Key words
cardiac - MR-imaging - heart
Einleitung
Diese Publikation befasst sich mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Magnetresonanztomografie
(MRT) des Herzens. Die MRT wie die CT stellen heute bei bestimmten kardiologischen
Fragestellungen die Untersuchungsmethode der ersten Wahl dar [1]
[2] und tragen entscheidend zur Therapieplanung bei ([Tab. 1] adaptiert nach [3]
[4]. Zu den Vorteilen der MRT zählen unter anderen: fehlende Invasivität und Strahlenexposition,
beliebige Schichtführung, gleichzeitige Beurteilung kardialer und parakardialer Strukturen
sowie die Integration von Anatomie, Morphologie/Gewebedifferenzierung (durch unterschiedliche
Pulssequenzen bzw. Kontrastmittelgabe) und Funktion in einem Untersuchungsgang. Die
MR-Untersuchung des Herzens ist bislang in Österreich nicht flächendeckend verfügbar,
obwohl komplementäre Informationen gewonnen werden, die mit keiner anderen Methode
erzielbar sind. Insbesondere bei diskrepanten oder unklaren Befunden kann mithilfe
der MRT häufig die abschließende Diagnose gestellt bzw. bei bestimmten Fragestellungen
auch prognostische Informationen geliefert werden. Im folgenden Beitrag werden die
relevanten Indikationsgebiete dargestellt, auf physikalische Grundlagen und Details
von Untersuchungsprotokollen wird nicht zuletzt wegen der kontinuierlichen technischen
Weiterentwicklung bewusst verzichtet.
Tab. 1
MR-Indikationen (adaptiert nach [3]
[4]).
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Klasse 1: Klinisch relevante Informationen, meist Methode der 1. Wahl
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Klasse 2: MR ist gleich wie andere bildgebende Verfahren; Alternative; Entscheidungshilfe
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Klasse 3: MR primär nicht indiziert, da andere Verfahren besser
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Klasse Inv (investigational): MR ist derzeit noch in Erprobung, zu wenig Daten vorhanden
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KHK
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Morphologie
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Funktion
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LE (Late Enhancement)
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Perfusion
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Nachweis KHK
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3
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2
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1
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1
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chron. Infarkt
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3
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2
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2
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2
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Postintervention
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3
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2
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2
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2
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nach Bypass
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3
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2
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2
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2
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Kardiomyopathie
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HCMP, DCMP
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1
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1
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1
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RCMP
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1
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2
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1
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ARVD
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1
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1
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1
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Entzündung
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Myokarditis
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1
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1
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1
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Perikarditis
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1
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1
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1
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konstr. Perikarditis
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1
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1
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1
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Perikarderguss
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1
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1
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1
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Raumforderung
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Herz
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1
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1
|
1
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Thrombus
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1
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2
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1
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Perikard
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1
|
1
|
1
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Klappen
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Fluss
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Stenose
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3
|
2
|
3
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Insuffizienz
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3
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2
|
1
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paravalv. Abszess
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Inv
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3
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Inv
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Endokarditis
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Inv
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3
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3
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Aorta
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Dissektion
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2
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2
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Aneurysma
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2
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2
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Isthmusstenose
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2
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2
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Ausgewählte Indikationen zum Herz-MR. Die Nummern entsprechen den Indikationsklassen.
In der Regel sollte vor einem Herz-MR eine Echokardiografie erfolgt sein und daraus
die Indikation zur MR-Untersuchung des Herzens entstehen.
Diagnostik der koronaren Herzerkrankung (KHK)
Diagnostik der koronaren Herzerkrankung (KHK)
Bei Patienten mit KHK können mittels MRT folgende Aspekte diagnostisch abgedeckt werden:
-
Myokardperfusion in Ruhe und unter pharmakologischer Belastung
-
Globale und regionale Wandbewegungsanalyse
-
Vitalität zur Indikationsstellung betreffend Revaskularisation
1. Myokardperfusion in Ruhe und unter pharmakologischer Belastung
Alternativ zur etablierten Myokardszintigrafie kann die Herz-MRT mittels Stressperfusion
das Vorhandensein von ischämischen Myokardabschnitten bei signifikanten Koronarstenosen
dokumentieren. Der Vorteil gegenüber der Szintigrafie liegt nicht nur in der räumlichen
Auflösung und der Vermeidung der Strahlenbelastung, sondern auch in der kürzeren Untersuchungsdauer.
Grundlage der Ischämiediagnostik mittels MRT ist die Darstellung der Passage eines
paramagnetischen Kontrastmittelbolus durch das Myokard unter gleichzeitiger Anwendung
eines pharmakologischen Stressors (z. B. Adenosin oder Dipyridamol).
In der im Jahre 2012 veröffentlichen Metaanalyse [5] von 28 MRT-Studien (2970 Patienten), 10 Kontrastechostudien (795 Patienten) und
13 SPECT-Studien (1323 Patienten) war die Sensitivität und Spezifität der MRT verglichen
mit der Koronarangiografie mit 91 % und 80 % signifikant besser als die der Echo-
(87 % und 72 %) und SPECT-Studien (83 % und 77 %). Die Ergebnisse bestätigen die diagnostische
Genauigkeit einer früheren Metaanalyse [6]. Adenosin als pharmakologisches Stress-Agens erzielt dabei eine gering höhere Sensitivität
und Spezifität als Dipyridamol (90 % u. 81 % versus 86 % u. 77 %). Interessant ist,
dass die visuelle Beurteilung keine Nachteile gegenüber einer semiquantitativen Datenanalyse
bedeutet [5], die Sensitivität sogar höher ist (visuell: Sensitivität 91 %, Spezifität 79 % versus
semiquantitativ: 82 bzw. 84 %). Während sich in der MR-IMPACT-II-Multicenterstudie
[7] die Stressperfusion mittels MRT der Myokardszintigrafie hinsichtlich der Sensitivität
auf Kosten der Spezifität überlegen zeigte, war in der CE-MARC-Studie [8] die Sensitivität der Stressperfusion mittels MRT signifikant besser als Myokardszintigrafie,
während die Spezifität identisch war. Die diagnostische Genauigkeit der Adenosin-Stress-MRT
wird in einer weiteren Arbeit [9] bestätigt, in der die MRT mit der Druckdrahtmessung (fractional flow reserve- FFR)
während einer Koronarangiografie verglichen wird und eine Sensitivität und Spezifität
von 91 bzw. 94 % aufweist.
Bei Patienten mit koronarer Dreigefäßerkrankung ist die MRT-Stress-Perfusion mittels
Adenosin aufgrund der höheren räumlichen Auflösung der nuklearmedizinischen Technik
überlegen, wie eine Studie mit angiografisch verifizierter Dreigefäßerkrankung zeigt
[10]. Diese Arbeit belegt, dass eine signifikant höhere Anzahl an Myokardischämie-Arealen
mittels MRT detektiert werden kann als mittels Myokardszintigrafie (84,6 versus 55,1 %,
p < 0,001 in 3 Gefäßgebieten).
Standardisiert sollte neben der Stress-Perfusion eine Ruhe-Perfusion und eine „Late
Enhancement“-Bildgebung durchgeführt werden, um wahre Perfusionsdefekte von möglichen
Artefakten zu unterscheiden, was die Spezifität erhöht. Zusätzlich kann im Rahmen
eines akuten Koronarsyndroms wie auch im Late Enhancement eine mikrovaskuläre Obstruktion
in der Ruhe-Perfusionsstudie als subendokardiale dunkle Zone im pathologisch kontrastmittelverstärkten
betroffenen Myokardareal dargestellt werden, was ein prognostischer Marker für zukünftige
kardiale Ereignisse ist [11].
2. Funktionsanalyse
Die MRT ist der Goldstandard für die Ventrikelfunktionsanalyse. Die Berechnung der
enddiastolischen und endsystolischen Volumina des rechten und linken Ventrikels erfolgt
primär an aufeinanderfolgenden Kurzachsenschnitten, welche die Ventrikel komplett
erfassen, wobei jede einzelne Schicht manuell oder semiautomatisch planimetriert wird.
Zu beachten ist, dass die Papillarmuskeln dem Ventrikelvolumen hinzugerechnet werden.
Durch zusätzliche epikardiale Konturierung ist für den linken Ventrikel eine Bestimmung
der Muskelmasse zuverlässig möglich. Hervorzuheben ist die geringe Interobservervariabilität
der Methode [12]. Globale und regionale Wandbewegungsstörungen können zuverlässig beurteilt und letztere
dem etablierten 17-Segmente-Modell zugeordnet werden [13]. Die fokalen Wandbewegungsstörungen werden als Hypokinesie, Akinesie und Dyskinesie
klassifiziert. Bei der Beurteilung subtiler dyssynchroner Wandbewegungsstörungen ist
die Sonografie bei entsprechender Schallqualität der MRT überlegen.
Die MR-Untersuchung des Herzens liefert ergänzend morphologische und funktionelle
Informationen bei Komplikationen der KHK wie zum Beispiel dem ischämischen VSD, Ventrikelaneurysma
und intrakardialen Thromben.
3. Vitalitätsdiagnostik
Durch die MR-tomografische Abbildung des Myokards mindestens 5 min nach Kontrastmittelgabe
mithilfe einer Inversion-Recovery-Sequenz (Late Enhancement – LE) kann fibrotisches
Gewebe im Myokard dargestellt werden. Dem Ausmaß von postischämischen Narben kommt
als prädiktiver Faktor für das Outcome nach Revaskularisation große Bedeutung zu.
Mit zunehmender Transmuralität einer Infarktnarbe wird eine funktionelle Erholung
nach Revaskularisation unwahrscheinlicher [14]
[15].
Für die Vorhersage der Funktionsverbesserung nach Revaskularisationstherapie kann
ergänzend zur Narbendarstellung mittels LE auch eine Stress-MRT unter Gabe von Low-dose-Dobutamin
hilfreich sein. Dies trifft insbesondere für Narben mit einem transmuralen Ausmaß
von kleiner 75 % zu [16]
[17].
Eine zusätzliche Bedeutung hat die MRT des Herzens bei Patienten mit Herzinsuffizienz
vor einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT-Schrittmachersystem) zur Verbesserung
der linksventrikulären Auswurffraktion. Die Erfassung von Ausmaß und Lokalisation
myokardialer Narben mittels LE ist für die Vorhersage des zu erwartenden Therapieerfolgs
und die optimale Platzierung der linksventrikulären Schrittmachersonde bedeutend [18]
[19].
Nicht ischämische Erkrankungen des Myokards
Nicht ischämische Erkrankungen des Myokards
Kardiomyopathien
Kardiomyopathien sind eine heterogene Gruppe von Krankheiten des Herzmuskels, die
mit mechanischen, strukturellen und/oder elektrischen Funktionsstörungen bei fehlender
koronarer Herzerkrankung, Hypertonie, Herzklappenerkrankung und angeborenen Herzfehlern
einhergehen und eine unangemessene Hypertrophie des Myokards oder eine Dilatation
der Herzkammern verursachen. Ihre Ursachen sind vielfältig und häufig genetisch bedingt.
Kardiomyopathien begrenzen sich entweder auf das Herz oder sind Teil einer allgemeinen
Systemerkrankung [20]. Die MR-Untersuchung des Herzens bietet bei exzellentem Blut- und Weichteilkontrast
eine Fülle von diagnostischen und prognostischen Informationen [21]
[22].
Bei Problemen in der echokardiografischen Bildgebung im Rahmen der Basisdiagnostik
der Herzinsuffizienz sollte die MRT frühzeitig eingesetzt werden. Neben dem Nachweis
und der Typisierung von Myokardschäden in der LE-Sequenz können mittels MRT auch inter-
und intraventrikulären Leitungsstörungen in dynamischen Cinesequenzen dargestellt
und eine Vorhersage betreffend Ansprechen auf eine kardiale Resynchronisationstherapie
(CRT) getroffen werden. So konnte gezeigt werden, dass der Erfolg einer CRT und die
Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten schlechter sind, je höher die Narbenbelastung
des Myokards ist. Eine Positionierung der linksventrikulären Sonde im Narbengewebe
erzielt keinen verbesserten hämodynamischen Effekt [23]
[24].
Die MRT kann weiterhin vor einer diagnostischen Myokardbiopsie hilfreich bei der Wahl
der Biopsiestelle sein [25]. Man unterscheidet morphologisch dilatative, hypertrophe, restriktive, arrhythmogene
rechtsventrikuläre und unklassifizierte Kardiomyopathien. Eine weitere Einteilung
erfolgt in familiär gehäufte (genetisch bedingte) und nicht familiäre (nicht genetisch
bedingte) Formen [26].
Bei Kardiomyopathien sollten folgende Punkte im Befund besonders berücksichtigt werden:
-
Beurteilung der globalen und regionalen Funktion beider Ventrikel
-
Morphologische Beschreibung und Gewebscharakterisierung des Myokards
-
Beurteilung begleitender Pathologien (Perikarderguss, Fettinfiltrationen etc.)
Differenzialdiagnose dilatative Kardiomyopathie (CMP) versus ischämische CMP
Bei Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion kommt der Differenzialdiagnose
zwischen dilatativer Kardiomyopathie (CMP) und ischämischer CMP eine fundamentale
Bedeutung im Hinblick auf das therapeutische Management zu [27]. Mittels Echokardiografie ist diese Unterscheidung in der Regel nicht möglich, da
das Kriterium der regionalen Wandbewegungsstörung nicht auf ischämische Formen der
CMP beschränkt ist. Durch Einsatz der kontrastmittelverstärkten MRT können umschriebene
intramyokardiale Fibroseherde oder Striae dargestellt werden. Bei der dilatativen
CMP treten diese gehäuft intramyokardial im Ventrikelseptum oder subepikardial auf,
bei der ischämischen CMP sind diese typischerweise subendokardial bis transmural lokalisiert.
Eine eindeutige Differenzierung hinsichtlich einer ischämischen oder nicht ischämischen
(z. B. postinfektiös oder toxisch) Genese ist aber auch durch das Muster der Kontrastmittelanreicherung
nicht immer möglich.
Charakterisierung der hypertrophen Kardiomyopathie (HCMP)
Die hypertrophe CMP ist eine genetisch bedingte Erkrankung der Actin- und Myosinfilamente
und kann verschiedene Ausprägungsformen haben [28]. Die MRT erlaubt durch ihre dreidimensionale Erfassung beider Ventrikel in jeder
beliebigen Schichtführung eine exakte Lokalisation der hypertrophierten Myokardareale
und ist vor allem bei der Diagnose der apikalen HCMP der Echokardiografie deutlich
überlegen. Ein variabel auftretendes LE-Muster ist fleckförmig, meist intramural in
hypertrophierten Arealen oder im Ventrikelseptum und an der RV-Insertionsstelle im
Septum [28]. In einigen Studien konnte auch ein Zusammenhang zwischen dem Nachweis einer pathologischen
intramyokardialen Kontrastmittelanfärbung und der Prognose des Patienten gezeigt werden.
Zusätzlich kann bei der hypertroph obstruktiven CMP eine Flussbeschleunigung in der
Obstruktion visualisiert werden [29].
Diagnose der Non-compaction-Kardiomyopathie
Dies ist eine seltene Form einer CMP mit embryologisch bedingter fehlender Apposition
der einzelnen Myokardschichten und konsekutiver Ausbildung tiefer Fissuren und Lakunen
an der luminalen Seite des Myokards [30]. Besonders bei der apikalen Form können diese tiefen Lakunen sonografisch eine Pseudohypertrophie
vortäuschen. Mittels MRT gelingt eine exakte anatomische Darstellung inklusive möglicher
Thromben sowie die Differenzierung zwischen einer apikalen HCM, leichter apikaler
Hypertrabekulierung (≤ 3 Trabekel) und Non-compaction-CMP. Das Verhältnis Non-compacted/compacted-Myokard
≥ 2,3:1 diastolisch im 4-Kammerblick besitzt für diese Erkrankung eine hohe Sensitivität
(85 %) und Spezifität (99 %) [31]. Die MRT des Herzens ist in der Lage, Fibrosebezirke darzustellen [32].
Diagnose der stressassoziierten Kardiomyopathie (Tako-Tsubo)
Bei dieser unklassifizierten Herzmuskelerkrankung, die häufig nach emotionalen Stresssituationen
und überwiegend bei Frauen auftritt, und sowohl im Beschwerdebild hinsichtlich der
EKG-Veränderungen als auch der Laborwerte wie ein akuter Herzinfarkt imponiert, zeigt
sich typischerweise eine aneurysmatische Auswölbung und Akinesie des Apex und in variablen
Teilen der Vorderwand. In der Koronarangiografie finden sich keine signifikanten Koronarstenosen
oder -verschlüsse. Mithilfe T2-gewichteter Sequenzen kann ein intramyokardiales Ödem
dargestellt werden, ein ischämietypisches LE wird in der Regel nicht gefunden [33]. Neben der genauen Beschreibung der betroffenen linksventrikulären und selten auch
rechtsventrikulären Myokardsegmente kann mit der MRT im Gegensatz zur Echokardiografie
das Vorhandensein von thrombotischen Massen frühzeitig erfasst werden [34].
Diagnose der restriktiven Kardiomyopathie
Im Rahmen seltener primärer/idiopathischer sowie sekundärer restriktiver Kardiomyopathien
kommt es zu einer Versteifung des Myokards mit konsekutiver Füllungsbehinderung. Die
häufigsten Formen der restriktiven CMP sind die infiltrativen Kardiomyopathien (Amyloidose),
entzündlich-granulomatösen Kardiomyopathien (Sarkoidose), Speichererkrankungen (Hämochromatose,
Morbus Fabry, Glykogenspeichererkrankungen), das Hypereosinophilie-Syndrom und die
Endomyokardfibrose [35]. Auch Anthrazykline und andere chemotherapeutische Substanzen sowie die Strahlentherapie
können den Herzmuskel schädigen. Bei den meisten sekundären Formen der restriktiven
CMP finden sich in der MRT des Herzens unterschiedliche LE-Muster, die in der Differenzierung
hilfreich sein können. So zeigt beispielsweise die kardiale Amyloidose ein inhomogenes
und zeitlich variables LE-Muster, das damit pathognomonisch wird [36].
Von therapeutischer Konsequenz ist die Abgrenzung der restriktiven CMP von der Perikarditis
constrictiva. Die MRT ist dabei durch den Nachweis eines intramyokardialen LE, die
Abgrenzung des Perikards und der Beurteilung der Vorhofgröße hilfreich, sollte aber
durch eine funktionelle Echo-Doppler-Untersuchung ergänzt werden [37].
Myokarditis
Die klinische Diagnose der Myokarditis ist schwierig, die Symptome der Patienten sind
häufig uncharakteristisch. Die Konstellation der Laborbefunde (einschließlich Virusserologie),
des EKG wie auch der Echokardiografie sind unspezifisch und daher auch in der Diagnostik
nicht sehr hilfreich. Die MR-Untersuchung des Herzens hat die Myokarditis-Diagnostik
maßgeblich erweitert [38]. Gekennzeichnet ist die Myokarditis durch ein Ödem des Myokards in T2-gewichteten
Sequenzen und durch kontrastanreichernde Infiltrate in den LE-Sequenzen [39]
[40]. Meist ist die laterale oder ventrale Wand des linken Ventrikels betroffen [41]. Die Infiltrate finden sich unabhängig von den vaskulären Territorien und liegen
eher intramural und subepikardial, viel seltener subendokardial [42]
[43]. Sind Veränderungen dieser Art im Septum sichtbar, sollte man auch an eine Sarkoidose
denken.
Die Myokardbiopsie spielt einerseits bei der akut fulminanten Myokarditis zum Nachweis
einer behandelbaren Ursache (z. B. giant cell oder eosinophile Form), andererseits beim Nachweis einer chronischen Myokarditis
eine Rolle, die sich in der MRT des Herzens allenfalls durch die Messung der Signalintensitätsänderung
in der T2-gewichteten bzw. T1-gewichteten Spinecho-Sequenz vor und nach Kontrastmittelgabe
darstellen lässt [44]. Die Bestimmung des Quotienten der Signalintensitäten aus Myokard und Skelettmuskel
haben sich aufgrund der notwendigen Erfassung standardisierter gerätespezifischer
T1- und T2-Werte in der Routine nicht bewährt. Die ursprüngliche Hoffnung, die Effektivität
einer Biopsie durch eine präinterventionelle MRT zu verbessern, hat sich in einer
rezenten Studie nicht bestätigt. Im Wesentlichen wird der Erfolg der Biopsie durch
die Zahl der biventrikulären Biopsate erhöht [45]. Die MRT des Herzens hat zudem einen prognostischen Stellenwert in der Verlaufskontrolle
der Myokarditis [46].
Rechtsventrikuläre Myokarderkrankungen
Rechtsventrikuläre Myokarderkrankungen
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie/Dysplasie (ARVC/D) ist eine seltene
genetische Erkrankung, die mit einem progredienten Ersatz von Myozyten durch Fett-
und Bindegewebe einhergeht.
Seit Einführung der MRT in die kardiale Bildgebung wurde die Methode primär zum Nachweis
von pathologischem Fettgewebe innerhalb des Myokards verwendet [47]. Obwohl es dazu hervorragende pathologisch-anatomische Korrelationsstudien gibt,
hat sich im klinischen Alltag gezeigt, dass bedingt durch inkonstante Bildqualität
auf Spinechosequenzen und Fehlinterpretation von Artefakten die Sensitivität zur Erkennung
von intramyokardialem Fettgewebe zwischen 22 % und 67 % liegt [48]
[49] und dass eine erhebliche Interobservervariabilität vorliegt [50]. Des Weiteren gibt es verschiedene histologische Subtypen mit unterschiedlichem
Anteil an Binde- und Fettgewebe. Aus diesen Gründen wurde in den rezenten Guidelines der SCMRI der Fettnachweis als Hauptkriterium für das Vorliegen einer ARVD gestrichen,
dafür ist als weiteres Kriterium der Nachweis von Bindegewebe mittels später Kontrastmittelanreicherung
unter Verwendung von Gadolinium (LE) eingeführt worden [51].
Auch andere Kriterien der ARVD wie umschriebene oder generalisierte Wandverdünnungen,
dyskinetische Segmente (Aneurysmen) oder Erhöhung der rechtsventrikulären Füllungsvolumina
mit reduzierter Auswurffraktion können mittels MRT exakt diagnostiziert werden. Entscheidend
ist bei der regionalen Wandbewegungsanalyse, dass „Normvarianten“ der RV-Funktion
berücksichtigt werden, um eine Überbefundung zu vermeiden. Dazu gehört ein „physiologisches“
endsystolisches Bulging eines dünnen, aber normokinetischen Wandabschnitts (typischerweise im Bereich des
Moderatorbands) oder eine als „dyskinetisch“ imponierende Diaphragmalwand in der kurzen
Achse bedingt durch die Bewegung der Ventilebene relativ zur Schnittebene (through-plane motion). Ein Ausschluss einer ARVD/C kann mittels MRT alleine nicht erfolgen. Zur endgültigen
Diagnose sind die internationalen Task-Force-Kriterien anzuwenden [51].
Eine eigene Entität stellt die benigne rechtsventrikuläre Ausflusstrakttachykardie
dar, bei der es meist belastungsinduziert zu anhaltenden steiltypischen linksschenkelblockartigen
ventrikulären Tachykardien kommt, die in der Regel nicht zu Synkopen oder zum plötzlichen
Herztod führen. Bei diesem seltenen Krankheitsbild konnten mittels MRT-Veränderungen
im Bereich des rechten Ventrikels gefunden werden, die an milde Formen der ARVD erinnern
[52].
Erkrankungen des Perikards
Erkrankungen des Perikards
Charakterisierung von Perikardergüssen
Mittels MRT kann durch Anwendung unterschiedlicher Pulssequenzen eine Differenzierung
zwischen serösen oder hämorrhagischen Ergüssen anhand der unterschiedlichen Signalintensitäten
getroffen werden. Darüber hinaus ist eine Abschätzung des Ergussvolumens möglich.
Speziell bei Patienten mit lokalisierten Ergüssen oder begleitenden Pathologien (abnorme
Fettinfiltration oder perikardiale Tumore) ist die MRT der Echokardiografie deutlich
überlegen, die aber die Diagnostik der ersten Wahl darstellt [53].
Perikarditis
Die MRT hat eine hohe Sensitivität bei der Diagnosestellung einer Perikarditis. Dabei
helfen morphologische Kriterien wie Perikarddicke (> 3 mm), Perikarderguss (ev. lokalisiert)
sowie eine Kontrastmittelanreicherung. Eine mögliche entzündliche Mitbeteiligung des
Myokards lässt sich dadurch ebenfalls erfassen.
Konstriktive Perikarditis
Die konstriktive Perikarditis ist Folge eines chronischen Entzündungsprozesses, einer
Herzoperation oder einer Radiatio und kann verkalkt oder nicht verkalkt in Erscheinung
treten. Mittels MRT gelingt eine exakte Darstellung des verdickten Perikards (> 3 mm)
sowie eine Quantifizierung der kleinen Ventrikelvolumina und der erhöhten Vorhofvolumina
[54]. Typisch ist eine Veränderung der Ventrikelgeometrie mit gestrecktem Ventrikelseptum
und Impression der freien rechtsventrikulären Vorderwand. Der Schweregrad der konsekutiven
Einflussstauung kann durch Diameterbestimmung der beiden Hohlvenen abgeschätzt werden.
Eine normale Perikarddicke (1 – 3 mm) schließt eine konstriktive Perikarditis aus.
Mittels MRT-Tagging-Technik kann die relative Bewegungsdifferenz zwischen dem starren
Perikard und dem hyperdynamen Myokard veranschaulicht werden. Ähnlich wie in der Echokardiografie
kann mittels Real-Time-MRT in In- und Exspiration der typische Shift des interventrikulären
Septums dargestellt werden.
Bei der kalzifizierten Perikarditis ist aufgrund des fehlenden MR-Signals von Kalk
eine ergänzende Computertomografie sinnvoll, sofern nicht bereits die native Röntgenuntersuchung
eine Perikardverkalkung nachgewiesen hat. Differenzialdiagnostisch können mittels
MRT perikardiale Adhäsionen unterschieden werden, die je nach Ausprägungsgrad zu einer
Behinderung der RV-Funktion führen können [53]
.
Benigne Zysten
Perikardzysten treten typischerweise im Bereich beider Herz-Zwerchfellwinkel auf und
zeigen einen Kontakt zu Perikard und/oder Diaphragma. Sie sind glatt begrenzt und
weisen ein charakteristisches Signalverhalten auf (bei niedrigem Eiweißgehalt hypointens
auf T1- und hyperintens auf T2-gewichteten Spinechosequenzen, starke Signalzunahme
auf Inversionspulssequenzen) [55].
Herztumore
Die häufigsten intrakardialen Raumforderungen sind Thromben. Sie sind besonders im
Apexbereich mittels Echokardiografie gelegentlich nicht darstellbar. Diese Thromben
können mithilfe der MRT zuverlässig dargestellt werden. Das Signalverhalten kann einen
Hinweis auf das Alter des Thrombus geben.
Primäre Herztumore sind mit 0,1 % aller Tumore sehr selten [56]. Der häufigste benigne Tumor ist das Myxom, welches meist im Bereich der Vorhöfe
lokalisiert ist [57]. Charakteristischerweise sitzt das Vorhofmyxom gestielt am interatrialen Septum
und prolabiert abhängig von der Größe und Mobilität diastolisch in oder durch die
AV-Klappenebene. Morphologisch ist das Myxom glatt begrenzt mit inhomogenem Signalverhalten
(regressive, zystische Areale) und zeigt nach Kontrastmittelgabe eine variable Signalzunahme.
Primär maligne Herztumore sind vor allem diverse Sarkome. Diese weisen ein infiltratives
Wachstum mit begleitendem, hämorrhagischem Erguss auf. Je nach Vaskularisationsgrad
kommt es nach KM-Gabe zu einer Anreicherung mit Signalanhebung. Der diagnostische
Vorteil der MRT liegt vor allem in der gleichzeitigen Beurteilung der parakardialen
Strukturen. Dies ist besonders hilfreich bei der Zuordnung von Metastasen.
Als tumorös imponieren gelegentlich die fokale HCMP, Sarkoidose, Amyloidose sowie
anatomische Varianten (Crista terminalis etc.).
Der hohe Stellenwert der MRT des Herzens liegt in der Differenzierung, Lokalisierung
und ggf. Operationsplanung echokardiografisch detektierter raumfordernder Läsionen.
Klappenerkrankungen
Während bei Klappenstenosen mittels Doppler-Sonografie und Herzkatheter Druckgradienten
und Klappenöffnungsflächen exakt bestimmt werden können, stellt die Quantifizierung
von Klappeninsuffizienzen nach wie vor eine diagnostische Herausforderung dar, da
die meisten Methoden nur eine semiquantitative Beurteilung des Schweregrads erlauben.
Die MRT hat auf diesem Gebiet das diagnostische Spektrum erweitert [58]
[59]
[60] und dient dazu, die Operationsindikation zu stellen oder zu festigen. Bei singulären
Klappeninsuffizienzen kann aus dem Vergleich von links- und rechtsventrikulärem Schlagvolumen
die Regurgitationsfraktion an der Herzklappe bestimmt werden. Exakter und vor allem,
wenn mehrere Klappen insuffizient sind, kann durch Anwendung der Phasenkontrasttechnik
in der Aorta ascendens und dem Pulmonalarterienhauptstamm die Differenz zwischen Vorwärtsschlagvolumen
und Gesamtschlagvolumen aus der Volumetrie bestimmt werden [61]
[62]
[63]
[64]
[65]. Die Aortenklappenstenose ist keine primäre Indikation zur MRT, sondern nur bei
unklaren oder diskrepanten echokardiografischen Befunden kann eine planimetrische
Bestimmung der Aortenöffnungsfläche hilfreich sein [66]. Die Pulmonalklappenerkrankungen und deren Folgen lassen sich mittels kardialer
MRT sehr gut abklären bzw. die Interventions-/Operationsindikation besser abschätzen
als mit anderen Methoden.
Endokarditis
Die Echokardiografie (bevorzugt die transösophageale Untersuchung) ist gemeinsam mit
klinischen und mikrobiologischen Befunden der Goldstandard in der Diagnose der Endokarditis.
Die MRT spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Eine myxomatös degenerierte Herzklappe
kann in der MRT wie eine Endokarditis imponieren. Paravalvuläre Abszesse lassen sich
mit der MRT erfassen, sind jedoch mittels CT des Herzens besser zu lokalisieren.
Kongenitale Vitien im Kindesalter
Kongenitale Vitien im Kindesalter
Angeborene Herzfehler finden sich in einer Inzidenz von knapp < 1 % aller Neugeborenen
[67]. Dank der enormen medizinischen Fortschritte und der damit gestiegenen Lebenserwartung
dieser Patienten hat sich die Relation zwischen Kindern und Erwachsenen mit angeborenen
Herzfehlern verschoben [67]
[68]. So sind mittlerweile 80 % der Patienten mit einer Fallot‘schen Tetralogie älter
als 20 Jahre. Die Echokardiografie ist mit zunehmendem Alter der Patienten limitiert.
Insbesondere bei Funktionsuntersuchungen des rechten Ventrikels hat sich die MRT des
Herzens mittlerweile als Goldstandard etabliert [70].
Die MRT des Herzens ist der Echokardiografie bei folgenden Fragestellungen überlegen:
rechtsventrikuläre Volumetrie und Auswurffraktion, Evaluierung des rechsventrikulären
Ausflusstrakts und von pulmonal-arteriellen Conduits, Quantifizierung der Pulmonalklappeninsuffizienz
durch Bestimmung der Regurgitationsfraktion der Pulmonalklappe, Erfassung von peripheren
Pulmonalarterienstenosen und Aneurysmen, Anatomie der Abklärung von System- und Pulmonalvenenanomalien
bzw. deren Varianten und Fehlmündungen, Darstellung von komplexen Anomalien des Aortenbogens
bzw. arteriovenösen Malformationen und Kollateralen, bei intra- und extrakardialen
Raumforderungen/Tumoren, Bestimmung der biventrikulären Muskelmassen, Detektion und
Quantifizierung von Myokardfibrosen sowie bei Gewebecharakterisierung (Fett, Eisen
etc.).
Bei vermuteten Koronaranomalien (z. B. im Rahmen von belastungsinduzierten Synkopen)
sollte bei jungen Patienten aufgrund der fehlenden Strahlenexposition die MRT zur
Anwendung kommen (Akquisition eines 3D-Datensatzes). Dies gilt auch für die Nachsorge
bei Patienten mit Kawasaki-Syndrom.
Kongenitale Vitien im Erwachsenenalter
Kongenitale Vitien im Erwachsenenalter
Seit Einführung der Herz-MRT stellen die kongenitalen Vitien ein Hauptindikationsgebiet
dar. Besonders im Erwachsenenalter eignet sich die Methode zur Verlaufskontrolle bzw.
zur Kontrolle von postoperativen Befunden und ersetzt – zusammen mit der Echokardiografie
– in der Regel die Herzkatheteruntersuchung [71]. Dreidimensionale Analysen mithilfe der MRT erlauben eine exzellente Darstellung
der oft komplexen postoperativen Anatomie.
Da mittels Spinechotechnik Vorhofseptumdefekte (ASD) übersehen oder überdiagnostiziert
werden können, sind funktionelle Aufnahmen mit Gradientenechosequenzen erforderlich.
Die Beurteilung der rechtsventrikulären Morphologie, Funktions- und Volumenbestimmung
ist eine Domäne der MRT. Die flusssensitiven Sequenzen erlauben eine Darstellung von
Shuntflüssen und palliativ angelegten Gefäßverbindungen [72]. Ebenso kann ein Ventrikelseptumdefekt (VSD) nach Lokalisation klassifiziert werden
(membranös, muskulär, supraapikal) und assoziierte Fehlbildungen (z. B. bikuspide
Aortenklappe) können diagnostiziert werden.
Die Bestimmung von Shuntgrößen im Rahmen von fehlmündenden Lungenvenen, ASD, VSD,
offenem Ductus Botalli und Koronarfisteln gelingt unter Verwendung der quantitativen
Flussmessung mittels Phasenkontrasttechnik in Aorta und Pulmonalarterie. Daraus kann
das Verhältnis von pulmonalem zu systemischem Blutfluss und damit die Shuntfraktion
direkt bestimmt werden [72]. Im Falle einer begleitenden Pulmonalstenose mit systolischen Turbulenzen im Pulmonalishauptstamm
kann eine Bestimmung des Blutflusses selektiv im linken und rechten Pulmonalgefäß
erfolgen.
Im Fall einer isolierten Pulmonalinsuffizienz kann einerseits aus der volumetrischen
Differenz von links- und rechtsventrikulärem Schlagvolumen oder durch direkte Flussbestimmung
im Pulmonalishauptstamm eine Regurgitationsfraktion bestimmt werden. Dies ist bei
Patienten nach Totalkorrektur eines Morbus Fallot von besonderer klinischer Bedeutung
[73].
Abgangsanomalien der Koronargefäße können eine hohe klinische Relevanz haben und können
mittels MR-Angiografie (Akquisition eines 3D-Datensatzes) dargestellt werden.
Pathologien der Aorta
Aneurysmen und Dissektionen
Bei klinisch stabilen Patienten stellt die MRT der Aorta eine Alternative zur CT-Angiografie
bei der Abklärung, aber auch bei der Therapiekontrolle von Patienten mit Aortenaneurysmen
und Aortendissektionen dar. Durch Kombination von anatomischen Bildern (Spinecho-Sequenzen
mit und ohne Fettsättigung) mit flusssensitiven Sequenzen und kontrastverstärkter
3D-MR-Angiografie können mittels MRT alle relevanten Befunde (Aortendurchmesser, Wandbeschaffenheit,
Thromben sowie Blutfluss im wahren und falschen Lumen) [74]
[75] erhoben werden. Auch eine Stentgraftplanung zur Behandlung eines Aortenaneurysmas
ist mit hochauflösenden, kontrastmittelverstärkten 3D-Sequenzen mit multiplanaren
Reformationen möglich. Bei der Abklärung von thorakalen Aortenpathologien, wie zum
Beispiel bei der Abklärung eines Aneurysmas des Sinus Valsalvae, können assoziierte
Klappenvitien mittels Gradientenecho nicht nur dargestellt, sondern durch Verwendung
flusssensitiver Sequenzen auch quantifiziert werden.
Kongenitale Aortenerkrankungen
Aufgrund der Möglichkeit, anatomische und funktionelle Informationen nicht-invasiv
in einer Untersuchung zu erfassen, spielt die MRT in der Abklärung angeborener Erkrankungen
des Aortenbogens, welche im Erwachsenenalter einer Echokardiografie nur eingeschränkt
zugänglich sind, eine tragende Rolle. Durch Kombination von anatomischer und funktioneller
Bildgebung mittels MRT kann eine Aortenisthmusstenose diagnostiziert und die hämodynamische
Relevanz quantifiziert werden. Der Kollateralfluss kann durch Zunahme des aortalen
Blutvolumens von proximal nach distal mittels quantitativer Flussmessung bestimmt
werden [76]. Zur Verlaufskontrolle von Patienten nach operativer Sanierung einer Aortenisthmusstenose
ist die MRT die Methode der ersten Wahl. Demgegenüber ist nach Ballondilatation und
Stentimplantation wegen möglicher MRT-Artefakte die CT vorzuziehen.
3Tesla-MRT in der Herzbildgebung
3Tesla-MRT in der Herzbildgebung
Viele Anwendungen der Herz-MRT weisen technisch bedingt relativ geringe Signal- und
Kontrast-zu-Rausch-Verhältnisse (SNR und CNR) auf, sodass die Durchführung der Herzbildgebung
bei 3 T anstelle der etablierteren 1,5 T sehr vielversprechend erscheint [77]
[78].
Die zunehmende Magnetfeldstärke bringt aber auch Effekte wie einen stärkeren magnetohydrodynamischen
Effekt im EKG, geänderte magnetische Relaxationszeiten, geänderten “Chemical Shift“,
vermehrte Inhomogenitäten des anregenden Hochfrequenzfelds, höhere spezifische Absorptionsraten
(SAR) bei gleichen Sequenzparametern und schlussendlich größere Magnetfeldinhomogenitäten
mit sich [77]
[78]. Besonders drastisch ist diese Situation bei der Steady-State-Free-Precession-Sequenz
(SSFP), für deren Anwendung bei 3 T verbesserte Shim-Prozeduren [79]
[80] und/oder eine über Scouting zu bestimmende Optimierung der Resonanzfrequenz [81] verwendet werden müssen, um Banding-Artefakte zu vermeiden.
Die Datenlage bzgl. einer möglichen Verbesserung der diagnostischen Genauigkeit der
kardialen MRT bei 3 T ist sehr limitiert. Während die Gewinnung funktioneller Parameter
ähnliche Ergebnisse bei 1,5 und 3 T liefert [82]
[84], scheinen sich Vorteile von 3 T vor allem bei kontrastmittelunterstützten Techniken
(Angiografien, Vitalitätsdiagnostik und Perfusion) abzuzeichnen. So konnte beispielsweise
bei 3 T im direkten Patienten- und Feldstärkevergleich eine erhöhte Sensitivität,
Genauigkeit und Spezifizität der Adenosin-Stress-Perfusion zum Nachweis von hämodynamisch
relevanten Koronarstenosen bei Verdacht auf koronare Herzkrankheit gefunden werden
[85]. Dies wird jedoch in einer aktuellen Metaanalyse [86] drastisch relativiert.
Berücksichtigt man schlussendlich noch die Tatsache, dass kardiale Implantate, sofern
sie vorab getestet wurden, typischerweise ähnliche Sicherheitseigenschaften bei 1,5
und 3 T aufweisen [87], so lässt sich zusammenfassend wohl ein großes Potenzial der 3T-Herzbildgebung erkennen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Vorteile von 3 T gegenüber 1,5 T in der Herzbildgebung
auch so eindeutig und bedeutend wie etwa bei der Neuro- oder Muskuloskelettal-Radiologie
sein werden.
Sicherheitsaspekte und Kontraindikationen der MRT
Sicherheitsaspekte und Kontraindikationen der MRT
Generell gelten für eine MRT des Herzens dieselben Ausschlusskriterien und Kontraindikationen
wie für jede andere MR-Untersuchung ([Tab. 2]). Die heute implantierten Klappen, Stents, Stentgrafts und anderen herzspezifischen
Implantate wie Coils oder Occluder sind im Allgemeinen MR-tauglich bzw. nach neuer
Nomenklatur (bedingt) MR-sicher, in der Regel sogar unmittelbar nach Implantation,
und stellen keine Kontraindikation gegen eine MRT dar. Subkutan implantierte Cardio-Rekorder
sind ebenfalls bedingt MR-sicher, die relevanten Daten sollten jedoch vorher ausgelesen
werden und spezifische Anweisungen des Herstellers müssen befolgt werden.
Tab. 2
Kontraindikationen für eine Herz-MRT.
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absolute Kontraindikationen
Defibrillatoren, Herzschrittmacher und stillgelegte Elektroden (Ausnahme siehe Text)
Neurostimulatoren
implantierte Pumpen
ferromagnetische Fremdkörper an kritischen Organen wie Gehirn, Rückenmark, Augen
Hautklammern nach Operation, Vollgips
Starr-Edwards-Herzklappe
Swan-Ganz-Katheter, Hirndrucksonde, Harnkatheter mit Temperatursonde
HAS-Schulterprothese
Zahnprothetik mit Magnetfixierung
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relative Kontraindikationen
Implantate jeder Art, wenn diese nicht als „sicher“ eingestuft sind (Pass, Website
der Firma des Implantats), www.mri-safety.com, www.mrcomp.com [92].
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Im Gegensatz dazu stellen Herzschrittmacher und vor allem ICD-Systeme prinzipiell
primäre Kontraindikationen dar. Es ist nicht nur eine passagere und ggf. dauerhafte
Funktionsstörung möglich, sondern es kann auch zu Spontanentladungen und zu Sondenerwärmung
kommen. Bei niedrigen Feldstärken bis 1,5 Tesla ist unter kardiologischer Assistenz
eine allgemeine MR-Untersuchung bei liegendem Herzschrittmacher möglich [88]
[89]
[90], jedoch als Routineverfahren abzulehnen.
Mittlerweile werden spezielle Herzschrittmacher- und Defibrillatorsysteme ohne Verwendung
ferromagnetischer Materialien angeboten, welche als bedingt MR-sicher eingestuft sind
und bei Einhaltung von bestimmten Vorgaben (Sicherheitsmaßnahmen, Umprogrammierung,
energieadaptierte MR-Sequenzen) keine Kontraindikation darstellen [91].
Kontrastmittelallergie und Niereninsuffizienz sind relative Kontraindikationen, die
teilweise medikamentös gut beherrschbar sind. Hier sind die Leitlinien der European
Society of Urologic Radiology (www.esur.org) in der aktuellen Version zu beachten.
Patientenvorbereitung
Grundsätzlich sind die allgemeinen Richtlinien bezüglich Patientensicherheit und Kontrastmittelsicherheit
in der MRT wie bei allen anderen MRT-Untersuchungen anzuwenden. Speziell sollten die
Patienten auf die lange Untersuchungsdauer (ca. 50 min) und Sequenzen in Atemanhaltetechnik
vorbereitet werden. Etwaige sprachliche Barrieren sind zu beachten. Bei pharmakologischer
Stressuntersuchung sollten zwei venöse Zugänge vorhanden sein und die Patienten über
die speziellen Vorkehrungen (Adenosin: Koffeinkarenz; Dobutamin: keine Beta-Blocker)
aufgeklärt werden. Bei Patienten mit Klaustrophobie helfen teilweise Spiegelkonstruktionen
oder eine alternative Lagerungstechnik. Eventuell ist die Anwesenheit einer Begleitperson
im Untersuchungsraum hilfreich. Kinder dürfen ab dem 14. Lebensjahr selbstständig
der Untersuchung zustimmen oder diese ablehnen (Teilrechtsfähigkeit).
Zuweisung
Da die MRT des Herzens ein breites diagnostisches Spektrum bietet, sind eine klare
Zuweisungsdiagnose und eine gezielte bzw. klinisch relevante Fragestellung notwendig.
Die Zuweisung kann durch alle Fachbereiche erfolgen, nach entsprechender Konsultation
des die MRT durchführenden Arztes zur Überprüfung der sinnvollen Indikation. Vorhandene
kardiologische Vorbefunde (insbesondere eine Echokardiografie) und aktuelle Laborbefunde,
insbesondere Kreatininwerte und glomeruläre Filtrationsrate vor Kontrastmittelgabe,
sind beizulegen. Etwaige Kontraindikationen sind im Vorfeld abzuklären.
Zusammenfassung
Die MR-Untersuchung des Herzens hat sich als ergänzendes diagnostisches Verfahren
etabliert und dient bei bestimmten Fragestellungen als Entscheidungshilfe im oberen
Bereich der kardiologischen Diagnoseleiter. Mittels MRT können bei fast allen kardialen
Erkrankungen relevante Zusatzinformationen gewonnen werden. Bei der Diagnostik der
Myokarditis stellt die MRT die Methode der Wahl aller bildgebenden Verfahren dar.
Die MRT hat bei der Vitalitätsdiagnostik einen zentralen Stellenwert zur Entscheidung
betreffend Revaskularisation. Darüber hinaus kann mittels MRT eine sinnvolle Ischämiediagnostik
angeboten werden. Im Rahmen der Abklärung von Kardiomyopathien kann die MRT wesentliche
Informationen zur Genese liefern.
Eine weitere Verbreitung der Methode kann durch eine Standardisierung der Untersuchungsprotokolle,
durch interdisziplinär abgestimmte Leitlinien zum Einsatz der MRT bei Erkrankungen
des Herzens und durch qualifizierte Weiterbildung junger Ärzte erreicht werden.