Physiotherapeutische Analyse des Reiters im Dressursitz
Die Bachelorarbeit
Etwa 1,6 Millionen Deutsche sind aktive Reiter. Sie lieben den harmonischen Bewegungsaustausch
mit dem Pferd – in allen Gangarten und Sitzformen. Der korrekte Sitz auf dem Pferd
ist die zentrale Voraussetzung dafür. Denn nur darin kann der Reiter das Pferd optimal
führen und stört dessen Rhythmus und Bewegungsabläufe nicht. Besonders anspruchsvoll
ist der ausgesessene Dressursitz im Trab, bei dem der Reiter im Sattel sitzen bleibt
und die Bewegungen des Pferdes durch seinen Körper fließen lässt.
Manche Reiter haben jedoch Schwierigkeiten, die geforderte Sitzposition auf dem Pferderücken
einzunehmen. Um der Ursache dafür auf den Grund zu gehen, hat Joana Grawe in ihrer
Bachelorarbeit die Bewegungsabläufe des trabenden Dressurreiters und des Pferdes analysiert.
Dazu führte sie zunächst eine Literaturrecherche durch. Mit ihr wollte sie herausfinden,
ob die Bewegungsabläufe von Pferd und Reiter kompatibel sind und welche Auswirkungen
die Bewegungen des Pferdes auf das muskuloskeletale System des Reiters haben. Auf
Basis dieser Ergebnisse hat sie dann ein Analyse- und Behandlungskonzept für diejenigen
Reiter entwickelt, die den Sitz nicht optimal einnehmen können oder beim Reiten Beschwerden
haben. Das Konzept umfasst eine physiotherapeutische Befundaufnahme in Kombination
mit einer Videoanalyse des „reiterlichen Sitzes“ und der Bewegungen des Reiters auf
dem Pferd. Die Behandlung erfolgt entsprechend der Probleme des Sportlers. Im Mittelpunkt
der Therapie steht, die Körperwahrnehmung des Reiters zu schulen sowie sein Bewegungsgefühl
auf dem Pferd zu verbessern. Zudem erhält er ein Eigenübungsprogramm. Den Abschluss
der Therapie bildet eine erneute Videoanalyse.
Ergebnisse
Joana Grawe hat herausgefunden, dass …
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> die Bewegungsabläufe von Pferd und Reiter im ausgesessenen Trab kompatibel sind.
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> die Gelenke im Dressursitz eine Mittelstellung einnehmen. Diese ermöglicht es der
Muskulatur, sich dem Pferderhythmus entsprechend anzuspannen.
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> es für den optimalen Sitz auf dem Pferd einige körperliche Voraussetzungen braucht,
zum Beispiel ein frei bewegliches Becken.
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> sich vor allem bereits bestehende Problematiken, etwa degenerative Veränderungen
der LWS und schlechtes Körperund Bewegungsgefühl, negativ auf den Sitz auswirken.
Fazit
Zusammenfassend kann Joana Grawe festhalten, dass …
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> im Dressursport nicht immer von optimalen körperlichen Voraussetzungen und einem
richtigen Sitz des Reiters ausgegangen werden kann. Um negativen Auswirkungen auf
den Bewegungsapparat vorzubeugen und den Sitz zu optimieren, ist ein physiotherapeutisches
Analyse- und Behandlungskonzept bedeutsam.
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> die Physiotherapie Reiter als Zielgruppe noch kaum entdeckt hat.
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> weitere Untersuchungen auch die Bewegungsabläufe von Pferd und Reiter in Schritt
und Galopp einbeziehen sollten.
→ Grawe J. Bewegungsabläufe des trabenden Dressurreiters – Physiotherapeutische Analyse
des trabenden Reiters im Dressursitz und Möglichkeiten der Intervention. Bachelorarbeit
an der Hochschule für angewandte Kunst und Wissenschaft (HAWK) in Hildesheim; 2011