Rofo 2012; 184(4): 298
DOI: 10.1055/s-0031-1274801
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Akutes HWS-Distorsionstrauma – Darstellung möglicher Verletzungen des Lig. transversum im MRT

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Publication Date:
22 March 2012 (online)

Die Frage, welche Strukturen durch ein unfallbedingtes HWS-Distorsionstrauma und in welchem Ausmaß verletzt werden, ist nicht abschließend geklärt. Studien zur Darstellung von Schädigungen mit der MRT konzentrierten sich oft auf Patienten mit chronischem HWS-Distorsionstrauma und auf die Alarbänder. Ulbrich et al. untersuchten die Möglichkeiten der MRT, bei Patienten mit akutem HWS-Distorsionstrauma eventuelle Verletzungen des Lig. transversum atlantis darzustellen.

AJR Am J Roentgenol 2011; 197: 961–967

Die Schweizer Arbeitsgruppe rekrutierte dafür Patienten mit aktuen HWS-Distorsionen Grad I oder II (entsprechend Quebec Task Force) nach Autounfällen mit Heckkollisionen. Es wurden jeweils 30 Patienten aus den Altergruppen 20–29, 30–39 und 40–60 Jahre konsekutiv aufgenommen und eine Kontrollgruppe mit ebenfalls 90 Personen gebildet. Die MRT-Untersuchungen fanden innerhalb der ersten 48 h nach dem Verkehrsunfall statt. Für die Bildakquisition wurden transversale STIR-Sequenzen und sagittale 3-D-VIBE-Sequenzen (mit bzw. ohne Kontrastmittel) eingesetzt.

Die insgesamt 90 Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 36,3 Jahren. Bei den Unfallopfern war das Lig. transversum atlantis in den mediane T1-VIBE- und transversalen reformatierten VIBE-Aufnahmen durchschnittlich etwas dicker als in der Kontrollgruppe: sagittal 1,99 vs. 1,91 mm, transversal 1,98 vs. 1,95 mm. Der Unterschied erreichte nur bei Männern mit p = 0,03 (sagittal) und p = 0,04 (transversal) Signifikanzniveau. Der Kontrast zwischen Lig. transversum atlantis und Liquor unterschied sich bei Patienten (–0,60) und Kontrollpersonen (–0,63) in den STIR-Aufnahmen signifikant (p = 0,007), nicht aber zwischen den Geschlechtern, bei unterschiedlichem BMI oder Alter. Auch in den VIBE-Aufnahmen war der Kontrast zwischen dem Ligament und Liquor bei Patienten (0,38) und gesunden Personen (0,40) deutlich verschieden (p = 0,005). Der Kontrast unterschied sich nach Kontrastmittelapplikation etwas schwächer (p = 0,038), während dadurch die Signalveränderungen nicht signifikant waren. Die Messungen ergaben keinen Kontrastwert, mit dem sich Patienten von Kontrollpersonen allein anhand dieses Parameters unterscheiden ließen.

Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie lassen auf eine mögliche Beteiligung des Lig. transversum atlantis bei akutem HWS-Distorsionstrauma schließen. Zwar kann die MRT die Untersuchung struktureller Verletzungen unterstützen, ist aber nach Meinung der Autoren wegen der geringen Veränderungen nicht für individuelle Diagnosen geeignet.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)

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