ergopraxis 2011; 4(7/08): 12-13
DOI: 10.1055/s-0031-1284437
Wissenschaft

Wissenschaft erklärt: Robert Bosch Stiftung – Pioniere braucht das Land

Simone Gritsch
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Publication Date:
15 July 2011 (online)

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Mit einem Stipendium in der Tasche ins Ausland gehen und sich beruflich weiterentwickeln. Das ist mit der Robert Bosch Stiftung möglich. Denn sie fördert unter anderem die fachliche und wissenschaftliche Qualifizierung von Therapeuten. Der Pionierarbeit ihres Stifters sei Dank.

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(Foto: Robert Bosch GmbH)

Robert Bosch war einer der erfolgreichsten Unternehmer des 20. Jahrhunderts. Tüchtige Menschen schätzte er sehr. Auf Ehrentitel oder repräsentatives Gehabe legte er allerdings nie viel Wert. Als er sich während einer Sommerreise in das Gästebuch eines Gasthofs eintragen wollte, wurde er darum gebeten, auch seinen „Stand“ zu notieren. Die Herrschaften fragten ihn, ob er Oberstleutnant, Konsul, Amtsgerichtsdirektor oder vielleicht Kommerzienrat sei. Robert Bosch entschied sich für die unorthodoxe Art und schrieb hinter seinen Namen kurzerhand „Mensch“ („Information“).

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Vom Menschenfreund zum Wegbereiter für die moderne Wissenschaft

Der Pionier Robert Bosch hat sich auf moderne Art und Weise den gesellschaftlichen Herausforderungen seiner Zeit gestellt und wollte seinen Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Ihm war beispielsweise die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter ein besonderes Anliegen. Außerdem führte er 1906 als einer der Ersten in Deutschland den achtstündigen Arbeitstag ein. Er förderte Einrichtungen wie das Haus der Freundschaft in Istanbul, die Technische Hochschule in Stuttgart, machte sich stark für die Förderung Begabter, spendete für gemeinnützige Zwecke und zur Linderung sozialer Not, war Mitbegründer des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ und beteiligte sich aktiv am Aufbau eines demokratischen Deutschlands. Sein Handeln galt stets der Gesundheit, der Erziehung, der Bildung und der Völkerversöhnung.

» Sehr hilfreich empfand ich die Unterstützung, wie ich meine im Ausland gewonnenen Erkenntnisse in die Arbeit zu Hause integrieren konnte.«

Melanie Hessenauer, Ergotherapeutin, war mit dem internationalen Hospitationsprogramm für drei Monate in einer Kindertagesstätte in Ecuador.

All diese Gedanken verfolgt die Robert Bosch Stiftung auch heute noch. Sie wurde 1969 gegründet und geht auf die Vermögensverwaltung sowie das Testament des Unternehmers zurück. Sein ehemaliges Stuttgarter Wohnhaus ist der heutige Sitz der Stiftung. Robert Boschs politische Weitsicht und seine zahlreichen gemeinnützigen Initiativen prägen ihre Arbeit bis heute. 100 Mitarbeiter widmen sich jährlich 800 Eigen- oder Fremdprojekten. 2010 flossen etwa 63 Millionen Euro in die Projektförderung, und seit ihrer Gründung stellte die Stiftung rund eine Milliarde Euro für eigene und fremde Vorhaben zur Verfügung.

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Mit attraktiven Angeboten junge Menschen für die Wissenschaft motivieren

Das Ziel der Robert Bosch Stiftung ist es, junge Menschen für die Wissenschaft zu motivieren und den akademischen Nachwuchs international zu fördern. Das leistet sie mithilfe von Projekten wie „Ausbildungsqualität in den Gesundheitsberufen“, Förderwettbewerben für gute Forschungsideen und internationalen Stipendienprogrammen.

Die Stiftung widmet sich verschiedenen Bereichen. Auf dem Gebiet „Gesundheit und Wissenschaft“ fördert sie Frauen und Forscher im Ausland sowie Angehörige der Gesundheitsberufe. Physio- und Ergotherapeuten können sich hier für ein ein- bis dreimonatiges Praktikum des internationalen Hospitationsprogramms „Pflege und Gesundheit“ bewerben. Ebenfalls international ausgerichtet sowie intensiv betreut ist auch das Studien- und Fortbildungsprogramm „Demenz“ („Internet“). Mit dem Trainee-Programm am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart bietet die Stiftung Therapeuten die Chance, sich für Führungsund Projektaufgaben zu qualifizieren.

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Forschung im Sinne des Fortschritts und der Gemeinschaft

Was die Völkerverständigung angeht, so ermöglicht die Robert Bosch Stiftung Begegnungen auf vielerlei Ebenen. Sie unterstützt zum Beispiel Auslandseinsätze und zeichnet Übersetzungen von Literatur und wissenschaftlichen Werken aus. Sie erarbeitet und fördert außerdem Ideen für ein besseres Zusammenleben von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und unterstützt begabte Schüler mit Migrationshintergrund. Speziell schwachen Hauptschulabsolventen ermöglicht sie einen Einstieg ins Arbeitsleben. Dazu hat die Stiftung ein besonderes Modellprojekt initiiert: die Qualifizierung zum Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen.

Um überholte Altersbilder abzulösen und zu einem generationenübergreifenden Zusammenleben beizutragen, begegnet die Stiftung dem demografischen Wandel mit Studien und Projekten. Seit 2004 bietet sie jungen Wissenschaftlern die Chance, am interdisziplinären Graduiertenkolleg „Multimorbidität im Alter“ an der Charite Berlin zu promovieren. Die Doktoranden beantworten hier Forschungsfragen zu Schmerz, Bewegung oder Autonomie im Zusammenhang mit multimorbiditätsbezo-genen Phänomenen im höheren Lebensalter.

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Die Stiftung fördert evidenzbasierte, interdisziplinäre und internationale Therapie

Aufgrund des Wandels im Gesundheitswesen und den sich dadurch veränderten Tätigkeitsanforderungen der Leistungserbringer stieß die Stiftung 2006 eine Reform für die berufliche Qualifikation unter anderem von Physio-und Ergotherapeuten an. Sie förderte eine interdisziplinäre Projektgruppe, an der die wichtigsten Berufsverbände und Organisationen beteiligt waren. Nach drei Jahren Laufzeit konnten die Projektteilnehmer zehn Qualitätskriterien wie Professionalität und Kompetenzorientierung für die Ausbildung von Gesundheitsberufen präsentieren. Eine interdisziplinäre Lerneinheit zur Etablierung überberuflichen Denkens und Handelns haben sie ebenfalls erfolgreich erprobt und sind damit wichtige Schritte für die Entwicklung und die Kooperation der Gesundheitsfachberufe gegangen.

» In den zwei Jahren habe ich unter toller Supervision sehr viel gelernt. Über die Therapie hinaus durfte ich Klinikbereiche wie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kennenlernen sowie wissenschaftliches Arbeiten in einem Auslandseinsatz in Atlanta.«

Anna Stähler, Ergotherapeutin, ehemals Trainee am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart

Die Robert Bosch Stiftung zeigt, dass Forschung und Wissenschaft in den therapeutischen Berufen durchaus umsetzbar sind. Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst und seine Profession weiterzuentwickeln - man muss jedoch die Chance ergreifen. Frei nach dem Motto von Robert Bosch: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“

INFORMATION

Robert Bosch Stiftung

Der Firmengründer

Robert Bosch lebte von 1861 bis 1942. Am 23. September 2011 wäre er 150 Jahre alt geworden. Anlässlich seines Geburtstags finden Sie auf den Seiten des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses unter www.rbk.de 150 Gesundheitstipps.

Die Stiftung

Robert Bosch Stiftung GmbH

Heidehofstraße 31

70184 Stuttgart

Tel.: 07 11/46 08 40

Email: info@bosch-stiftung.de

www.bosch-stiftung.de

INTERNET

Aktiv forschen

Für Einzelpersonen

Aktuelle Ausschreibungen finden Sie unter www.bosch-stiftung.de. Wer weiterklickt (> „Die Programmbereiche“ > „Gesundheit und Wissenschaft“ > „Perspektive Gesundheit“), gelangt zu den Programmen „Pflege und Gesundheit“ sowie „Demenz“.

Für Institutionen

Unter www.bosch-stiftung.de > „Fördergrundsätze“ > „Anfrage und Antrag“ erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie eine Anfrage für einen Forschungsantrag stellen.

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(Foto: Robert Bosch GmbH)