Eine schwedische Studie zeigte vor kurzem, dass Patienten, die wegen Vorhofflimmern
ins Krankenhaus eingewiesen wurden, eine schlechtere Prognose und erhöhte Mortalität
hatten, besonders wenn noch thromboembolische Ereignisse dazukamen. Dies berichtete
PD Dr. Carsten Israel, Bielefeld-Bethel. Bei der Therapie von Vorhofflimmern sollte
daher ein klinischer Nutzen nachgewiesen werden, z.B. die Reduktion von kardiovaskulären
Ereignissen, Hospitalisierungen, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz. Für das Antiarrhythmikum
Dronedaron (Multaq®) ergab die ATHENA-Studie, dass es – zusätzlich zur Standardtherapie
gegeben – bei Patienten mit Vorhofflimmern den kombinierten primären Endpunkt aus
kardiovaskulärer Hospitalisierung oder Tod jeglicher Ursache im Vergleich zu Placebo
senkte. Zwar zeige Dronedaron nur eine moderate antiarrhythmische Wirkung, dafür sei
der prognostische Effekt besser, sagte Israel. Möglicherweise habe Dronedaron vasoprotektive
Effekte, meinte Prof. Andreas Götte, Paderborn: Untersuchungen weisen darauf hin,
dass Dronedaron auch antioxidativ wirke. In Tierexperimenten konnte gezeigt werden,
dass unter der Substanz im Vergleich zu Placebo Schlaganfälle seltener bzw. weniger
schwer sind.
Eine Therapieoption erster Wahl
Dronedaron ist zugelassen bei klinisch stabilen, erwachsenen Patienten mit nicht-permanentem
Vorhofflimmern, um das Wiederauftreten zu verhindern oder die ventrikuläre Herzfrequenz
zu senken. Es darf nicht bei schwerer oder instabiler chronischer Herzinsuffizienz
gegeben werden. Nach den neuen Leitlinien der European Society of Cardiology von 2010
gehört Dronedaron zu den Therapieoptionen der ersten Wahl für den Erhalt des Sinusrhythmus
bei Patienten mit nicht-permanentem Vorhofflimmern. Die Frequenz- und Rhythmusregulierung
sollte nach den Symptomen gewählt werden, erklärte Prof. Paulus Kirchhof, Münster.
Wichtig sei auch die Behandlung der Grunderkrankung bei Patienten mit Vorhofflimmern
und eine antithrombotische Therapie, um Schlaganfälle zu verhindern. Denn unbehandelt
erleide jeder 3. oder 4. Patient mit Vorhofflimmern einen Schlaganfall. Vor allem
schwere Schlaganfälle können durch eine orale Antikoagulation verhindert werden. Dabei
sei die Gefahr einer klinisch relevanten Blutung unter Antikoagulation geringer als
die Gefahr eines Schlaganfalls ohne Antikoagulation, betonte Kirchhof. Die aktuell
durchgeführte PALLAS-Studie soll u.a. prüfen, ob möglicherweise Dronedaron Schlaganfälle
bei permanentem Vorhofflimmern verhindern kann.
Maren Schenk, Schriesheim
Quelle: Symposium "Leitliniengerechte Therapie bei Vorhofflimmern – wie wird die Theorie
zur Praxis?" im Rahmen der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
am 28.04.2011. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt/Main