Die Beinvenenthrombose und Lungenembolie als deren gefürchtetste Komplikation sind
häufige Erkrankungen. Haben bereits junge gesunde Frauen ein 3-fach höheres Risiko
für venöse Thromboembolien als gleichaltrige Männer, so steigt das Risiko für Venenthrombosen
und Pulmonalembolien mit dem Verlauf einer Schwangerschaft und besonders postportal
weiter an.
Risikofaktor Schwangerschaft
Die wichtigsten Risikofaktoren in der Schwangerschaft und ca. 6 Wochen nach der Entbindung,
sind nach den Worten von Prof. Viola Hach-Wunderle, Frankfurt/Main, eine bereits früher
durchgemachte VTE, positive Familienanamnese, eine angeborene oder erworbene Gerinnungsveränderung
sowie eine operative Entbindung und insbesondere das Alter der Schwangeren. Für ungefährdete
Frauen gibt es keine generelle Indikation für eine medikamentöse Primärprophylaxe.
Für Schwangere mit entsprechendem Risikoprofil, muss die Entscheidung zur Thromboseprophylaxe
individuell gestellt werden, während eine nachgewiesene venöse Thromboembolie sofort
eine suffiziente therapeutische Antikoagulation erfordert.
Zur Medikation für diese Patientengruppe eignen sich besonders niedermolekulare Heparine,
da sie nicht die Plazentaschranke passieren und auch nicht in die Muttermilch übergehen.
Ebenso wenig sind teratogene Effekte beschrieben. Die Behandlung und Prophylaxe mit
niedermolekularem Heparin, wie zum Beispiel Tinzaparin (innohep®), erfolgt dabei in
therapeutischer Dosierung über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten oder darüber
hinaus, sowie mindestens 6 Wochen nach der Geburt.
Management bei Tumorpatienten
An eine weitere Risikogruppe erinnerte Prof. Stravros Konstantinides, Mainz. So sind
onkologische Patienten mit einem deutlich erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien
assoziiert, die zusammen mit thromboembolischen Komplikationen die zweithäufigste
Todesursache bei Krebspatienten sind. Der Thromboseprophylaxe bei Tumorpatienten kommt
daher eine besondere Bedeutung zu. Nach Operationen im Abdomen und Becken haben Tumorpatienten
ein verlängertes Thromboembolierisiko und sollten gemäß der Leitlinien postoperativ
für 35 Tage prophylaktisch antikoaguliert werden. Mittel der Wahl zur Prophylaxe bei
diesen Patienten sind niedermolekulare Heparine. Bei nicht-chirurgischen und ambulanten
Tumorpatienten erfolgt die Therapie in 2 Schritten. Initial über 10 Tage erhalten
die Patienten niedermolekulares Heparin und ab dem 10. Tag zur Sekundärprophylaxe
eine weitere Antikoagulation mindestens über 3 Monate, nach Möglichkeit lebenslang.
In den ersten 3–6 Monaten sind dabei niedermolekulare Heparine den Vitamin K-Antagonisten
vorzuziehen.
Richard Kessing, Zeiskam
Quelle: Pressegespräch "Fokus Risikopatient: Thrombosetherapie – Ihr Können ist gefragt!"
am 13. September 2012 anlässlich der 41. Jahrestagung der DGA, Mainz. Veranstalter:
LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg.