Dialyse aktuell 2011; 15(10): 565
DOI: 10.1055/s-0031-1299600
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Kardiovaskuläre Ereignisse bei alten Dialysepatienten – Risiko nach krankenhauspflichtiger Infektion erhöht

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Publication Date:
14 December 2011 (online)

 
 

    Quelle: Dalrymple LS, Mohammed SM, Mu Y et al. Risk of cardiovascular events after infection-related hospitalizations in older patients on dialysis. Clin J Am Soc Nephrol 2011; 6: 1708–1713

    Projekt: Es wird seit einiger Zeit vermutet, dass insbesondere bei Dialysepatienten ein Zusammenhang zwischen Infektionen und kardiovaskulären Erkrankungen besteht. Eine amerikanische Studie untersuchte nun, ob solch ein begünstigender Effekt von Infektionen auf kardiovaskuläre Komplikationen bei älteren Dialysepatienten besteht.

    Ergebnisse: Alle neuen Dialysepatienten im Alter von 65–100 Jahren wurden ab Januar 2000 bis Januar 2003 anhand von USRDS-Registerdaten evaluiert. Dabei untersuchten Dalrymple et al., ob sie innerhalb der nachfolgenden 2–5 Jahre eine kardiovaskuläre Komplikation erlitten und dies in Zusammenhang mit einer krankenhauspflichtigen Infektion stand. Von den insgesamt 138 665 Patienten (95 % Hämodialyse) hatten 73 889 während des Beobachtungszeitraums eine Infektion, die einer Krankenhausbehandlung bedurfte, und 16 874 der Patienten hatten eine kardiovaskuläre Komplikation – entweder durch einen Myokardinfarkt, ein akutes Koronarsyndrom, einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke.

    Dabei war das relative Risiko, diese kardiovaskuläre Komplikation innerhalb von 90 Tagen nach einer krankenhauspflichtigen Infektion zu erleiden, um 18 % und innerhalb von 30 Tagen sogar um 25 % erhöht. Dies traf sowohl für pulmonale und urogenitale Infektionen wie auch für Patienten mit Septikämie zu. Der Zusammenhang zwischen Infektionen und kardiovaskulären Ereignissen fand sich auch, wenn nur die schweren Komplikationen analysiert wurden: Für Myokardinfarkt und Schlaganfall fand sich innerhalb der ersten 30 Tage nach einem infektionsbedingten Krankenhausaufenthalt eine hochsignifikante Steigerung (p < 0,001) des relativen Ereignisrisikos um 28 %.

    Fazit: Die Autoren schlussfolgern, dass eine postinfektiöse Phase von circa 90 Tagen mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Komplikationen behaftet ist. Sie fordern auf, eine vergleichbare Studie bei Dialysepatienten aller Altersgruppen vorzunehmen.

    Schlüsselwörter: kardiovaskuläre Ereignisse – alte Dialysepatienten – krankenhauspflichtige Infektion

    Prof. Dr. Joachim Hoyer, Marburg

    Kommentar

    Aus den Studienergebnissen geht hervor, dass innerhalb eines Zeitraumes von 90 Tagen (mindestens jedoch von 30 Tagen) nach einer Infektion eine gesteigerte Aufmerksamkeit für kardiovaskuläre Komplikationen notwendig ist und in dieser Phase besondere Anstrengungen zur Risikoreduktion von kardiovaskulären Komplikationen unternommen werden sollten. Leider liefert die vorliegende Studie keine Daten zu Biomarkern, sodass weitere Rückschlüsse auf den zugrunde liegenden Mechanismus des negativen Effektes von Infektionen auf kardiovaskuläre Erkrankungen bei alten Dialysepatienten nicht ermöglicht werden.

    Die Ergebnisse der Studie haben eine relativ hohe Aussagekraft, weil die Autoren die Daten von einer sehr großen Patientenzahl untersucht haben. Die dafür notwendigen umfangreichen Datensätze stehen im amerikanischen Nieren- und Dialyseregister USRDS seit Jahren regelmäßig zur Verfügung. In Anbetracht dessen erscheint es ausgesprochen bedauerlich, dass in Deutschland nach dem Ende des QuasiNiere-Registers kein effektiv zugängliches Datenregister für entsprechende Untersuchungen an Dialysepatienten zur Verfügung steht.


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