In der Literatur werden verschiedene Komplikationen nach der Versorgung mit einem
Oberflächenersatz beschrieben. Hierbei ist die Schenkelhalsfraktur eine der häufigsten
Komplikationen, gefolgt von avaskulären Nekrosen und einer in jüngster Zeit beschriebenen
aseptischen lymphozytären vaskulären und assoziierten Läsion (ALVAL). Dennoch ist
laut aktueller Studienlage bislang wenig zur Prävalenz von Komplikationen und deren
Analyse bekannt.
Birmingham hip resurfacing: the prevalence of failure. J Bone Joint Surg Br. 2010;
92: 1344 – 1350
Studiendesign
In der vorliegenden Arbeit wurden 5000 Birmingham-Oberflächenersatz-Implantate (BHR)
und deren Komlikationen multizentrisch analysiert. Die BHR wurde an insgesamt 84 Krankenhäusern
implantiert (141 Operateure). Die Versorgung erfolgte in 67 % bei männlichen und 33
% bei weiblichen Patienten mit einem mittleren Alter von 52,5 Jahren. Neben demografischen
Daten wurden die Standzeit des Oberfächenersatzes (Kaplan-Meier-Überlebenskurve),
sowie die Ursachen eines möglichen Versagens des Implantats analysiert.
Ergebnisse
Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 7,1 Jahre nach Implantation (0,2 – 11 Jahre) haben
insgesamt 4524 Patienten (90,4 %) überlebt. 2,7 % der Patienten waren zum Zeitpunkt
der Nachuntersuchung verstorben und 3,1 % konnten nicht zu einer Befragung erreicht
werden. Die restlichen Patienten (3,6 %) wurden revidiert. Hauptursachen waren:
-
Schenkelhalsfrakturen (1,1 %),
-
gefolgt von aseptischen Lockerungen der azetabulören Komponente (0,6 %),
-
Kollaps des Femurkopfs/avaskuläre Nekrose (0,6 %),
-
Lockerung der femoralen Komponente (0,4 %),
-
Infektion (0,3 %), Schmerzen bei ALVAL/Metallose (0,3 %),
-
Lockerung beider Komponenten (0,1 %),
-
Dislokation (0,1 %) und Fehlpositionierung der azetabulären Komponente (0,1 %).
-
In zwei Fällen war der Versagensgrund unbekannt.
Es zeigte sich eine signifikant höhere Prävalenz von Komplikationen bei Frauen (5,7
%). Ebenfalls wurden bei Frauen signifikant mehr Revisionen aufgrund Lockerungen der
azetabulären Komponente, Dislokationen, Infektionen und Schmerzen/ALVAL/Metallosen
durchgeführt. Die mittlere Zeit bis zum Versagen des Implantats betrug 2,9 Jahre,
wobei Schenkelhalsfrakturen nach einer mittleren Zeit von 1,5 Jahren auftraten.
Kommentar
Im Hinblick auf das große Interesse an den Ergebnissen bei der Versorgung mit Oberflächenersatz
und der Vielzahl an Publikationen gab es bisher nur wenige Studien mit häufig nur
geringeren Fallzahlen, die das Auftreten von Komplikationen analysiert haben. In dieser
Studie konnte an einem großen Patientenkollektiv von 5000 Patienten eine Versagensanalyse
bei Implantat (BHR) durchgeführt werden. Als Limitation dieser Studie ist jedoch das
Fehlen einer radiologischen Analyse der Patienten zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung
zu nennen. Dennoch zeigt diese Studie eindrücklich, dass bei der Versorgung mit einem
Oberflächenersatz mit implantatspezifischen Komplikationen zu rechnen ist, die von
dem Operateur eine entsprechende Patientenselektion und dezidierte Patientenaufklärung
verlangt, um das Risiko der beschriebenen Komplikationen zu minimieren.
PD Dr. med. Fritz Thorey
PD Dr. med. Fritz Thorey
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
Email: fritz.thorey@ddh-gruppe.de
Die Komplikationsrate ist bei Frauen signifikant höher (Foto: Jupiterimages).