Bei Vorhofflimmern ist die Prognose der Patienten stark von thromboembolischen Komplikationen
beeinflusst, der zweite wichtige Faktor ist das Blutungsrisiko unter der antithrombotischen
Therapie.
Apixaban (Eliquis®) ist ein oraler, reversibler selektiver direkter Faktor-Xa-Inhibitor.
Seit Mai 2011 ist Apixaban für die Prophylaxe venöser Thromboembolien (VTE) nach Hüft-
oder Kniegelenkoperationen zugelassen. Weitere Indikationen, für die die Therapie
mit Apixaban untersucht werden sind die VTE-Therapie und die VTE-Prophylaxe bei akut
erkrankten, hospitalisierten Patienten.
Prof. H-Ch. Diener, Essen, und Prof. SH Hohenloser, Frankfurt am Main, stellten im
Rahmen des ESC 2 aktuelle Studien zur Schlaganfallprophylaxe mit Apixaban bei Patienten
mit Vorhofflimmern vor. In diesen Studien wurde Apixaban mit Acetylsalicylsäre (ASS,
AVERROES) oder Warfarin (ARISTOTLE) verglichen.
In die AVERROES-Studie wurden 5599 Patienten mit Vorhofflimmern aufgenommen, die mehr
als einen Risikofaktor hatten und bei denen eine VKA-Therapie vermutlich oder nachweislich
nicht sinnvoll war. Geprüft wurde, ob Apixaban der Gabe von ASS hinsichtlich des Auftretens
von Schlaganfällen und peripheren Embolien überlegen ist. Ergebnis: mit Apixaban ist
das relative Risiko, dass ein ischämisches Ereignis eintritt mit 1,6 % jährlicher
Ereignisrate gegenüber 3,7 % jährlicher Ereignisrate unter ASS halbiert (55 %). Die
Studie wurde daraufhin aufgrund der überlegenen Wirksamkeit von Apixaban vorzeitig
abgebrochen. Die kardiovaskuläre Hospitalisierungsrate betrug mit Apixaban 12,6 %,
mit ASS 15,9 %. Signifikante Unterschiede hinsichtlich schwerer, tödlicher oder intrakranieller
Blutungen wurden nicht festgestellt.
Hohenloser stellte primäre und zentrale sekundäre Endpunkte der Phase-III-Studie ARISTOTLE
vor. In ARISTOTLE wurde Apixaban auf Nicht-Unterlegenheit gegenüber Warfarin getestet.
In die multizentrische internationale Studie wurden 18 201 Patienten mit erhöhtem
Blutungsrisiko aufgenommen. Doppelblind und randomisiert erhielten die Patienten entweder
2 mal täglich 5 mg Apixaban (2,5 mg Apixaban bei ausgewählte Patienten mit erhöhtem
Blutungsrisiko durch Niereninsuffizienz) oder dosisangepasst Warfarin (INR-Zielwert
2–3). Der primäre Endpunkt setzte sich aus ischämischem Schlaganfall, systemischer
Embolie und hämorrhagischem Schlaganfall zusammen. Er trat unter Apixaban mit 1,27
%/Jahr signifikant seltener auf als unter Warfarin mit 1,6 %/Jahr. Systemische Embolien
traten in beiden Gruppen selten auf, die Rate schwerer Blutungen war unter Apixaban
reduziert (2,13 vs. 3,09 %/Jahr). Zu tödlichen Blutungen kam es in einer On-treatment-Analyse
mit Apixaban seltener (10 vs. 27 Fälle), auch die Gesamtsterblichkeit war mit Apixaban
um relative 11 % reduziert. Die Rate an unerwünschten Ereignissen war mit 81,5 % (Apixaban)
zu 83,1 % (Warfarin) vergleichbar.
Betrachtet man die Tagesbehandlungskosten mit Apixaban, so sind sie mit ca. 3,50 Euro
zwar höher als die Behandlungskosten mit Warfarin (0,20 Euro), doch die langfristigen
Kosten sinken dafür nach Meinung von Hohenloser, durch die geringere Komplikationsrate.
Sarah Hailer, Stuttgart
Quelle: Symposium "Meet the Experts" Neue Studiendaten zu Apixaban, im Rahmen des
ESC-Kongress, 28. August 2011, Paris. Veranstalter: Bristol-Myers Squibb