Während einige Studien einen Zusammenhang zwischen Symptomen der Achillessehne und
Vaskularisationen fanden, gelang dieser Nachweis in anderen Studien nicht. Da es möglich
ist, dass sich das Doppler-Signal durch körperliche Aktivität verändert, haben Peter
Malliaras et al. nun entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Aufgrund ihrer Ergebnisse
empfehlen sie, eine Doppler-US nicht direkt nach Aktivitäten – wie bspw. Treppensteigen
– durchzuführen.
Int J Sports Med 2012; 3: 480–484
Peter Malliaras, Queen Mary University London/Großbritannien, und Kollegen untersuchten
im Rahmen ihrer Studie 7 Personen, die an insgesamt 10 Achillessehnen eine Tendinopathie
aufwiesen. Die 6 Männer und eine Frau berichteten von einer Symptomatik, die durchschnittlich
seit 12 Monaten anhielt (Range: 3–24 Monate). Als Kontrollgruppe dienten 6 Personen
ohne Beschwerden, von denen die Ergebnisse aller 12 Sehnen ausgewertet wurden. Die
Studienteilnehmer mit Beschwerden waren mit durchschnittlich 46 Jahren (Range: 40–49)
deutlich älter als die Kontrollteilnehmer mit 23 Jahren (22–26).
Für die Untersuchung übten alle Studienteilnehmer 2 Aktivitäten aus, die Reihenfolge
war ausbalanciert. Dabei handelte es sich zum einen um eine kontinuierliche 2-minütige
Stepper-Übung, bei der sowohl die Wadenmuskulatur als auch das Herz-Kreislauf-System
beansprucht wurde, und zum anderen um ein kontinuierliches 1-minütiges Wadenheben,
das in erster Linie die Wadenmuskulatur aktivierte.
Sowohl in Ruhe als auch jeweils innerhalb einer Minute nach Beendigung der Aktivität
untersuchte ein Arzt die Achillessehne mithilfe der Doppler-Sonografie auf neovaskuläre
Veränderungen. Die Präsenz eines Signals wurde sowohl quantitativ ausgewertet (Pixel-Anzahl)
als auch semi-quantitativ (modifizierte Ohberg-Skala; 0=kein Signal, 5≥90% des pathologischen
Bereichs liefert ein Doppler-Signal).
Keine Beschwerden, kein Signal in Ruhe
Die symptomatischen Sehnen hatten im Durchschnitt einen annähernd doppelt so großen
antero-posterioren Drurchmesser wie die asymptomatischen (8,2mm/Range: 6,7–9,0 vs.
4,3mm/Range: 3,7–4,7). Alle symptomatischen Sehnen und eine der Kontrollsehnen waren
bei der Sonografie hypoechogen.
Von den symptomatischen Studienteilnehmern zeigten 90% in Ruhe ein Doppler-Signal.
Dies war bei keiner der Personen aus der asymptomatischen Kontrollgruppe der Fall.
Das Doppler-Signal verringerte sich im Vergleich zu dem in Ruhe sowohl nach dem Wadenheben
als auch nach der Stepper-Übung signifikant: Der Median des Ohberg-Werts betrug in
Ruhe 3, sowohl nach dem Wadenheben als auch nach der Stepper-Übung nur noch 1. Bei
3 Sehnen fand der Untersucher nach der Stepper-Übung und bei 2 Sehnen nach dem Wadenheben
überhaupt kein Doppler-Signal mehr. Auch die Pixelzahl in Ruhe verringerte sich jeweils
deutlich: Median in Ruhe=3416 (IQR=1048–11766), nach dem Wadenheben=886, (IQR=323–3568,
p<0,01), nach dem Stepper=886 (IQR=0–2208, p<0,01) (‣ Abb. [
1
] u. [
2
]).
Abb. 1 Pixelzahl der Dopplersignale in Ruhe und nach jeder Aktivität.
Abb. 2 Doppler-Signal von Vaskularisationen in der Achillessehne vor und nach körperlicher
Aktivität am Beispiel eines Patienten: Nach der Aktivität ist innerhalb der Sehne
kein Signal mehr zu sehen, außerhalb hat es zugenommen.(Bild: Malliaras P et al. Int
J Sports Med 2012; 3: 480–484)
Die Herzfrequenz war nach beiden Aktivitäten signifikant angestiegen (p<0,05), wie
erwartet war die Steigerung durch den Stepper signifikant höher als durch das Wadenheben
(p<0,01). Trotzdem erzielten beiden Aktivitäten in etwa den gleichen Effekt bzgl.
des Doppler-Signals.
Das in Ruhe deutliche Doppler-Signal bei Patienten mit Tendinopathie der Achillessehne
reduzierte sich unmittelbar nach einer Aktivität, die die Wadenmuskulatur involvierte
und die Herzfrequenz anhob. In einigen Fällen verschwand das Signal ganz. Die Autoren
weisen darauf hin, dass nach solchen Aktivitäten vor einer bildgebenden Untersuchung
falsch-negative Ergebnisse entstehen können. Ob diese Veränderungen auf die Aktivität
der Wadenmuskulatur oder die Steigerung der Herzfrequenz zurückzuführen sind, sollte
Gegenstand weiterer Studien sein. Leider überprüften die Autoren nicht, wann sich
das Signal nach der Aktivität wieder einstellte.