Die aktuelle H1N1-Influenza-Pandemie hat die Diskussion um die Gefährlichkeit der
Influenza-Pneumonie erneut angeregt. In Zusammenhang mit der Influenzasaison wird
immer wieder über eine hohe Exzessmortalität berichtet (16/100 000 Einwohnern in Deutschland),
v. a. bei älteren und multimorbiden Patienten. Bisher gab es nur wenige Studien, die
sich mit dem Einfluss der Erkrankung an saisonaler Influenza auf die Sterblichkeit
bei ambulant erworbener Pneumonie (CAP) befassten.
Im Rahmen der CAPNETZ-Studie wurden die prospektiven Daten von 5032 Patienten mit
ambulant erworbener Pneumonie mit und ohne nachgewiesener Influenza analysiert. Bei
1337 Patienten (27 % der Population) wurde ein definitives Pathogen nachgewiesen;
124 Patienten hatten zumindest 2 nachgewiesene Erreger, die als ursächlich für ihre
CAP angesehen wurden. Der häufigste Pneumonie-Erreger in der Population war Streptococcus
pneumoniae, gefolgt von Mycoplasma pneumoniae. Bei weniger als 5 % der Patienten wurden
Legionella spp., Haemophilus influenzae und Staphylococcus aureus nachgewiesen.
Die Diagnose der Influenza-assoziierten Pneumonie basierte auf einer positiven Influenza-PCR
aus Rachenspülflüssigkeit. Insgesamt wurden 160 Patienten mit Influenza-assoziierter
CAP identifiziert. 134 Patienten waren Influenza-A- und 26 Patienten Influenza-B-positiv.
Dies entsprach 3,2 % der kompletten Studienpopulation bzw. 12 % der Patienten mit
einer gesicherten Ätiologie ihrer Pneumonie. Patienten mit Influenza-assoziierter
CAP waren deutlich älter, waren seltener gegen Influenza geimpft und hatten seltener
eine antibiotische Therapie vor Aufnahme in die Studie erhalten. Bei 34 Influenza-Patienten
wurde ein Kopathogen nachgewiesen; bei den meisten Patienten war Streptococcus pneumoniae
der bakterielle Begleiterreger.
Die 30-Tage-Sterblichkeit war mit 4,4 % niedrig und nicht statistisch signifikant
unterschiedlich im Vergleich zur Sterblichkeit für bakterielle (6,2 %) oder virale
Pneumonien außer Influenza (4 %) in der Studienpopulation. Bei Patienten, die neben
der Influenza ein bakterielles Pathogen aufwiesen, war die Sterblichkeit mit 9 % deutlich
höher gegenüber den Patienten mit einer reinen Influenza-Pneumonie (3,5 %).
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Influenzaviren erwiesen sich in unserer Studie als wichtiges Pathogen, das in 160
Fällen (entsprechend 3,2 % der Gesamtpopulation bzw. 12 % der Patienten mit gesicherter
Ätiologie) eine CAP verursachte.
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Influenza-assoziierte Pneumonie ist insbesondere in der Herbst-/Wintersaison anzutreffen.
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Die Influenza-assozierte Pneumonie verlief mild, mit einer 30-Tage-Sterblichkeit von
4,2 %, die sich somit nicht wesentlich von den Raten für bakterielle Pneumonien (6,2
%) und virale Pneumonien außer Influenza (4 %) unterschied.
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21 % der Patienten mit Influenza-assoziierter Pneumonie hatten zusätzlich den Nachweis
eines bakteriellen Pathogens. Bei diesen Patienten zeigte sich ein Trend zu höherer
Sterblichkeit.
Prof. Heike von Baum, Ulm