Schlüsselwörter
Röntgenthorax - Transparenz - Lunge - Pleuraerguss - Infiltrat - Pneumothorax - Kongestion
- Atelektase
Der Röntgenthorax ist die am häufigsten durchgeführte Röntgenuntersuchung. Ärzte nahezu
jeder Disziplin müssen sie im Rahmen ihrer Tätigkeit korrekt einsetzen und interpretieren.
Besonders wichtig ist es, akute, potenziell lebensbedrohliche Veränderungen zu erkennen,
um relevante therapeutische Entscheidungen daraus abzuleiten. Man muss allerdings
auch die Limitationen dieser projektionsradiografischen Methode kennen – so kann man
die Diagnostik rechtzeitig ergänzen.
Voraussetzungen
Fachkunde Strahlenschutz
In Deutschland regelt die Röntgenverordnung den Betrieb von medizinischen Röntgengeräten.
Von besonderer Bedeutung sind hierbei § 23 (Indikationsstellung) und § 24 (berechtigte
Personen). Danach darf die konventionelle Röntgendiagnostik nur von einem fachkundigen
Arzt angeordnet und befundet werden. Das bedeutet:
-
Der verantwortliche, anfordernde Arzt muss über die Fachkunde Strahlenschutz verfügen
(Minimalanforderung: Fachkunde Strahlenschutz „Notfalldiagnostik“)
-
und eine rechtfertigende Indikation stellen.
Eigeninitiative gefragt
Während die Fachkunde Strahlenschutz für Ärzte in radiologischen Kliniken und Instituten
bereits früh obligat ist, bleibt sie in allen anderen Disziplinen oft der Eigeninitiative
des Assistenzarztes überlassen. Ohne die notwendige Fachkunde darf aber – gemäß der
Röntgenverordnung – kein Röntgenbild indiziert, angefertigt und befundet werden!
Welche Voraussetzungen für die Erlangung der Fachkunde nötig sind, steht in der Röntgenverordnung
und in der „Richtlinie über die im Strahlenschutz erforderliche Fachkunde“. Auch die
Ärztekammern helfen hier weiter.
Indikationen
Bei entsprechender Symptomatik früh indiziert
Am Beginn der ärztlichen Untersuchung stehen weiterhin die Erhebung der Anamnese,
die Auskultation und Perkussion des Thorax.
Im Vergleich zu vielen anderen Röntgenuntersuchungen ist die effektive Dosis für einen
Röntgenthorax relativ gering (0,01–1 mSv), weil man eine Belichtungsautomatik verwendet.
Deshalb ist der Röntgenthorax bei thorakalen und pulmonalen Symptomatiken früh angezeigt.
[Tab. 1] führt eine Auswahl der wichtigsten Indikationen auf.
Tab. 1
Nutzen und Risiko in jedem Einzelfall abwägen
Die oben genannte Nutzen-Risiko-Abwägung hängt allerdings von der individuellen Situation
ab (Beschwerdeausmaß, Alter des Patienten, Vorgeschichte etc.) – und deren Einschätzung
ist auch mit Subjektivität behaftet. Daher bleibt die Erstellung der rechtfertigenden
Indikation eine ärztliche Gewissensentscheidung, die stets aufs Neue geprüft und gerechtfertigt
werden muss.
Automatische Zuweisungsmuster zu einer Röntgenaufnahme (z. B. bei jeder Neuaufnahme,
vor jeder Operation etc.) sind dementsprechend inakzeptabel.
Limitationen
Begrenzte Differenzierung der Strukturen
Der Röntgenthorax ist ein Projektionsbild, daher wird jeder Bildpunkt durch viele
anatomische Lokalisationen determiniert. Beispiel: In der Bildmitte verläuft ein Röntgenstrahl
evtl. durch
-
den dorsalen Weichteilmantel,
-
die Wirbelsäule,
-
Aorta descendens,
-
mediastinales Fettgewebe,
-
Herz,
-
Sternum und
-
ventralen Weichteilmantel.
Hierdurch wird er abgeschwächt, bevor er auf dem Detektor einen Bildpunkt erzeugt.
Eine Differenzierung dieser Strukturen ist deshalb nicht oder nur bedingt möglich
[Tab. 2]. Hilfreich kann hier die seitliche Aufnahme sein.
Auch viele wichtige Pathologien der Gefäße sind durch den Röntgenthorax nicht genau
abzuklären. Weiterführend ist in der Regel die Computertomografie (CT) des Thorax,
die z. B. bei der morphologischen Darstellung des Lungenparenchyms von keinem Verfahren
übertroffen wird.
Tab. 2 Erfassbare und nicht erfassbare Pathologien in der Röntgenthoraxuntersuchung.
Grundzüge der Befundung
Stets nach Schema
Erheben Sie Befunde immer nach einem festen Schema. Dies verhindert, dass man nur
fokale Befunde beschreibt, andere relevante Befunde aber übersieht. Das Schema ist
frei wählbar und soll alle Bildabschnitte beinhalten, z. B.:
Wesentlich ist die strikte Einhaltung dieses Schemas, welches man dann – ähnlich wie
beim Autofahren – schon bald unbewusst einhalten und die Konzentration so auf die
Befunde lenken kann.
In der Ausbildungsphase ist es hilfreich, die Befunde schriftlich festzuhalten – auch
jenseits der Dokumentationspflicht. So kann man sich z. B. mit Fehlinterpretationen
auseinandersetzen.
Grautöne = Dichtegrade
Obwohl das Röntgenbild deutlich mehr Grautöne aufweist, kann man 5 relevante Komponenten
anhand ihrer Dichten unterscheiden:
-
Luft / Gas
-
Fett
-
Wasser
-
Knochen
-
Metall
Jede Struktur, die hauptsächlich aus einer dieser Komponenten aufgebaut ist und überlagerungsarm
abgebildet wird, kann man der entsprechenden Dichte zuordnen und identifizieren [Tab. 3].
Tab. 3 Die 5 Hauptdichten des konventionellen Röntgens und ihr Vorkommen als anatomische
bzw. pathologische Struktur.
Keine vorschnelle Interpretation
Wenn er im Arbeitsalltag regelmäßig Röntgenbilder des Thorax betrachtet, gelingt es
auch dem Anfänger schnell, umschriebene pathologische Befunde zu erkennen. Schwieriger
ist die korrekte Interpretation. Bleiben Sie daher zunächst streng deskriptiv und
gehen Sie in folgenden Schritten vor:
-
Wo ist der pathologische Befund lokalisiert?
-
Wie ist die Transparenz des Befundes?
-
Wie stellt sich die Morphologie des Befundes dar?
-
homogen, inhomogen, wolkig
-
Volumenvermehrung, Volumenabnahme
[Tab. 4] ordnet die wichtigsten Befunde ihrer Röntgentransparenz zu. Die typische Morphologie
wird jeweils in den einzelnen Abschnitten behandelt.
Tab. 4 Zuordnung pathologischer Befunde zu ihrer Röntgentransparenz.
Die wichtigsten Befunde
Herzvergrößerung
Größe und Randstrukturen beachten
Zur Abschätzung einer Vergrößerung der Herzsilhouette wird der kardiothorakale Quotient
verwendet. Hierzu setzt man in der p.-a.-Aufnahme (posterior-anterior) den horizontalen
maximalen Herzdurchmesser ins Verhältnis zum inneren horizontalen maximalen Lungendurchmesser.
Die randbildenden Strukturen der Herzsilhouette werden in vielen Lehrbüchern erläutert.
Ihre Kenntnis dient der Formbeurteilung. Aufgrund der Überlegenheit der Echokardiografie
oder der Kardio-MRT bzw. -CT wird die Herzbeurteilung im Röntgenthorax hier nicht
weiter vertieft.
Pleuraerguss
Homogene Transparenzminderung
Der Pleuraerguss ist eine pathologische Flüssigkeitsansammlung im Spalt zwischen Pleura
visceralis und Pleura parietalis. Da sich Flüssigkeiten im Pleuraspalt frei ausbreiten
können, kommt es zu einer spezifischen, sehr homogenen Transparenzminderung. Je nach
Körperposition differiert die Röntgenmorphologie:
In der p.-a.-Aufnahme kommt der Pleuraerguss erst bei größerer Ausdehnung zur Darstellung
– zunächst im lateralen Randwinkel (Abrundung), später auch als homogene, kaudal lokalisierte
Transparenzverminderung [Abb. 1] und [Abb. 2].
Hier muss der Erguss höher steigen, um zu einer Konturauslöschung des Zwerchfells
und später der Herzkontur zu führen [Abb. 3].
Zeigt sich eine homogene Transparenzminderung mit glatter, konvexer Begrenzung zum
Lungenparenchym (z. B. lateral oder dorsal), kann dies auf einen entzündlichen Erguss
(Pleuraempyem) oder einen Hämatothorax hinweisen [Abb. 4].
Abb. 1 Rechts normale Darstellung des lateralen Randwinkels. Auf dem linken Foto ist der
(rechte) laterale Randwinkel durch einen Pleuraerguss ausgefüllt (abgerundet). Auch
in den folgenden Beispielen wird sich der Pleuraerguss stets wie hier als homogene
Transparenzverminderung darstellen.
Abb. 2 Rechts normale Darstellung des dorsalen Randwinkels. Auf der linken Seite ist der
laterale Randwinkel durch einen Pleuraerguss aufgefüllt und somit abgerundet.
Abb. 3 Liegendthorax bei beidseitigem Pleuraerguss. Der Erguss ist im Liegen dorsal angesammelt
und muss erst hoch genug steigen, um eine Verschattung der Zwerchfellkonturen zu verursachen
(typisches Zeichen).
Abb. 4 Die rechtsseitigen, flüssigkeitsdichten Ergussansammlungen sind lateral und apikal
gefangen und konvex zum Lungenparenchym. In diesem Fall handelte es sich um einen
Hämatothorax. Eine solche Morphologie wäre aber auch typisch für ein Pleuraempyem.
Infiltrat
Inhomogene Transparenzverminderung
Der Begriff Infiltrat steht im Weiteren für ein pneumonisches Infiltrat. Es handelt
sich um eine alveoläre oder interstitielle Ansammlung einer entzündlichen, zellreichen
Flüssigkeit.
Eines der wenigen pathognomonischen Zeichen in der konventionellen Röntgendiagnostik
ist das positive Bronchopneumogramm. Es entsteht durch belüftete Atemwege, die durch
das Infiltrat verlaufen und durch den daraus entstehenden Dichteunterschied sichtbar
werden [Abb. 5].
Infiltrate bevorzugen die basalen Lungenabschnitte, können aber in der ganzen Lunge
vorkommen und verschiedene Morphologien annehmen (dicht, flau, streifig, wolkig, körnig
etc.). Bei ausgedehnten, beidseitigen Infiltraten ist die schwierigste Differenzialdiagnose
die Kongestion (s. u.).
Abb. 5 Eine wolkige, inhomogene Transparenzverminderung des rechten Oberlappens. In den
zentralen Lungenabschnitten werden die luftgefüllten Atemwege sichtbar, da das umgebende
Lungenparenchym durch ein Infiltrat in seiner Transparenz vermindert ist. Dieser Bildeffekt
– das sogenannte positive Bronchopneumogramm – ist typisch für eine Pneumonie oder
Infiltrate anderer Genese.
Pneumothorax
Lunge fällt zusammen
Ein Pneumothorax entsteht, wenn Umgebungsluft in den Pleuraspalt eindringt und das
zuvor zwischen Pleura visceralis und parietalis vorhandene Vakuum aufhebt.
Der Pneumothorax macht als einzige Pathologie die sonst unsichtbare Pleura visceralis
der Lunge sichtbar.
In der Regel stammt diese Luft aus einer Verletzung an der Lungenoberfläche – häufig
iatrogen, z. B. durch Punktion beim Legen eines ZVK oder beim Drainieren eines Pleuraergusses.
Hierduch fällt die Lunge in sich zusammen, meist allerdings nicht vollständig. Gerade
ein kleiner Pneumothorax entgeht dem Befunder bei flüchtiger Betrachtung (Spitzenpneumothorax).
Spannungspneumothorax
Ein sog. Spannungspneumothorax entsteht, wenn in der Inspiration Luft in den Pleuraspalt
einströmen kann, aber bei der Exspiration nicht mehr entweicht (Ventilmechanismus,
meist durch Verletzungen der Pleura visceralis). Im Röntgenbild macht er sich durch
eine Volumenzunahme bemerkbar:
-
Zwerchfell ipsilateral tiefstehend,
-
erweiterte Interkostalräume,
-
Mediastinalshift nach kontralateral [Abb. 6].
Der Spannungspenumothorax ist ein Notfall, den man umgehend durch Evakuation der Luft
aus dem Pleuraspalt behandeln muss.
Abb. 6 Durch einen linksseitigen Pneumothorax wird die Pleura parietalis als feine, hier
weitgehend parallel zur lateralen Thoraxwand verlaufende Linie sichtbar. Jenseits
dieser Linie ist keine pulmonale Gefäßzeichnung mehr vorhanden. In diesem Bild zeigen
sich zusätzlich alle Zeichen eines Spannungspneumothorax: Shift des Mediastinums nach
kontralateral, erweiterte Interkostalräume ipsilateral, niedergedrücktes Zwerchfell
ipsilateral. Notfall!
Pulmonalvenöse Kongestion (pv-Stau)
Blutstauung
Ursache der pulmonalvenösen Kongestion ist eine Linksherzinsuffizienz: Das Blut staut
sich in den Lungenvenen vor dem linken Ventrikel. Zunächst führt dies im Rahmen der
Volumenkapazität zu einer Vergrößerung der Lungenvenen, die im Röntgenbild dann betont
zur Darstellung kommen.
Im physiologischen Fall (stehender, gesunder Patient) sind die kaudalen Lungenvenen
von stärkerem Kaliber als die apikalen. Dieses gleicht sich bei der Kongestion an.
Die Veränderung kann allerdings subtil sein [Abb. 7].
Cave Beim Röntgenthorax im Liegen ist dieses Phänomen durch die veränderte Position schwerkraftbedingt
auch ohne Kongestion zu beobachten. Bei der sogenannten Bettlunge darf man also eine
basoapikale Umverteilung nicht werten.
Abb. 7 Linksherzinsuffizienter Patient bei dilatativer Kardiomyopathie (links) sowie nach
diuretischer Therapie (rechts). Bei Betrachtung der Lungengefäße fällt eine Verbreiterung
und Betonung der Gefäßschatten im linken Oberfeld zum Zeitpunkt der Dekompensation
auf. Diese basoapikale Umverteilung ist manchmal das einzige Zeichen einer pulmonalvenösen
Kongestion.
Flüssigkeit im Interstitium
Nachdem die Volumenkapazität der Lungenvenen erschöpft ist, kommt es zu einer Druckerhöhung,
anschließend tritt die zuvor intravasale Flüssigkeit in das Interstitium über.
Dieser Bildbefund kann sich beim Lungenödem zum „Schmetterlingsödem“ auswachsen.
Die interstitielle Flüssigkeit führt zu einer Verdickung der interlobulären Septen,
die im Normalfall unsichtbar sind. Liegen diese Septen parallel zum Strahlenbündel
(wie z. B. der Lappenspalt im Seitbild), so werden sie als zarte, kurze, meist horizontale
Linie sichtbar.
-
Am häufigsten ist dieses Phänomen in den kaudalen, pleuranahen Lungenabschnitten rechts
zu beobachten, hier Kerley-B-Linien genannt.
-
Die gleichen Verdickungen können sich (seltener) auch apikal (Kerley-A) und (noch
seltener) zentral (Kerley-C) befinden.
Abb. 8 Links deutliche pulmonalvenöse Kongestion und rechts Kontrolle nach erfolgreicher
Therapie. Dieser pulmonalvenöse Stau zeigt sich durch eine prominente und unscharfe
Darstellung der vaskulären Strukturen. Insbesondere zentral ist das gut zu erkennen.
Abb. 9 Rechts Normalzustand. Links hingegen pulmonalvenöse Kongestion mit Ausbildung vieler
Kerley-Linien (v. a. Kerley B, einige Kerley C). Diese können auch weniger prominent
zur Darstellung kommen. Sind sie vorhanden, so ist stauungsbedingt bereits Flüssigkeit
in das Interstitium übergetreten.
Übung und Erfahrung nötig
Die z. T. subtilen Befunde der pulmonalvenösen Kongestion können durch verschiedene
Faktoren verändert sein. So kann ein Lungenemphysem durch die zugrunde liegende Lungendestruktion
die interstitiellen Zeichen erst spät und – besonders beim Lungenödem – manchmal retikulär
verändert zum Vorschein kommen lassen. Dadurch wird z. B. die Morphologie einer diffusen
Pneumonie imitiert. Auch Adipositas kann die Diagnose erschweren.
Um die pulmonalvenöse Kongestion sicher beurteilen zu können, braucht man viel Übung
und Erfahrung. Wie bei keiner anderen akuten Veränderung ist das Bild nur in gewissenhafter
Korrelation mit dem klinischen Zustand aussagekräftig.
Atelektase
Oft nur in 1 Ebene sichtbar
Die Atelektase bezeichnet einen kollabierten, unvollständig ausgedehnten Lungenabschnitt.
Sie zeigt sich als homogene Transparenzverminderung und geht mit einer Volumenverminderung
des betroffenen Areals einher (Segment, Lappen, Lungenhälfte).
In welcher Ebene die Atelektase sichtbar ist, hängt vom betroffenen Lungenabschnitt
ab. In vielen „Kitteltaschenbüchern“ finden sich entsprechende Schemata, auf die hier
nur verwiesen werden soll. [Abb. 10] zeigt ein Beispiel für die besonders häufige Atelektase des Mittellappens (sichtbar
im Seitbild, im p.-a.-Bild unsichtbar oder nur als flaue Transparenzverminderung zu
erahnen).
Abb. 10 Mittellappenatelektase. Diese zeigt im Seitbild (rechts) die charakteristische, flache,
homogene, glatt berandete, keilförmige Transparenzverminderung (Pfeil) in Projektion
auf die Herzsilhouette. Im p.-a.-Bild (links) hingegen ist der Befund nur als flaue
Verschattung sichtbar, da die Ränder der Atelektase nicht parallel zum Strahlengang
liegen. Der relative, ventral betonte Hochstand des rechten Zwerchfells ist Ausdruck
der Volumenabnahme – ein wichtiges bildmorphologische Kriterium der Atelektase. Zusätzlich
fällt ein Pleuraerguss des rechten lateralen Randwinkels auf.
Auswirkung auf Nachbarstrukturen
Je nach Größe wirkt sich die Atelektase auf Nachbarstrukturen aus. Eine Lappenatelektase
kann das Zwerchfell oder den Hilus zu sich ziehen. Die Atelektase eines gesamten Lungenflügels
kann das Mediastinum zur Atelektase hin ziehen – ein gutes Kriterium zur Unterscheidung
von einem sehr großen Pleuraerguss mit Totalverschattung eines Hemithorax.
Fazit Der Röntgenthorax ist die primäre, bildgebende Methode der Wahl, wenn z. B. Pleuraerguss,
Infiltrat, Pneumothorax, pulmonalvenöser Stau oder Atelektase nachgewiesen oder ausgeschlossen
werden sollen. Eine systematische Analyse hilft, alle Befunde zu erfassen. Die neutrale
Deskription von Lokalisation, Transparenz und Morphologie führt zur korrekten Diagnose.
Mehr zum Thema
Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen (RöV) http://www.bmu.de/strahlenschutz
Hofer M. Chest-X-Ray-Trainer – Röntgen-Thorax-Diagnostik. 3. Aufl. Düsseldorf: Didamed; 2010
Felson B, Weinstein AS, Spitz HB. Röntgenologische Grundlagen der Thoraxdiagnostik – ein programmierter Text. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 1984
Kirchner J. Trainer Thoraxdiagnostik – systematische kardiopulmonale Bildanalyse. Stuttgart: Thieme; 2009
Raoof S, Feigin D, Sung A et al. Interpretation of plain chest roentgenogram. Chest 2012; 141: 545–558 (Review)
Kernaussagen
-
Der Röntgenthorax steht nach Anamnese und körperlicher Untersuchung oft an erster
Stelle der apparativen Diagnostik bei thorakalen Beschwerden.
-
Wer einen Röntgenthorax indiziert und anschließend interpretiert, muss über die Fachkunde
Strahlenschutz verfügen.
-
Jedes Thoraxbild muss nach einem festen Schema analysiert werden, um keine relevanten
Befunde zu übersehen.
-
Man beschreibt zunächst die Pathologie:
Daraus lässt sich der Befund interpretieren.
-
Je kleiner, je weiter zentral / mediastinal und je transparenter ein Befund ist, desto
eher wird er im Röntgenbild des Thorax übersehen.
-
Der Röntgenthorax hilft nicht weiter bei Lungenembolie, Aortendissektion und z. B.
intrakardialen Befunden.
-
Die Eskalation zur weiterführenden Diagnostik hängt von der individuellen Situation
ab. Wie wichtig ist es im konkreten Fall, auch kleine Befunde zu erkennen? Vermute
ich Erkrankungen der großen, zentralen Gefäße oder des Mediastinums?
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Die CT ist das weiterführende Verfahren, welches Aussagen zur vaskulären und mediastinalen
Situation liefert und in der morphologischen Darstellung des Lungenparenchyms bisher
von keinem Verfahren übertroffen wird.
Interessenkonflikt Der Autor erklärt, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
Beitrag online zu finden unter http://www.dx.doi.org/10.1055/s-0032-1325312