Pneumologie 2012; 66(12): 700
DOI: 10.1055/s-0032-1331636
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akutes Atemnotsyndrom – Berlin-Definition sagt Mortalität besser vorher

Rezensent(en):
Peter Pommer
ARDS-Definition-Task-Force.
JAMA 2012;
307: 2526-2533
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Dezember 2012 (online)

 

    Das erstmals 1967 beschriebene akute Atemnotsyndrom (ARDS) ist eine schwere Lungenschädigung aufgrund diverser Noxen, die selbst eine maschinelle Beatmung problematisch macht. Bisherige ARDS-Kriterienkataloge kamen infolge eines Expertenkonsensus zustande. Die internationale ARDS-Definition-Task-Force hat nun eine korrigierte ARDS-Definiton vorgestellt.
    JAMA 2012; 307: 2526–2533

    Der internationale Expertenkonsensus sah 3 Schweregrade vor: mild, moderat und schwer. Diesen lagen als Hauptkriterium der PaO2/FiO2-Quotient sowie 4 Hilfskriterien zugrunde (radiologischer Befund, Lungencompliance, positiver endexspiratorischer Atemwegsdruck [PEEP], korrigiertes exspiratorisches Minutenvolumen). Die Relevanz dieser Kriterien wurde anhand einer Metaanalyse von 7 hochwertigen prospektiven Studien mit 4188 Patienten evaluiert. Dabei stellte sich heraus, dass die 4 Nebenkriterien keine prädiktive Validität hinsichtlich der ARDS-Mortalität hatten. Die korrigierte Berlin-Definition basiert daher lediglich auf dem PaO2/FiO2-Quotienten. Damit errechnet sich für milde, moderate und schwere Formen eine ansteigende Mortalität: 27, 32 und 45 % (p < 0,001). Die Zahl der Beatmungstage nimmt mit steigendem Schweregrad ebenso deutlich zu.

    Im Vergleich zur bisher angewandten AECC-Definition der "American-European Consensus Conference" erlaubt die Berlin-Klassifikation einen geringfügig, jedoch statistisch signifikant besseren Vorhersagewert für die Mortalität: Die Fläche unter der Receiver-Operating-Characteristic- Kurve (AUROC) ergab einen Wert von 0,577 vs. 0,536 unter Anwendung der AECC-Kriterien (p < 0,001).

    Fazit

    Für die Entwicklung klinischer Definitionen sei die empirische Evaluation eines Expertenkonsens ein nachahmenswerter Ansatz, so die Autoren. Dieser könne für die praktische Patientenversorgung, die Forschung und das öffentliche Gesundheitswesen genauere sowie evidenzbasierte Instrumente zur Verfügung stellen.


    #