Der Klinikarzt 2012; 41(08): 380
DOI: 10.1055/s-0032-1325279
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Morbus Pompe – Enzymersatztherapie wirkt sich auf Atmung, Ausdauer und Gehfähigkeit aus

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Publication Date:
22 August 2012 (online)

 
 

Der Morbus Pompe gehört zu den sehr seltenen, nur schwer zu diagnostizierenden neuromuskulären Erkrankungen. Ursache für diese Glykogenspeichererkrankung ist ein genetisch bedingter Mangel des lysosomalen Enzyms saure alpha-1,4-Glukosidase (GAA). Seit einigen Jahren können M. Pompe-Patienten mit einer Enzymersatztherapie (Myozyme®/Alglucosidase alfa) behandelt werden, die bei Kindern zu einer Verbesserung und bei Erwachsenen zur Stabilisierung führen kann.

Die unterschiedlichen Formen/Verläufe des M. Pompe beruhen auf demselben Gendefekt: dem Mangel des lysosomalen Enzyms saure alpha-1,4-Glukosidase (GAA); eine Hydrolase, die vorwiegend im Muskelgewebe Glykogen zu Glukose abbaut. Kann das Glykogen nicht abgebaut werden, häuft es sich in den Lysosomen an, stört so die Zellfunktion und beeinträchtigt die Muskelfunktion. Die Folge: irreversible Zell-, Gewebe- und Organschäden, die besonders bei der infantilen Verlaufsform zum frühen Tod führen.

Nicht immer fehlt das Enzym ganz; der Schweregrad ist von der GAA-Restaktivität abhängig und variiert damit stark. Beim infantilen Verlauf mit geringer oder gar keiner GAA-Aktivität entwickeln die Neugeborenen kurz nach der Geburt eine Herz-Lungen-Insuffizienz mit muskulärer Hypotonie und sterben häufig noch im ersten Lebensjahr an einem kardiorespiratorischen Versagen. Die späte Form bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verläuft langsamer als die infantile, aber auch unaufhaltsam progredient mit zunehmender proximaler Muskelschwäche bis hin zur Beatmungsnotwendigkeit.

Diagnosehilfe aus dem Schlaflabor

Der M. Pompe ist nur schwer zu diagnostizieren. Für Prof. Peter Young von der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universität Münster, sind nächtliche Schlafstörungen, die zu einer Tagesschläfrigkeit führen, ein wichtiger Hinweis auf diese seltene Erkrankung, die sich im Schlaflabor abklären lässt. Nächtliche Atmungsstörungen treten bei M. Pompe anfangs in den REM-Phasen durch die Zwerchfellbeteiligung auf, das am stärksten von der Atemmuskelstörung betroffen ist. Im weiteren Verlauf der fortschreitenden Atmungsschwäche zeigt sich die Hypoventilation während des gesamten Schlafs.

Bis im April 2006 die Firma Genzyme die Zulassung für das biotechnologisch hergestellte Enzym Alglucosidase alfa (Myozyme®) für alle Verlaufsformen des Morbus Pompe erhielt, waren nur symptomatische Therapien möglich. Mit dem Enzymersatz, der den Mangel an saurer alpha-1,4-Glukosidase ausgleichen und damit ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern soll, steht erstmals eine kausale Therapie für Patienten mit nachgewiesenem GAA-Mangel zu Verfügung. Das Ersatzenzym baut in den Lysosomen hydrolytisch Glykogen zu Glukose ab; dadurch wird akkumuliertes Glykogen abgebaut und eine weitere Speicherung verhindert.

Vor allem leicht- und mittelschwer betroffene Morbus-Pompe-Patienten profitieren laut Prof. Young von der Enzymersatztherapie: Die Lungenfunktion stabilisiert sich, Ausdauer und Gehfähigkeit können verbessert werden.

Anne Marie Feldkamp, Bochum

Quelle: Fachpresse-Konferenz: "Meet-the-Clinic: Was macht der Muskelpatient im Schlaflabor? Diagnosewege und Therapieansätze bei neuromuskulären Erkrankungen" am 29. Juni 2012 in Münster. Veranstalter: Genzyme GmbH, Neu Isenburg.


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