Der Begriff „Kolik“ ist in der Sprache von Pferdebesitzern, Tierärzten und
Tiertherapeuten ein fest verankerter Begriff, obwohl er genau genommen keine
Erkrankung bezeichnet, sondern ein Symptom: Bauchschmerzen. Mit einer Kolik zeigt
ein Pferd einen körperlichen Zustand an, der von leichtem Unwohlsein bis hin zu
stärksten Schmerzen geprägt sein kann.
Je nach Charakter des Pferdes und zugrunde liegender Erkrankung kann sich die Kolik
zeigen in Zuständen höchster Unruhe, Schwitzen, dauerndem Hinlegen und Aufstehen,
Flehmen, Bauchanschauen, mit einem Fuß gegen den Bauch schlagen, gegen die Wand
werfen, aber auch in Form von Teilnahmslosigkeit, Fressunlust, vielleicht nur ein
angedeutetes Einziehen der Bauchwand mit leicht veränderter Atmung. Diese Form der
Kolik ist insofern besonders gefährlich, weil das Pferd kaum auf sich aufmerksam
macht und die Dramatik des Krankheitsgeschehens manchmal nicht rechtzeitig erkannt
wird.
Als mögliche Ursachen für eine Kolik kommen infrage [1]:
-
Magen-Darm-Erkrankungen
-
Leber- und Gallengangserkrankungen
-
Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane
-
Erkrankungen im Brust- und Schlundbereich
-
Erkrankungen des Bewegungsapparats (Lumbago, Hufrehe)
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Hauterkrankungen
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Infektionskrankheiten (Tetanus, Tollwut, Bornavirose, Salmonellose,
Milzbrand)
-
parasitäre Erkrankungen
-
Thromben/Embolien in Eingeweidegefäßen
-
Wasser- und Futtermangel
Im akuten Fall ist die Kolik ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand, der
unbedingt einer tiermedizinischen Untersuchung und Behandlung bedarf!
Die dem Zustand der Kolik zugrunde liegenden möglichen Erkrankungen sind so
vielfältig und zum Teil so drastisch, dass eine gründliche Ursachenforschung in Form
von klinischer Untersuchung, Labor, evtl. Röntgen o. Ä. notwendig ist. Je nach Fall
ist für Untersuchung und Behandlung gar ein Aufenthalt in einer Pferdeklinik
erforderlich. Insofern hat der Pferdeosteopath und Tierheilpraktiker seine
diagnostischen und therapeutischen Grenzen absolut realistisch einzuschätzen, um die
Gesundheit und das Leben des Pferdes nicht zu gefährden! Andererseits können
osteopathische, physiotherapeutische und naturheilkundliche Maßnahmen sehr wohl
helfen, begleitend zur tiermedizinischen Versorgung die Genesung des Pferdes zu
unterstützen, die Rekonvaleszenz zu fördern und Rezidive zu vermeiden.
Lebenswirklichkeit des Pferdes
Die der Kolik zugrunde liegenden möglichen Erkrankungen spielen sich auf der
Grundlage der hohen Sensibilität und Labilität des Vegetativums des Pferdes ab. Dies
kann als Folge nach sich ziehen, dass bereits Wetterumschwünge, Änderungen in der
Fütterung, der Haltung oder der Stallroutine, Besitzer- oder Stallwechsel zum
Auftreten von Koliksymptomen führen können.
Die Aufdeckung und Beseitigung eines etwaigen chronischen bzw. rezidivierenden
Sympathikotonus, z. B. aufgrund schlechter Haltungsbedingungen, ungünstiger
Herdenzusammensetzung mit ständigen Rangordnungskämpfen, schlechtem Umgang mit dem
Pferd, physisch oder psychisch überfordernden Trainings, chronischer Schmerzzustände
infolge mangelhafter Hufstellung/-bearbeitung oder eines schlecht sitzenden Sattels
sind in diesem Zusammenhang wichtig für die Genesung und Prophylaxe.
In Herden- und Offenstallhaltungen ist besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass
auch die rangniedrigen Pferde ausreichend Zeit und Raum haben, in Ruhe ihr Raufutter
in angemessenen Mengen und Zeitintervallen zu fressen und ebenso entspannt die
Tränke aufzusuchen. Ebenso sind in Boxenhaltungen dem Pferd Sozialkontakte und
ausreichend frei wählbare Bewegungsmöglichkeiten (Koppel, Paddock) anzubieten für
ein gesundes vegetatives Gleichgewicht.
Kolik aus Sicht der Osteopathie
Aus osteopathischer Sicht ist interessant, dass es Pferde zu geben scheint, die eine
sogenannte „Kolikneigung“ haben, d. h. sie sind deutlich gefährdeter, eine Kolik zu
bekommen, als andere Pferde. Was können die Ursachen sein, die dazu führen, dass ein
Pferd immer wieder kolikartige Symptome zeigt? Um diese Frage zu beantworten, ist
es
sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, welche Strukturen ursächlich oder symptomatisch
an den krampfartigen Bauchbeschwerden beteiligt sind und wie der „Bauch“ des
gesunden Pferdes arbeitet.
Der Rumpf des Pferdes ist aufgeteilt in den Brust- und den Bauchraum. Im Brustraum
befinden sich die Lungen und das Herz, im Bauchraum befinden sich Magen, Milz,
Leber, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm, Dickdarm mit seinen ventralen und dorsalen
Lagen, seinen Flexuren am Diaphragma und am Becken. Richtung kaudal dicht ventral
der Lendenwirbelsäule (LWS) finden sich die Nieren, im kleinen Becken Eierstöcke,
Eileiter, Gebärmutter, Harnblase.
Getrennt werden Brust- und Bauchraum voneinander durch das Diaphragma, das sich
kuppelartig in den Brustraum (kranial konvex) wölbt. Diaphragma, Thorax mit der BWS,
den Rippen und dem Sternum spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle im Rahmen der
Verdauung:
-
Bei der Einatmung zieht sich das Diaphragma aktiv zusammen und schiebt
dadurch alle Bauchorgane etwas nach kaudal. Der Beckenboden wölbt sich etwas
nach kaudal und lässt die Kaudalverschiebung der Bauchorgane zu.
-
Bei der Ausatmung (in Ruhe) entspannt sich das Diaphragma, die Bauchorgane
und der Beckenboden heben sich wieder nach kranial.
Das Heben und Senken des Diaphragmas mit den entsprechenden biomechanischen
Bewegungen der beteiligten knöchernen, muskulären und faszialen Strukturen
unterstützt somit durch den erzielten Massageeffekt die natürliche Peristaltik der
Verdauungsorgane. Alle Bauchorgane werden ständig entsprechend der Atembewegungen
sanft gegeneinander verschoben, sodass ein Verkleben von Faszien, Gekröseanteilen,
Darmschlingen o. Ä. vermieden wird.
Mögliche muskuläre Ursachen
Auf muskulärer Ebene finden sich die in [Tab. 1]
aufgeführten Strukturen mit der entsprechenden Innervation und den zugehörigen
Wirbelsegmenten, die im Zusammenhang mit einer Kolikneigung relevant sind.
Tab. 1 Muskuläre Strukturen, die im Zusammenhang mit
einer Kolikneigung relevant sind.
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Ursprung
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Ansatz
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Innervation
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Funktionen
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Diaphragma
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Centrum tendineum
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N. phrenicus aus nC5–nC7 (Plexus brachialis)
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M. psoas minor
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Th16 – L4
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Os ilium
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Rr. ventrales der Segmente Plexus lumbalis
(nL2–nL6)
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Punctum fixum Hinterbein: Extension von Becken und
LWS
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Punctum mobile Hinterbein: Flexion Becken und
Hüftgelenk
-
Besonderheit: Verlauf direkt parallel zur Pars
lumbalis des Diaphragmas
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Mm. abdomines:
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Rippenknorpel 7–18, Procc. transversi L1–L6
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Linea alba
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segmental aus nTh4–nTh18
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N. iliohypogastricus aus nL1
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N. ilioinguinalis aus nL2/3 (Plexus lumbalis)
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N. genitofemoralis aus nL2–nL4 (Plexus lumbalis)
|
-
Exspirationshilfsmuskeln
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Bauchpresse bei Miktion, Defäkation, Geburt
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Aufwölben der Wirbelsäule
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kontraktionsfähiger Tragegurt mit Anpassungsfähigkeit
an Volumen und Gewicht der Bauchorgane
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Lateroflexion mit Rotation des Rumpfes
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Sternum, Rippenknorpel 4–9
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Tendo praepubicus, Lig. accessorium ossis femoris
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Außenfläche der Rippen 6–18, Fascia thoracolumbalis, Tuber
coxae
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Linea alba, Lig. inguinale, Tendo praepubicus (Verlauf:
kaudoventral)
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Tuber coxae, Lig. inguinale
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Linea alba, Rippenknorpel 12–18 (Verlauf: kranioventral)
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Mm. intercostales
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jeweils von Rippe zu Rippe Verlauf: Mm.
intercostales ext.: kaudoventral Mm. intercostales
int.: kranioventral
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segmental aus nTh1–nTh18
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M. erector spinae, Rumpfanteil:
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M. semispinalis capitis
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M. spinalis thoracis
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M. longissimus thoracis
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M. iliocostalis thoracis
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jeweils zwischen Procc. transversi und Procc. spinales über
einzelne oder mehrere Segmente, über gerade oder schräge
Verläufe
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segmental aus nC3–nTh18
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in Zusammenhang mit Kolik: spannungsangepasstes Punctum fixum
für den-für die Atemexkursion-mobilen Thorax
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Beckenboden:
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Diaphragma pelvis
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Diaphragma anale
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Diaphragma urogenitale
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Lig. sacrotuberale latum, proximale Vertebrae coccygeae
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Vertebrae coccygeae, Fascia coccygis, Anus, Rectum, Vagina,
Penis
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Rr. ventrales sacralis, Nn. rectales kaudales aus nS4/nS5, Nn
perineales proff. aus N. pudendus (nS2–nS4)
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Miktion, Defäkation, Öffnen und Schließen von Anus, Urethra
und Vagina, Erektion, Schweifbewegungen, Begleitung der
Atembewegungen des Diaphragma
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Muskelverspannungen
Primäre Muskelverspannungen treten sehr häufig bei unphysiologischer
Gymnastizierung des Pferdes, schlecht sitzendem Sattel, mangelhafter
Hufstellung, einem unausbalancierten Reiter auf. Sekundär bzw.
kompensatorisch treten Muskelverspannungen bei Läsionen der Wirbelsegmente,
Extremitäten- oder Kiefergelenke, außerdem bei Störungen im kraniosakralen
Bereich, insbesondere der Synchondrosis sphenobasilaris (SSB) auf.
Die Muskelverspannungen führen zu einer verringerten Atemexkursion entweder
bzgl. des gesamten Thorax oder segmental. Die eingeschränkte Atemexkursion
zieht eine reduzierte Darmmassage nach sich, was eine Obstipation
begünstigen bzw. unterhalten kann. Dem Beckenboden ist hierbei große
Aufmerksamkeit zu schenken.
Obstipation
Eine Obstipation kann Ursache für eine akute Kolik oder ein dauerndes
Unwohlsein im Bauchraum sein. Dieses kann sich zeigen als
-
aufgezogene Bauchdecke
-
Klemmigkeit im Rücken und der Hinterhand
-
Unrittigkeit
-
Verhaltensauffälligkeiten wie Sattel- und Gurtzwang,
Schnappen/Schweifschlagen beim Putzen des Bauches
-
flache, oberflächliche Atmung
-
schnellere Ermüdung und evtl. vermehrtes Schwitzen, da aufgrund
eingeschränkter Atemexkursion die Sauerstoffversorgung des Blutes
herabgesetzt ist
Mögliche osteopathische Ursachen
Auf knöcherner Ebene finden sich die in [Tab. 2]
dargestellten thoraxbezogenen Strukturen, die im Zusammenhang mit einer
Kolikneigung relevant sind.
Tab. 2 Biomechanik der knöchernen thoraxbezogenen
Strukturen, die im Zusammenhang mit einer Kolikneigung relevant
sind.
Struktur
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Biomechanik der Einatmung
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Biomechanik der Ausatmung
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Sternum
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senkt sich nach ventrokranial
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hebt es sich nach dorsokaudal
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Rippen (insbesondere die Atmungsrippen)
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öffnen sich nach kraniolateral
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schließen sie sich nach kaudomedial
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Th2–Th18 (insbesondere Th9–Th18)
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Wirbelsegmente machen eine Flexion
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Wirbelsegmente machen eine Extension
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Diaphragma mit seinem Bezug vom Proc. xyphoideus sterni zur
kranialen LWS
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Kontraktion und Sinken nach kaudal
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Entspannung und Heben nach kranial
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Bei Pferden mit sehr breitem und rundem Brustkorb kann die Biomechanik
jeweils genau gegengleich stattfinden.
Funktionelle Läsionen in diesen Strukturen führen zu einer mechanischen
Behinderung der Darmmassage. Kompensatorisch zieht dies Hypertonus oder
Kontrakturen in den oben angesprochenen Muskeln, evtl. auch Hypotonus der
entsprechenden Gegenseite nach sich, mit den oben bereits dargestellten
Folgen.
Foramen jugulare/Os temporale/Atlas-Okziput/Kiefergelenk/Hyoid
Diese knöchernen Strukturen mit ihren entsprechenden muskulären Verbindungen,
insbesondere Mm. masseter und digastricus, parotidoauricularis,
sternomandibularis, Ansatz des Lig. nuchae an der Protuberantia occipitalis
externa sind im Rahmen der Untersuchung eines Pferdes mit Kolikneigung
insofern von Bedeutung, als sie eine große topografische und funktionelle
Nähe zum vegetativen Nervensystem haben. Insbesondere der N. vagus, der X.
Hirnnerv, mit seinen langen Ganglien zu den Verdauungsdrüsen und -organen,
spielt im Rahmen des parasympathischen Systems eine große Rolle. Aufgrund
seiner Anlage im Verlauf des Rückenmarks wird der parasympathische Anteil
des vegetativen Nervensystems auch als das „kraniosakrale System“
bezeichnet. Dies ist zwar rein funktionell nicht identisch mit dem
kraniosakralen System der Osteopathie, ist aber ein stimmiger Hinweis auf
die Wirkungen im Körper in Form von Regeneration, Erholung, Auffüllen der
körperlichen und energetischen Reserven, Selbstheilung, und
Selbstregulation.
Störungen in diesen Strukturen können zu Dysbalancen im vegetativen
Nervensystem führen mit der Folge eines chronisch oder rezidivierend
auftretenden Sympathikotonus. Besonders die Aktivität des Diaphragmas und
damit auch des Sternums reagieren ausgesprochen sensibel auf ein
Missverhältnis zwischen Sympathikus und Parasympathikus.
Synchondrosis sphenobasilaris
Die Schädelbasis, die sich aus der Gelenkfläche zwischen dem Corpus
occipitalis und dem Corpus ossis basisphenoidalis zusammensetzt, ist der
knöcherne „Motor“ des kraniosakralen Systems der Osteopathie. Die gesunde
Funktion der SSB ist ausschlaggebend für die freie Fluktuation des Liquors
in Gehirn und Rückenmark und die physiologische Ausbreitung des
kraniosakralen Rhythmus im ganzen Körper.
Durch die unmittelbare Nähe der Sella turcica („Türkensattel“) oberhalb des
Sphenoids kommt der Synchondrosis sphenobasilaris (SSB) außerdem eine
wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Hypophyse zu, also der
physiologischen Regulation zwischen Hormon- und Nervensystem.
Neben der Begründung einer Kolikneigung können sich Dysbalancen der SSB bei
drastischen Befunden bzw. bei lang anhaltenden Läsionen zeigen als
-
sichtbare Asymmetrien im Gesicht des Pferdes, z. B. verschieden groß
erscheinende Augen, unterschiedlich stehende Ohren, asymmetrische
Maulwinkel und Nüstern,
-
sichtbare Asymmetrien der Extremitätenstellungen, z. B. beide Beine
einer Körperseite in Außenrotation, die gegenüberliegenden Beine in
Innenrotation und/oder
-
Verhaltensauffälligkeiten in Form von unerklärlichen
Stimmungsschwankungen (z. B. plötzliches aggressives Verhalten
gegenüber Besitzer oder Herdenmitglied), Apathie, Unruhe,
Konzentrationsstörungen im Training, Koordinationsstörungen („Mein
Pferd haut sich oft den Kopf an.“, „Mein Pferd bleibt oft mit der
Hüfte irgendwo hängen.“)
Faszien
Die Faszien haben eine herausragende Bedeutung für die Gesamtkörperfunktion
und -integration. Sie umhüllen alle einzelnen Körperstrukturen, größere
Muskelgruppen, funktionelle Gewebseinheiten.
Sie dienen der
-
Abgrenzung der einzelnen Strukturen voneinander,
-
Weitergabe von Spannungen/Lösungen von einer Struktur zur
anderen,
-
ernährungsmäßigen und fluiden Versorgung und Drainage dieser
Strukturen und
-
der reibungslosen und harmonischen Integration der verschiedenen
Körpersysteme untereinander.
Jeder Zug auf eine Faszie verändert deren Struktur und damit auch deren
Elastizitätsverhalten, ähnlich wie bei einem Gummiband, das nach dem ersten
fehlerhaft ausgeübten Dehnzug nicht mehr 100-prozentig seine ursprüngliche
Form und Kürze einnimmt. Auf diese Weise finden sich alle (Fehl-)Spannungen,
denen der Körper jemals ausgesetzt war, in den Faszien ein Leben lang wieder
(= Gedächtnis der Faszie).
Mögliche energetische Ursachen
Die Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bietet einen
weiteren Aspekt der Annäherung an die möglichen Zusammenhänge ständiger oder
wiederkehrender „Bauchschmerzen“. Eine Fülle oder Leere in den in [Tab. 3] aufgeführten Meridianen kann in diesem Fall
ursächlich bzw. symptomatisch sein.
Tab. 3 Meridiane, die im Zusammenhang mit einer Kolik
stehen.
Meridian (Zuordnung)
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zuständig u. a. für
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Alarmpunkt
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Referenzwirbel
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C = Halswirbel, KG = Konzeptionsgefäß, Ma = Magenmeridian, L
= Lendenwirbel, Lu = Lungenmeridian, Th = Brustwirbel,
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Magen (Yang)
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Nahrungsaufnahme und Verdauung
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KG 12
|
C1–C8
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Dünndarm (Yang)
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Verdauung, Absorption von Wasser und Nährstoffen
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KG 4
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Th5–Th12, L2–L4
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Dickdarm (Yang)
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Verdauung, Absorption von Flüssigkeit
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Ma 25
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L4–S3
|
Lunge (Yin)
|
rhythmische Körperfunktionen (Atmung, Peristaltik)
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Lu 1
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C5–C7 (Nervenwurzeln für N. phrenicus → Diaphragma)
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3-fach Erwärmer (Yang)
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„Betriebstemperatur“ der 3 Räume Lunge, Verdauungsorgane,
Genitale
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KG 5
|
C4–C6
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Osteopathische Behandlungsmöglichkeiten
Nach Erfassung der individuellen Befunde des betroffenen Pferdes kommen die
entsprechenden Behandlungsgriffe und -techniken zur Anwendung [2]:
-
Detonisation der hypertonen Muskulatur durch Massagegriffe,
Stresspunktbehandlung, Dehnungen
-
Lösung faszialer Verklebungen durch Ausziehen der oberflächlichen Faszien und
Myofascial Release
-
Lösung der Blockierungen des Sternums, der Rippen, der BWS durch direkte und
indirekte Techniken
-
Öffnung des Foramen jugulare durch Ear-Pull
-
Atlas-Okziput-Release
-
Release des Diaphragmas zwischen Proc. xyphoideus sterni und
Lendenwirbelsäule ([Abb. 1])
-
Lösung von Läsionen der SSB ([Abb. 2])
Abb. 1 Release des Diaphragmas zwischen Proc. xyphoideus sterni und LWS. ©
Eser K. Checkliste Osteopathie Pferd. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage;
2011.
Abb. 2 Lösung von Läsionen der SSB. © Eser K. Checkliste Osteopathie
Pferd. Stuttgart: Sonntag in MVS Medizinverlage; 2011.
Die Wiederherstellung der muskulären Balance der angesprochenen Muskelketten, die
Lösung der beteiligten knöchernen Strukturen und Faszien sowie die Harmonisierung
des vegetativen Nervensystems über die SSB stellen für ein anfälliges Pferd ein
vielversprechendes Behandlungskonzept dar, um das Auftreten von Koliken zu
vermindern bzw. deren klinische Verläufe abzumildern.