Becher Stephan, Ludolph Elmar.
Stuttgart: Thieme; 2012.
1. Auflage, EUR 79,99
ISBN: 978-3-13-145791-2
Auf 286 Seiten präsentieren die Autoren die Grundlagen der ärztlichen Begutachtung.
Angelehnt an die curriculare Fortbildung ist der Inhalt in vier Abschnitte (Allgemeine
Grundlagen, Zustandsbegutachtung I, kausalitätsbezogene Gutachten, Zustandsbegutachtung
II und spezielle Begutachtungsfragen) unterteilt. Jedes Themengebiet wird durch ein
"Editorial", eine Kurzeinleitung, eingeführt.
Es setzt den jeweiligen Abschnitt in den sinngemäßen Kontext zur restlichen Materie
und erläutert dem interessierten Leser darüber hinaus zum Teil auch historische Zusatzinformationen
oder alltäglich auftretende Problemstellungen.
Die eigentliche Thematik ist in diverse Sinnabschnitte unterteilt, denen häufig eine
spezifische Frage voransteht, beispielsweise "Wie ist die rechtliche Stellung des
Gutachters?". Neben Hinweisen auf die entsprechende Gesetzgebung werden in weiteren,
separaten Textstellen zahlreiche praktische Tipps, auch anhand von Fallbeispielen,
vermittelt.
Fast der gesamte Inhalt des Buches ist in Schwarz und Hellblau gehalten. Tabellen
sowie Fallbeispiele mit einem hellblauen Hintergrund, beziehungsweise dünn eingerahmte
Textpassagen heben sich nur schwach vom übrigen Text ab. Diesbezüglich wäre eine deutlichere
farbliche Differenzierung hilfreich für ihr schnelleres Auffinden beim Überfliegen
des Inhalts.
Die Tabellen sind thematisch direkt in die jeweiligen Textpassagen integriert und
somit gut kontextbasiert auffindbar. Eine kompakte Sammlung sämtlicher, für den Gutachter
relevanter Tabellen existiert nicht, was im Alltag das Aufsuchen der gerade erforderlichen
Information erschwert. Nur sporadisch unterstützen Fotografien die Fallbeispiele.
Im Text eingebettet sind Schwarzweißfotografien. In der Buchmitte präsentiert eine
Seite (markiert mit rotem Vorderschnitt) insgesamt drei Farbfotografien, die sich
in schwarzweißer Ausführung zusätzlich im restlichen Buch wiederfinden. Dies erscheint
weder zeitgemäß noch sinnvoll. So ist eine Abbildung des Hautekzemes der Hände auf
Seite 142 in Schwarzweiß abgebildet, eine Seite weiter (Farbtafel I) als Farbfotografie.
Das beschriebene Hautekzem der Hände ist als Solches aber auf keinem der beiden Bilder
erkennbar.
Inhaltlich kann das Buch jedoch völlig überzeugen. Die "Editorials" tragen dazu bei,
dass der nachfolgende Themenabschnitt anschaulicher und "runder" wird. Die Beantwortung
der von den Autoren aufgeworfenen Fragen im Sinne einer Überschrift erfolgt präzise
und kurz, regelmäßig ergänzen kommentierte Fallbeispiele sinnvoll den erläuternden
Text. Gerade diese helfen dem Leser sehr gut, sich in die Denk- und insbesondere die
Argumentationsweise einer Begutachtung einzuarbeiten. Die abgedruckten Tabellen erfüllen
inhaltlich die Erwartungen, vom Barthel Index bis zur Gliedertaxe.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch "Grundlagen der ärztlichen Begutachtung"
bis auf die erwähnten gestalterischen Schwächen inhaltlich auf ganzer Linie überzeugt,
insbesondere unter Berücksichtigung des kompakten Umfanges von nur 286 Seiten. Es
ist für all jene Kollegen empfehlenswert, die sich in die Thematik der ärztlichen
Begutachtung schnell aber dennoch inhaltlich umfangreich einarbeiten möchten. Darüber
hinaus lassen sich anhand der in diesem Werk vermittelten Prinzipien auch komplexe,
interdisziplinäre Fälle bearbeiten.