Diabetes aktuell 2012; 10(03): 98
DOI: 10.1055/s-0032-1315688
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Herzinsuffizienz wird häufig übersehen

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Publication Date:
11 June 2012 (online)

 

Mehr als ¾ aller Menschen mit Typ-2-Diabetes sterben an Herz-Kreislauferkrankungen, vor allem am Herzinfarkt. Etwa die Hälfte aller Diabetiker leidet an Herzschwäche. Eine Herzinsuffizienz wird bei ihnen häufig zu spät erkannt, da viele Patienten zu Beginn der Erkrankung keine Beschwerden verspüren. Herzkranke Menschen mit Dia­betes haben daher eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als herzgesunde.

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(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: R. Stockinger)

Diabetische Kardiomyopathie

Männer mit Typ-2-Diabetes haben ein fast 2½-fach höheres und Diabetikerinnen ein gut 5-fach erhöhtes Risiko, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken. Mit einer Überlebensprognose von im Schnitt 3,6 Jahren gegenüber etwa 5,4 Jahren von herzschwachen Patienten ohne Diabetes ist sie eine gefährliche Begleiterkrankung des Diabetes. Zu viel Zucker, Fett und Produkte aus dem Zuckerstoffwechsel sowie oxidativer Stress schädigen das Herz von Menschen mit Diabetes. Die Herzmuskelzellen können dadurch absterben oder sich in funk­tionsloses Bindegewebe umwandeln. Der Lebensmotor verliert so an Beweglichkeit, Elastizität und Kraft. In der Folge kann sich die linke Herzkammer nicht mehr ausreichend dehnen und das frisch mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lunge vollständig aufnehmen. Diese sogenannte diastolische Herzinsuffizienz (HFPEF) wird unter dem Krankheitsbild der "diabetischen Kardiomyopathie" zusammengefasst. "Diese diabetische Kardiomyopathie tritt im Durchschnitt schon nach etwa 4 Jahren Diabetes auf und bildet den Ausgangspunkt der Herzschwäche", erläutert Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Medizinischen Klinik I an der Klinik für Kardiologie, Pneumologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Aachen.

Im nächsten Stadium, der systolischen Herzinsuffizienz (HFREF), wirft die geschädigte linke Herzkammer beim rhythmischen Zusammenziehen, das der Entspannungs- und Füllphase des Herzens folgt, nicht mehr genug Blut in den Körperkreislauf aus. Dadurch wird das Blut in die Lunge zurückgestaut. Atemnot tritt auf. Weil die Organe nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, sind Betroffene schnell erschöpft. Im weiteren Verlauf lässt die Pumpleistung des Herzens weiter nach, Symptome wie chronischer Husten, geschwollene Beine und Wassereinlagerungen kommen hinzu. Die Lebensqualität der Patienten ist stark eingeschränkt, kleinste Anstrengungen können zur Qual werden.


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Frühzeitig nach diastolischer Funktionsstörung suchen

"Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sollte deshalb stets frühzeitig auch nach einer diastolischen Funktionsstörung gesucht werden" fordert Marx. Bereits im frühen Stadium könne die Herzschwäche mit einfachen Untersuchungen wie Ultraschall und EKG erkannt werden. Leider werde diese Chance oft verpasst, da viele Patienten zu diesem Zeitpunkt noch keine Symptome verspüren und deshalb keinen Arzt ­aufsuchen. Zudem seien nur wenige Ärzte gleichzeitig auf Diabetes und Kardiologie spezialisiert.

Pressemitteilung Deutsche Diabetes Gesellschaft, 9.5.2012


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(Bild: Thieme Verlagsgruppe, Fotograf: R. Stockinger)