In Hamburg findet dieses Jahr der 93. Röntgenkongress unter dem Motto „Gegensätze
verbinden“ statt. Der Kongress-
präsident Prof. Hermann Helmberger gibt im Interview Einblicke, was die Besucher erwartet
und was auf keinen Fall versäumt werden darf.
? Herr Professor Helmberger, verbinden Gegensätze tatsächlich?
Helmberger: Für diese 1. Frage bin ich Ihnen wirklich sehr dankbar, denn sie zeigt
mir doch, dass das Kongressmotto richtig gewählt war. Wir hatten ganz bewusst auf
jegliche Interpunktion verzichtet, um so noch Platz für die eigene Interpretation
des Lesenden oder Hörenden und die Diskussion dazu zu lassen. Die Radiologie ist ein
Querschnittsfach und hat eine Breite der Themen erreicht, die sich in manchen Bereichen
scheinbar zu widersprechen scheinen, d. h. thematisch oder aufgrund der versorgten
Patientengruppen oder auch bezüglich der Herangehensweise. Mir war es sehr wichtig
in der Vorbereitung des Kongresses, hier Gemeinsamkeiten wieder mehr in den Vordergrund
zu rücken und zu betonen.
Deshalb wird es auch gemeinsame Veranstaltungen z. B. der AG-Herz-Diagnostik und der
DEGIR oder der AGs Uro-Radiologie und Kinderradiologie geben. Neben diesen Gemeinsamkeiten
– innerhalb der Radiologie, die es zu betonen gilt – trifft dies aber auch auf benachbarte
Fächer der Bildgebung, z. B. die Nuklearmedizin und die Kinderradiologie, zu. Auch
hier werden wir uns beim Kongress den Fachthemen gemeinsam nähern.
Und der 3. Schritt geht über das Gebiet der Bildgebung hinaus: die interdisziplinäre
Diskussion mit den klinischen Fachkollegen, an deren Patientenversorgung wir beteiligt
sind. Und so freue ich mich besonders, dass wir insgesamt 8 klinische Fachgesellschaften
mit ihren Vertreten, in unser Programm einbinden konnten und gemeinsam aktuelle Fragen
erörtern werden.
? Welche Themenkomplexe stehen im Mittelpunkt des Röntgenkongresses 2012?
Helmberger: Zum einen ist es die Abdominaldiagnostik mit ihrem interdisziplinären
Anspruch und auch ihren Überschneidungen zur Onkologie einerseits und zur interventionellen
Radiologie andererseits. Als weiteren Höhepunkt sehe ich die Rheumabildgebung an,
die wir gemeinsam mit Rheumatologen, Nuklearmedizinern und Pädiatern diskutieren wollen.
Und natürlich werden die neusten technischen Fortschritte in der Hybridbildgebung
einen breiten Raum einnehmen, genauso wie die Klassiker jedes Röntgenkongresses aus
der Neuroradiologie und der Skelettdiagnostik.
? Welche Neuerungen im Programm können die Teilnehmer im Vergleich zu den Vorjahren
erwarten?
Helmberger: Neben der starken Interdisziplinarität, die sich in Spezial-Refresherkursen
widerspiegelt, werden z. B. die kinderradiologischen Vorträge in diesem Jahr nicht
ausschließlich in reinen Kinderradiologie-Sitzungen erörtert, sondern im Rahmen der
thematischen Behandlung zusammen mit den Allgemeinradiologien diskutiert. Im Spezialkurs
Nuklearmedizin gibt es ebenfalls eine Neuerung, denn dort werden die Vorträge jeweils
von einem radiologischen und einem nuklearmedizischen Kollegen gemeinsam vorgetragen.
Die Themenreihen „Fit für den Facharzt“ und „Radiologie in Klinik und Praxis“ werden
über den gesamten Kongress mit vielen Veranstaltungen ausgebaut.
? Mehr als 850 Vorträge, Seminare und Workshops werden den Röntgenkongress mit Inhalt
füllen. Welche Höhepunkte im wissenschaftlichen Programm dürfen auf keinen Fall verpasst
werden?
Helmberger: Da möchte ich den Teilnehmern ganz besonders die Highlightvorträge unserer
diesjährigen Ehrenmitglieder ans Herz legen. Diese finden im Rahmen wissenschaftlicher
Sitzungen zum Schwerpunkt des jeweiligen Ehrenmitglieds statt. Die Ehrenmitglieder
leiten die jeweilige Sitzung auch mit ihren Vorträgen ein. Umfassender als in einer
derartigen Sitzung kann man sich über ein Thema nicht auf den aktuellen Stand bringen.
? Und wenn die Seminare und Vorträge vorbei sind, erwartet die Teilnehmer ein buntes
Rahmenprogramm. Auf was möchten Sie diesbezüglich besonders hinweisen?
Helmberger: Der 1. erste Abend unseres Röntgenkongresses steht ganz im Zeichen der
Begegnung der Teilnehmer untereinander. Er ist erstmals als Get-together ausgerichtet
und soll in lockerer Atmosphäre auf den Kongress einstimmen und viele Kontaktmöglichkeiten
eröffnen. Als Ort haben wir deshalb den „Schuppen 52“, eine der derzeitigen In-Location
Hamburgs, gewählt. Dieser umgebaute ehemalige Lagerschuppen liegt mitten im Hamburger
Hafen und kann mit einem eigens eingerichteten Bus-Shuttle vom Kongresszentrum aus
bequem erreicht werden.
? Ein wichtiger Punkt des Röntgenkongresses und auch Ihr persönliches Anliegen ist
die Nachwuchsförderung. Wie wird der Röntgenkongress diesbezüglich Ihren Wünschen
gerecht?
Helmberger: Da gibt es, das vor 2 Jahren begonnene Programm „Die hellsten Köpfe für
die Radiologie“ und das werden wir in bewährter Weise fortsetzen und ausbauen. Für
die Studenten steht dabei neben einer Studenten-Lounge auch wieder ein eigenes Programm
am Samstag bereit. Und so freuen wir uns auch in diesem Jahr auf eine große Zahl studentischer
Besucher.
? Die steigende Teilnehmerzahl an MTRAs spricht für die Attraktivität des Röntgenkongresses
für Medizinisch-technische Radiologieassistentinnen und –assistenten. Auf was können
sich die MTRAs dieses Jahr besonders freuen?
Helmberger: Das Programm der MTRA, das wiederum vom VMTB vorbereitet wurde, spiegelt
ebenfalls das Motto des Kongresses und die Breite unseres Faches wider. Es geht neben
diesen rein radiologischen Themen auch auf Qualitätsmanagement, Strahlenschutz und
Hygieneanforderungen in der Radiologie ein. Dieses letzte ist ein Thema, das zunehmend
auch in den Fokus der Öffentlichkeit gerät.
Was mir aber besonders wichtig ist, ist dass unsere Jahrestagungen wieder gemeinsam
stattfinden und so der Austausch untereinander gut möglich ist.
? Auch in diesem Jahr wird die Industrieausstellung viel Spannendes für die Kongressteilnehmer
bereithalten. Welche Neuerungen sind dieses Jahr zu erwarten?
Helmberger: Wir freuen uns, dass auch in diesem Jahr das Industrieforum wieder prall
gefüllt ist mit Bewährten, mit Neuem und sicherlich mit ganz Neuem. So viel kann man
schon verraten, dass sich die Unternehmen eine Menge haben einfallen lassen und der
Besuch damit allemal sehr lohnend sein wird.
Offiziell eröffnet wird die Ausstellung mit dem Kongressrundgang am Donnerstagmorgen
durch eine Delegation der Deutschen Röntgengesellschaft.
? Was ist Ihr persönliches Highlight des Röntgenkongresses in Hamburg?
Helmberger: Neben dem Get-together am Mittwoch, auf das schon hingewiesen wurde, sollte
man 2 Dinge während der Kongresstage meines Erachtens keinesfalls versäumen. Zum einen
die Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagmorgen nach dem 1. Refresher-Block und dann
die Röntgenvorlesung am Freitag von Prof. Richard Baron aus Chicago zum Thema „The
evolution of liver imaging – the search for the holy grail“. Dies ist sicherlich ein
sehr vielversprechendes Thema.
? Abschließend die Frage: Was möchten Sie den Kongressteilnehmern mit auf den Weg
geben?
Helmberger: Ich möchte den Kongressteilnehmern zurufen: „Kommen Sie nach Hamburg,
tauchen Sie ein in die Vielfalt unseres Faches und lassen Sie sich faszinieren von
Neuem, von scheinbar Widersprüchlichem und von Kuriosem. Nutzen Sie die Möglichkeit
zum Austausch innerhalb der Radiologie und interdisziplinär und genießen Sie trotz
allem das Flair einer wunderbaren Stadt und ihrer Gastfreundschaft“.
In diesem Sinne möchte ich allen zurufen „Herzlich Willkommen zum Deutschen Röntgenkongress
2012 in Hamburg“.
Das Interview führte Dr. Claudia Gampe-Braig, Stuttgart.