Träger einer künstlichen Bandscheibe in der Halswirbelsäule können rasch in ihren
Sport zurückkehren. Einige Patienten vollbringen bald nach der Operation wieder sportliche
Höchstleistungen oder entdecken sogar den Sport neu für sich, das berichten Experten
der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.
Der sog. Goldstandard in der Behandlung von Halsbandscheibenvorfällen beinhaltet eine
Fusionsoperation. Dabei wird die lädierte Bandscheibe entfernt und die beiden Wirbelkörper
starr miteinander verbunden. "Dies führt zwangsläufig zu einer Einschränkung der sportlichen
Aktivität zumindest bis die Fusion erfolgt ist, was gerade bei jüngeren sportlich
aktiven Menschen die Lebensqualität einschränkt", sagt Prof. Bernhard Meyer, Direktor
des Neuro-Kopf-Zentrums an der TU München.
Eine Alternative zur Fusion ist der Ersatz der defekten Bandscheibe durch eine Bandscheibenprothese,
was in sehr seltenen Fällen indiziert ist: Idealerweise bei sportlich ambitionierten
jüngeren Patienten. In München erhielten seit Mai 2006 insgesamt 51 Patienten eine
derartige Prothese aus Metall, die Bewegung und Flexibilität in der Halswirbelsäule
erhält.
So können bereits die Bandscheiben der Halswirbelsäule eines 35 Jahre alten Mannes
aussehen – Ansicht von ventral. Die Rissbildung der Bandscheiben schreitet mit zunehmendem
Alter in Richtung des Zentrums fort, sodass schließlich durchgehende transversale
Spalten entstehen. Dadurch kommt es zu einer Degeneration und Abflachung der Bandscheiben
mit resultierender Instabilität der Bewegungssegmente. Der Ersatz einer defekten Bandscheibe
durch eine künstliche kann bei sportlich ambitionierten jüngeren Patienten indiziert
sein.(Zeichnung: Wesker K, aus Prometheus – LernAtlas der Anatomie, Hrsg. Schünke
M/Schulte E/Schumacher U; Thieme 2005)
Medaille 4 Monate postoperativ
Medaille 4 Monate postoperativ
Fast alle Patienten waren sportlich aktiv. "Zwei hatten vor der Operation an Olympischen
Winterspielen im Rodeln teilgenommen", berichtet Meyer: "Diese Patienten sind hoch
motiviert. Sie wollten nach der Operation unbedingt wieder Sport treiben." Was ihnen
auch gelang. Bereits nach 11 Wochen fuhren sie wieder Wettkämpfe. Das Training begannen
sie wenige Tage nach dem Eingriff. Die meisten konnten später an ihre früheren Leistungen
anknüpfen. Die beiden Olympioniken errangen 4 Monate nach der Operation Medaillen
bei den nächsten Winterspielen.
Freizeitsportler zu nahezu 100% erholt
Freizeitsportler zu nahezu 100% erholt
Bei den Freizeitsportlern lag die Erholungsrate bei nahezu 100%, berichtet Meyer:
"Ein vorher nicht-körperlich aktiver Patient entdeckte nach der Operation eine neue
Leidenschaft für den Sport."
Die Studie belegt erstmals, dass sich künstliche Bandscheiben in der Halswirbelsäule
mit Sport vertragen. Die Operationen liegen inzwischen bis zu 4 Jahre zurück. Die
meisten Patienten sind schmerzfrei und können die Halswirbelsäule frei bewegen. Meyer
hofft, dass die künstlichen Bandscheiben bei seinen 21 bis 56 Jahre alten Patienten
noch lange ihre Funktion erfüllen werden.
Nach einer Pressemitteilung
(Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie)