Das Spektrum mykologischer Fragestellungen brachte die diesjährige wissenschaftliche
Tagung der deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. wieder einmal auf den
Punkt. Fast 300 Mykologen aus allen relevanten medizinischen Fachbereichen trafen
sich vom 1.–3. September 2011 in Kiel und tauschten die aktuellen Ergebnisse und Erfahrungen
zur Grundlagenforschung, Diagnostik und Therapie aus.
Mit Erfolg haben die Mykologen in den 50 Jahren des Bestehens ihrer Gesellschaft –
DMykG e.V – das Thema Mykosen in der Medizin etabliert. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft
ist die DMykG mit einer ebenso stabilen wie hohen Anzahl von Mitgliedern in fast allen
medizinischen Disziplinen vertreten und insbesondere in der Nachwuchsförderung aktiv.
Im nächsten Jahr (11.–15. Juni 2012) wird die Jahrestagung gemeinsam mit der renommierten
ISHAM (International Society of Human and Animal Mycology) in Berlin unter Vorsitz
von Prof. Dr. med. Markus Ruhnke, Charité, stattfinden. Die internationale Tagung
wird alle 3 Jahre ausgerichtet und erwartet rund 1 500 Mykologen aus aller Welt (www.isham.org, www.dmykg.de).
Mykosegefährdung nimmt zu
Mykosegefährdung nimmt zu
Ein brennendes Anliegen sind nach wie vor die invasiven Mykosen bei schwerkranken
Patienten in der Onkologie und Intensivmedizin. Insbesondere für Intensivmediziner
ist in den letzten Jahren das Thema Pilzinfektionen in einen besonderen Fokus gerückt.
Immer mehr Patienten sind wegen ihrer Grunderkrankung und ihres Alters mykosegefährdet
und tragen damit ein erhöhtes, lebensbedrohliches Komplikationsrisiko. Dass es dabei
auf eine besonders nebenwirkungsarme Therapie ankommt, liegt auf der Hand. Davor steht
aber die Risikoeinschätzung und entsprechende diagnostische Maßnahmen, die, je rascher
und zielgerichteter sie zum Einsatz kommen, die Erfolgschancen der antimykotischen
Behandlung deutlich verbessern.
Candida-Infektionen sind eine der häufigsten Blutstrominfektionen bei Intensivpatienten.
Die Mortalitätsrate beträgt rund 40 %. Intensivpatienten sind aufgrund des Risikos
von Multiorganversagen und vielfältiger medikamentöser Belastungen besonders schwierig
zu behandeln. Eine frühzeitige, wirksame und verträgliche antimykotische Therapie
ist auch deshalb besonders wichtig, um die weitere Ausbreitung von Candida-Erregern
zu verhindern.
Verträgliche Therapie erleichtert die Entscheidung
Verträgliche Therapie erleichtert die Entscheidung
Mit der neuesten Generation der Antimykotika, den Echinocandinen, sind die therapeutischen
Möglichkeiten zuverlässiger und komplikationsfreier geworden. Ihr Spektrum umfasst
neben Candida albicans, dem häufigsten Keim, auch alle anderen Candida-Spezies. Nach
Ansicht von Prof. Andreas Groll, neugewähltes Vorstandsmitglied der Deutschsprachigen
Mykologischen Gesellschaft e.V., haben die Echinocandine günstige pharmakokinetische
und pharmakodynamische Eigenschaften und sind gut verträglich. "Eine wichtige Innovation
für die Therapiepraxis", so Groll. Durch seine stabile Ringstruktur und die einzigartige
lipophile Seitenkette ist das Interaktionspotenzial von Anidulafungin beispielsweise
sehr gering und kann auch bei Leber- und Niereninsuffizienz ohne Dosisanpassung eingesetzt
werden.
Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte