In Deutschland leben schätzungsweise bis zu 13 Millionen Menschen mit chronischen
Schmerzen. Dabei sind bei rund 10 % die Schmerzen "stark bis sehr stark" ausgeprägt.
Die Betroffenen sind meist nur bedingt arbeitsfähig, auch ihre gesundheitsbezogene
Lebensqualität ist nachhaltig eingeschränkt. Etwa jeder 4. Patient leidet gleichzeitig
an einer Angststörung, depressive Erkrankungen sind sogar noch häufiger (40–60 %).
Eine erfolgreiche und nachhaltige Behandlung erfordert daher individuelle Diagnostik
und multimodale Therapie im interdisziplinären Team. Somatische, körperlich übende
(Physio-, Sport-, Ergotherapie), psychologische Verfahren (kognitive Verhaltens-,
Entspannungs-, Musiktherapie) und pharmakologische sowie gegebenenfalls chirurgische
Behandlung sollten Hand in Hand gehen, forderte Dr. Susanne Stehr-Zirngibl, leitende
Ärztin des schmerztherapeutischen Zentrums im St. Vinzenz-Krankenhaus, Düsseldorf.
Dabei helfen enge Vernetzungen zwischen stationärer und ambulanter Betreuung. So ist
in das Konzept der Tagesklinik neben den benachbarten Krankenhausabteilungen auch
die Praxis eines niedergelassenen Schmerztherapeuten eingebunden. In der ersten Phase
der Behandlung ist es dabei sinnvoll, das Schmerzempfinden zunächst medikamentös zu
verringern, erklärte Stehr-Zirngibl. Erst so ist häufig die Teilnahme der Patienten
an den einzelnen Therapiebausteinen möglich.
Bei der Auswahl der Schmerzmedikation spielen dabei neben einer ausreichenden Schmerzreduktion
und Wirkdauer auch das Verträglichkeitsprofil und die Kombinierbarkeit mit anderen
Medikamenten eine entscheidende Rolle. Retardiert freigesetztes Hydromorphon (Jurnista®)
ist in diesem Zusammenhang gut geeignet. Hydromorphon hat nur eine geringe Plasmaeiweißbindung
(8 %) und weist lediglich ein geringes Interaktionspotenzial mit Begleitmedikamenten
auf, da es vorwiegend über Glukuronidierung abgebaut wird und nur zu einem kleinen
Teil über das Cytochrom P 450 System. Damit ist ein günstiges Nebenwirkungsprofil
verbunden, auch bei eingeschränkter Nierenfunktion. Aufgrund der retardierten Freisetzung
liegt die Halbwertsdauer bei rund 30 Stunden, somit ist ein gleichmäßiger Plasmaspiegel
möglich und gleichzeitig werden zu geringe Wirkspiegel am Ende des Dosierungsintervalls,
die Durchbruchschmerzen begünstigen, vermieden.
Dr. Katrin Wolf, Eitorf
Quelle "Journalistenworkshop der Tagesklinik für individuelle Schmerztherapie" am
1. März 2012 in Düsseldorf. Veranstalter: Janssen-Cilag GmbH