Dronedaron (Multaq®) sei das am besten untersuchte Antiarrhythmikum, berichtete Prof.
Dr. Stefan Hohnloser, Frankfurt, bei einem Symposium in Mannheim. Eingeschlossen in
verschiedene Studien waren weit über 10 000 Patienten. In der ATHENA-Studie [
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] mit 4600 Patienten hatte das Antiarrhythmikum bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF)
den kombinierten Endpunkt Tod und kardiovaskulär-bedingte Hospitalisierung gegenüber
Placebo statistisch signifikant reduziert (24 %). Die kardiovaskuläre Mortalität verminderte
sich um 29 %, der kardiale arrhythmische Tod um 45 %. Eine Post-hoc-Analyse wies auch
für Schlaganfälle eine Reduktion um 34 % nach.
In der PALLAS-Studie [
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] dagegen, die als erste Studie überhaupt ein Antiarrhythmikum bei permanentem Vorhofflimmern
untersuchte, zeigte sich, dass Schlaganfall (23 Fälle) und kardiovaskulärer Tod (21
Fälle) unter Dronedaron häufiger waren als unter Placebo (je 10 Fälle). 2011 wurde
die Studie vorzeitig gestoppt. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA aktualisierte
ihre Empfehlungen für die Behandlung mit Dronedaron und der Hersteller reagierte mit
einer Anpassung der Fachinformation. Den aktuellen Stellenwert des Antiarrhythmikums
erläuterte PD Dr. med. Ralph Bosch, Ludwigsburg.
90 % der VHF-Patienten sind symptomatisch
In der täglichen Praxis gelte es, die antiarrhythmische Therapie mit Dronedaron auf
den individuellen Patienten mit seinen Komorbiditäten und Risikofaktoren zuzuschneiden,
so Bosch. Die MOVE-Studie [
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] hatte gezeigt, dass VHF-Patienten häufig älter sind und unter Begleiterkrankungen
wie arterieller Hypertonie (77 %), Dyslipidämie (48 %), Diabetes mellitus (24 %) oder
chronischer Niereninsuffizienz (10 %) leiden. Ein Viertel hat eine koronare Herzkrankheit
(KHK), fast die Hälfte eine chronische Herzinsuffizienz. 90 % sind aufgrund ihres
Vorhofflimmerns symptomatisch. Nur etwa 8 % der Patienten wurden abladiert, jeweils
18 % einer elektrischen oder pharmakologischen Kardioversion zugeführt. "Antiarrhythmika
sind also eine wichtige Option in der täglichen Routine", betonte Bosch.
Für die Rhythmuskontrolle bei Vorhofflimmern kann Dronedaron laut Bosch eingesetzt
werden bei Patienten ohne oder mit minimaler struktureller Herzerkrankung sowie mit
Hypertonie (mit und ohne linksventrikulärer Hypertrophie). Bei KHK ist Vorsicht geboten:
Diese Patienten sollten stabil und ohne linksventrikuläre Dysfunktion sein, kardiologische
Kontrollen sollten mindestens halbjährlich erfolgen. Kontraindiziert ist Dronedaron
bei Patienten, die hämodynamisch instabil sind, eine symptomatische Herzinsuffizienz
oder linksventrikuläre Dysfunktion haben sowie bei permanentem VHF.
Neben der regelmäßigen Kontrolle der Herzfunktion sind auch Niere und Lunge zu überwachen.
Die Leberfunktion muss vor allem initial und im ersten Jahr engmaschig und dann periodisch
kontrolliert werden. Dabei sei es wichtig, die Patienten über potenzielle Risiken
und entsprechende Symptome aufzuklären, so Bosch. Speziell unter Sicherheitsaspekten
wird jetzt mit IMPULS eine neue Registerstudie die Rolle von Dronedaron in der täglichen
Praxis bei Patienten mit Vorhofflimmern untersuchen.
Michael Koczorek, Bremen
Quelle: Symposium "Wer profitiert von Dronedaron? Ein Austausch mit Experten" im Rahmen
der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim,
13. April 2012. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a.M.