Sportverletz Sportschaden 2012; 26(03): 140
DOI: 10.1055/s-0032-1329375
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Halswirbelsäule – Leistungssport trotz künstlicher Bandscheibe

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Publication Date:
05 October 2012 (online)

 
 

Träger einer künstlichen Bandscheibe in der Halswirbelsäule können rasch in ihren Sport zurückkehren. Einige Patienten vollbringen bald nach der Operation wieder sportliche Höchstleistungen oder entdecken sogar den Sport neu für sich, das berichten Experten der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie.

Der sog. Goldstandard in der Behandlung von Halsbandscheibenvorfällen beinhaltet eine Fusionsoperation. Dabei wird die lädierte Bandscheibe entfernt und die beiden Wirbelkörper starr miteinander verbunden. "Dies führt zwangsläufig zu einer Einschränkung der sportlichen Aktivität zumindest bis die Fusion erfolgt ist, was gerade bei jüngeren sportlich aktiven Menschen die Lebensqualität einschränkt", sagt Prof. Bernhard Meyer, Direktor des Neuro-Kopf-Zentrums an der TU München.

Eine Alternative zur Fusion ist der Ersatz der defekten Bandscheibe durch eine Bandscheibenprothese, was in sehr seltenen Fällen indiziert ist: Idealerweise bei sportlich ambitionierten jüngeren Patienten. In München erhielten seit Mai 2006 insgesamt 51 Patienten eine derartige Prothese aus Metall, die Bewegung und Flexibilität in der Halswirbelsäule erhält.

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So können bereits die Bandscheiben der Halswirbelsäule eines 35 Jahre alten Mannes aussehen – Ansicht von ventral. Die Rissbildung der Bandscheiben schreitet mit zunehmendem Alter in Richtung des Zentrums fort, sodass schließlich durchgehende transversale Spalten entstehen. Dadurch kommt es zu einer Degeneration und Abflachung der Bandscheiben mit resultierender Instabilität der Bewegungssegmente. Der Ersatz einer defekten Bandscheibe durch eine künstliche kann bei sportlich ambitionierten jüngeren Patienten indiziert sein.(Zeichnung: Wesker K, aus Prometheus – LernAtlas der Anatomie, Hrsg. Schünke M/Schulte E/Schumacher U; Thieme 2005)

Medaille 4 Monate postoperativ

Fast alle Patienten waren sportlich aktiv. "Zwei hatten vor der Operation an Olympischen Winterspielen im Rodeln teilgenommen", berichtet Meyer: "Diese Patienten sind hoch motiviert. Sie wollten nach der Operation unbedingt wieder Sport treiben." Was ihnen auch gelang. Bereits nach 11 Wochen fuhren sie wieder Wettkämpfe. Das Training begannen sie wenige Tage nach dem Eingriff. Die meisten konnten später an ihre früheren Leistungen anknüpfen. Die beiden Olympioniken errangen 4 Monate nach der Operation Medaillen bei den nächsten Winterspielen.


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Freizeitsportler zu nahezu 100% erholt

Bei den Freizeitsportlern lag die Erholungsrate bei nahezu 100%, berichtet Meyer: "Ein vorher nicht-körperlich aktiver Patient entdeckte nach der Operation eine neue Leidenschaft für den Sport."

Die Studie belegt erstmals, dass sich künstliche Bandscheiben in der Halswirbelsäule mit Sport vertragen. Die Operationen liegen inzwischen bis zu 4 Jahre zurück. Die meisten Patienten sind schmerzfrei und können die Halswirbelsäule frei bewegen. Meyer hofft, dass die künstlichen Bandscheiben bei seinen 21 bis 56 Jahre alten Patienten noch lange ihre Funktion erfüllen werden.

Nach einer Pressemitteilung
(Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie)


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So können bereits die Bandscheiben der Halswirbelsäule eines 35 Jahre alten Mannes aussehen – Ansicht von ventral. Die Rissbildung der Bandscheiben schreitet mit zunehmendem Alter in Richtung des Zentrums fort, sodass schließlich durchgehende transversale Spalten entstehen. Dadurch kommt es zu einer Degeneration und Abflachung der Bandscheiben mit resultierender Instabilität der Bewegungssegmente. Der Ersatz einer defekten Bandscheibe durch eine künstliche kann bei sportlich ambitionierten jüngeren Patienten indiziert sein.(Zeichnung: Wesker K, aus Prometheus – LernAtlas der Anatomie, Hrsg. Schünke M/Schulte E/Schumacher U; Thieme 2005)