krusei ein Echinocandin zum
Einsatz. Hat der Patient einen septischen Schock und treten relevante Organdysfunktionen
auf, seien Echinocandine Mittel der Wahl.
Für Lichtenstern sind Echinocandine wegen ihrer guten und schnellen Wirksamkeit gegen
Candida spp. beim kritisch Kranken Mittel der ersten Wahl und Caspofungin besonders
für Intensivpatienten eine geeignete Alternative bei Therapieversagen oder empirischer
Therapie. Die Entscheidung zur empirischen Therapie erfolgt laut Lichtenstern nach
Risikoprofil und lokalen Gegebenheiten wie Epidemiologie der Pilze im Krankenhaus,
Patientenpopulation und eigener Erfahrung.
Andrea Warpakowski, Itzstedt
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Quelle: Satellitensymposium "Kalkuliert zum Ziel - Aktuelle antiinfektive Therapiestrategien"
im Rahmen des 10. Kongress der DIVI 2010 am 2. Dezember 2010 in Hamburg. Veranstalter:
MSD SHARP & DOHME GmbH, Haar
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