Mehr als ¾ aller Menschen mit Typ-2-Diabetes sterben an Herz-Kreislauferkrankungen,
vor allem am Herzinfarkt. Etwa die Hälfte aller Diabetiker leidet an Herzschwäche.
Eine Herzinsuffizienz wird bei ihnen häufig zu spät erkannt, da viele Patienten zu
Beginn der Erkrankung keine Beschwerden verspüren. Herzkranke Menschen mit Diabetes
haben daher eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als herzgesunde.
(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: R. Stockinger)
Diabetische Kardiomyopathie
Männer mit Typ-2-Diabetes haben ein fast 2½-fach höheres und Diabetikerinnen ein gut
5-fach erhöhtes Risiko, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken. Mit einer Überlebensprognose
von im Schnitt 3,6 Jahren gegenüber etwa 5,4 Jahren von herzschwachen Patienten ohne
Diabetes ist sie eine gefährliche Begleiterkrankung des Diabetes. Zu viel Zucker,
Fett und Produkte aus dem Zuckerstoffwechsel sowie oxidativer Stress schädigen das
Herz von Menschen mit Diabetes. Die Herzmuskelzellen können dadurch absterben oder
sich in funktionsloses Bindegewebe umwandeln. Der Lebensmotor verliert so an Beweglichkeit,
Elastizität und Kraft. In der Folge kann sich die linke Herzkammer nicht mehr ausreichend
dehnen und das frisch mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lunge vollständig
aufnehmen. Diese sogenannte diastolische Herzinsuffizienz (HFPEF) wird unter dem Krankheitsbild
der "diabetischen Kardiomyopathie" zusammengefasst. "Diese diabetische Kardiomyopathie
tritt im Durchschnitt schon nach etwa 4 Jahren Diabetes auf und bildet den Ausgangspunkt
der Herzschwäche", erläutert Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Medizinischen Klinik
I an der Klinik für Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin
am Universitätsklinikum Aachen.
Im nächsten Stadium, der systolischen Herzinsuffizienz (HFREF), wirft die geschädigte
linke Herzkammer beim rhythmischen Zusammenziehen, das der Entspannungs- und Füllphase
des Herzens folgt, nicht mehr genug Blut in den Körperkreislauf aus. Dadurch wird
das Blut in die Lunge zurückgestaut. Atemnot tritt auf. Weil die Organe nicht mehr
ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, sind Betroffene schnell erschöpft.
Im weiteren Verlauf lässt die Pumpleistung des Herzens weiter nach, Symptome wie chronischer
Husten, geschwollene Beine und Wassereinlagerungen kommen hinzu. Die Lebensqualität
der Patienten ist stark eingeschränkt, kleinste Anstrengungen können zur Qual werden.
Frühzeitig nach diastolischer Funktionsstörung suchen
"Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sollte deshalb stets frühzeitig auch nach einer diastolischen
Funktionsstörung gesucht werden" fordert Marx. Bereits im frühen Stadium könne die
Herzschwäche mit einfachen Untersuchungen wie Ultraschall und EKG erkannt werden.
Leider werde diese Chance oft verpasst, da viele Patienten zu diesem Zeitpunkt noch
keine Symptome verspüren und deshalb keinen Arzt aufsuchen. Zudem seien nur wenige
Ärzte gleichzeitig auf Diabetes und Kardiologie spezialisiert.
Pressemitteilung Deutsche Diabetes Gesellschaft, 9.5.2012