Der Klinikarzt 2012; 41(10): 494
DOI: 10.1055/s-0032-1329674
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Neue Therapieoption – Zielgerichtet bei CD30-positiven malignen Lymphomen

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Publication Date:
30 October 2012 (online)

 
 

Bei anaplastisch großzelligen Lymphomen (ALCL) und rezidivierenden bzw. refraktären Hodgkin-Lymphomen (HL) waren die therapeutischen Optionen bislang limitiert. Die Prognose – insbesondere bei ALCL, die ALK(anaplastic-lymphoma kinase)-negativ sind, sowie bei älteren HL-Patienten – ist schlecht. Als Folge der Chemo- und Radiotherapie sind beim HL zudem Akut- und Spätschäden wie Zweitneoplasien, Organschäden oder Infertilität häufig. Mit Brentuximab vedotin (Adcetris® 50 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung) steht jetzt eine neue Therapie zur Verfügung, die zielgerichtet, hochwirksam und sicher ist, wie Prof. Norbert Schmitz, Hamburg, erklärte. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat besteht aus einem monoklonalen anti-CD30-Antikörper und dem Zytostatikum Monomethyl-Auristatin E (MMAE). Beide sind über eine spezielle Linkertechnologie verbunden, die in der Blutbahn stabil bleibt. Erst nach Bindung des Komplexes an den CD30-Rezeptor der Tumorzelle wird das Konjugat internalisiert und das Chemotherapeutikum freigesetzt.

Brentuximab vedotin ist seit August 2011 in den USA zugelassen zur Behandlung Erwachsener mit rezidivierendem oder refraktärem HL nach autologer Stammzelltransplantation (ASCT) oder mindestens 2 vorangegangenen Therapien, wenn ASCT oder Kombinationschemotherapie nicht infrage kommt, sowie zur Therapie rezidivierender oder refraktärer ALCL. Die europäische Zulassung wird für Oktober 2012 erwartet.

Ansprechraten hoch, Komplettremissionen häufig

Grundlage der Zulassung in den beiden Indikationen waren 2 Phase-II-Studien mit 58 stark vorbehandelten ALCL-Patienten (mittleres Alter 52 Jahre, 72 % ALK-negativ) und 102 HL-Patienten (mittleres Alter 31 Jahre, 100 Patienten mit ASCT) [ 1 ], [ 2 ]. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat wurde als intravenöse Infusion (1,8 mg/kg alle 3 Wochen) über maximal 16 Zyklen verabreicht. Die Therapie erzielte bei ALCL-Patienten eine objektive Ansprechrate von 86 % mit Komplettremission bei 57 %. Das progressionsfreie Überleben (PFS) erreichte 14,3 Monate gegenüber 5,9 Monate nach vorheriger letzter Chemotherapie. Bei HL-Patienten war die objektive Ansprechrate 75 % mit 34 % Komplettremission, die über 20,5 Monate anhielt.

Die häufigsten Nebenwirkungen (in mehr als 20 % aller Patienten) waren Neuropathie (41 %), Übelkeit (40 %), Müdigkeit (38 %), Fieber (34 %), Diarrhoe (29 %), Hautausschlag (24 %), Obstipation (22 %) sowie Leukopenie (21 %). In aktuell laufenden Studien wird Brentuximab derzeit zum Beispiel in der Erhaltungstherapie bei rezidivierenden HL nach Hochdosischemotherapie sowie in der Primärtherapie bei HL untersucht.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Einführungs-Pressekonferenz "Start für Brentuximab vedotin – Neue Perspektiven für CD30-positive maligne Lymphome", am 4. September 2012 in Berlin. Veranstalter: Takeda Pharma GmbH, Aachen


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