Pneumologie 2012; 66(12): 699
DOI: 10.1055/s-0032-1331634
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

H1N1-Infektionen – Kinder mit Asthma besonders anfällig für H1N1-Grippeviren

Rezensent(en):
Volker Kriegeskorte
Kloepfer KM et al.
Am J Respir Crit Care 2012;
185: 1275-1279
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Dezember 2012 (online)

 

Bei einer Infektion mit dem H1N1-Virus, der sogenannten Schweinegrippe, ist Asthma die häufigste Komorbidität, die zu einer Hospitalisierung führt. Die Auswertung der Grippesaison 2009 in den USA von K. M. Kloepfer et al. hat nun gezeigt, dass Kinder mit Asthma weit häufiger von H1N1-Infektionen betroffen waren als von anderen respiratorischen Viren.
Am J Respir Crit Care 2012; 185: 1275–1279

Die H1N1-Grippewelle im Frühjahr 2009 in den USA erfasste letztendlich 61 Millionen Menschen, davon ein Drittel Kinder. 87 000 Betroffene unterzogen sich einer stationären Behandlung, wobei als häufigste zur Hospitalisierung führende Komorbidität Asthma vorlag. Die Studienautoren überprüften, ob bei jungen Asthma- Patienten die Infektionsrate mit dem Influenzavirus höher und die Schwere der Erkrankung stärker waren, als bei denen ohne Asthma.

Die Wissenschaftler nahmen 180 Kinder im Alter von 4–12 Jahren in ihre Untersuchung auf. Sie sammelten während 8 aufeinanderfolgenden Wochen nasale Schleimproben, bewerteten täglich die Erkältungs- und Asthmasymptome und führten mit jeder Schleimprobe eine virale Diagnostik durch. Bis zum Ende der Untersuchung hatten sie insgesamt 161 vollständige Proben gesammelt; 95 (59 %) von Asthmatikern und 66 von Kindern ohne Asthma.

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Im Frühjahr 2009 breitete sich ein neuartiger Subtyp des H1N1-Virus zunächst in Nordamerika aus und verursachte bald darauf eine Pandemie. Kinder und Erwachsene zeigten die typischen Grippesymptome wie Fieber, ggf. mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgien, Pharyngitis und Husten. (Bild: PhotoAllto)

Erhöhte Inzidenz von H1N1-Infektionen

Die Untersucher beobachteten insgesamt 346 (unterschiedliche) Infektionen bei den 161 Kindern, die diese Studie vollständig mit mindestens 6 von 8 nasalen Proben beendeten. Zu 62 % lagen Infektionen mit menschlichen Rhinoviren (MRV) vor, 12 % waren Enteroviren und 10 % H1N1-Viren. Bei multiplen Viren in einer Probe bestanden diese zu 80 % aus MRV und zu 51 % aus H1N1. Wie die Auswertung ergab, lag die Inzidenz von H1N1-Infektionen mit 41 % bei Kindern mit Asthma deutlich höher als bei Kindern ohne Asthma mit 24 %. Andererseits waren die Infektionsraten mit Rhinoviren mit 90 % in beiden Gruppen gleich und mit anderen Viren (47 bzw. 41 %) ähnlich hoch. Bei Kindern mit Asthma bestand kein verstärkter Verlust der Asthmakontrolle während der H1N1-Infektionen im Vergleich zu denen, die nur mit Rhinoviren infiziert waren (38 vs. 21 %; p = 0,07).

Insgesamt lösten H1N1-Infektionen bei diesen Kindern im Vergleich zu anderen viralen Infektionen schwerwiegendere Erkältungssymptome aus.

Fazit

Kinder mit Asthma waren fast doppelt so häufig mit H1N1 als mit anderen Viren des Respirationstraktes infiziert. Die Befunde werfen neue Fragen über den Mechanismus auf, der dieser erhöhten Anfälligkeit gegenüber Influenzainfektionen bei Asthmatikern zugrunde liegt. Eine Antwort auf diese Fragen könnte nach Ansicht der Autoren zu neuen Ansätzen für die Prävention und Behandlung von Influenza bei Kindern mit Asthma führen.


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Im Frühjahr 2009 breitete sich ein neuartiger Subtyp des H1N1-Virus zunächst in Nordamerika aus und verursachte bald darauf eine Pandemie. Kinder und Erwachsene zeigten die typischen Grippesymptome wie Fieber, ggf. mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgien, Pharyngitis und Husten. (Bild: PhotoAllto)