Spies H, Heininger U, Jilg W. Hrsg.
Impfkompendium.
Stuttgart: Thieme Verlag; 2012.
7. , vollständig überarbeitete Auflage.
ISBN: 978-3-13-498907-6 . 322 S., 69,99 €
Das „Impfkompendium“, erschienen erstmals 1973, liegt nunmehr in 7. Auflage vor und
ist für den deutschsprachigen Raum unverändert konkurrenzlos das klinische Referenzwerk
zum Thema Impfung. Prof. Jilg, Virologe an der Universität Regensburg, wurde als neuer
Mitherausgeber gewählt. Das Werk ist „STIKO-basiert“, wie auf der Rückenseite des
Einbandes zu lesen ist, und mehrere Autoren sind Mitglieder der STIKO. Alle Kapitel
wurden auf den neuesten Stand gebracht. Neu hinzugefügt wurde das Kapitel „HPV-Impfung“.
Das Werk ist mittlerweile kein Taschenbuch mehr, sondern hat ein Buchformat erhalten,
der Umfang beträgt 322 Seiten. Dieser bereits äußerlich imponierende erhebliche Zuwachs
spiegelt die wachsende Bedeutung der „Vakzinologie“ wider. In den vier Eingangskapiteln
werden die Geschichte der Impfungen, die Grundlagen der Immunologie, soweit sie für
die Impfantwort relevant sind, die Techniken der Impfstoffherstellung sowie Ursachen
für Impfversagen dargestellt. Im folgenden Abschnitt „Allgemeines, Rechtliche Belange“
werden Themen wie Aufklärung, Dokumentation, Impfkomplikationen bzw. -schäden, Leitlinien,
Impfempfehlungen für Jugendliche und Erwachsene, für das Arbeitsleben und Auslandsreisende,
Impfkalender, Akzeptanz von Impfungen sowie rechtliche Rahmenbedingungen abgehandelt.
Der umfangreichste dritte Abschnitt stellt alle Impfungen im einzelnen dar, der vierte
abschließende behandelt Impfungen unter besonderen Umständen, u.a. bei Allergien,
Immunsuppression, Operationen und Schwangerschaft.
Das Impfkompendium wird seinem Anspruch gerecht, den aktuellen Stand des Wissens darzustellen.
Hervorzuheben ist, dass es den Autoren gelungen ist, sowohl einen lesbaren Text im
Sinne eines Lehrbuches als auch eine Referenz zum raschen Nachschlagen zu schaffen.
Trotz 43 Abbildungen und 59 Tabellen sind jedoch noch nicht alle Desiderate an ein
Buch für den Kliniker erfüllt. In der Besprechung der einzelnen Impfungen hätte man
sich eine durchgehende Systematik gewünscht. So wäre es aus praktischer Sicht von
besonderer Bedeutung, ganz triviale Dinge wie etwa Aufbewahrung und Applikationsart
und -ort durchgehend und exakt für jeden Impfstoff anzugeben. Angebracht wäre auch
ein Kapitel mit Abbildungen über die Technik der subkutanen, intramuskulären und intradermalen
Injektion von Impfstoffen; ein entsprechendes Wissen bzw. Können kann keinesfalls
umstandslos vorausgesetzt werden. Die allgemeineren Kapitel, vor allem in den beiden
ersten Abschnitten, würden von einer aussagekräftigen Bebilderung deutlich profitieren.
Die Referenzen am Ende der Kapitel der Impfungen scheinen reichlich arbiträr und sollten
stattdessen ebenfalls von einer Systematik geleitet sein, etwa in dem Sinne, dass
nur Referenzen aufgenommen werden, die grundlegend für die jeweilige Impfung sind
(z.B. Erstbeschreibungen, Zulassungsstudien etc.). Verweise auf relevante Internetseiten
sollten heute nicht fehlen.
Trotz vollständiger Aktualisierung ist auch dieses Buch bereits bei Erscheinen auf
einigen Gebieten in Teilen schon überholt, so leider gerade auch das Kapitel zur Pneumokokkenimpfung.
Dies bleibt angesichts des rasanten Tempos der Entwicklung der medizinischen Innovation
nicht aus. Hier hätte sich aber eine Internetreferenz besonders bewährt.
Trotz dieser Limitationen behauptet dieses Buch seine führende Position im deutschsprachigen
Raum auf dem Gebiet der Impfung. Kaum eine medizinische Intervention ist erfolgreicher
als eine Impfung, auch in der westlichen Zivilisation. Jüngste spektakuläre Erfolge
wie die Konjugatimpfungen gegen H. influenzae Typ b, S. pneumoniae und N. meningitidis
suchen in der Medizin ihresgleichen. Demgegenüber ist das Wissen über Impfungen und
dementsprechend ihre Anwendung noch deutlich unterentwickelt. Dieses Buch trägt dazu
bei, diese Defizite zu vermindern und die Popularität der Impfungen zu erhöhen. Es
kann sogar für das Thema begeistern! Daher ist diesem „Impfkompendium“ eine weite
Verbreitung zu wünschen.
Prof. Santiago Ewig, Bochum