Schlüsselwörter
Herzrhythmusstörungen - Magnesium - Prävention - Therapieempfehlung
Keywords
cardiac arrhythmias - magnesium - prevention - therapeutic
recommendation
Einleitung
Es ist seit langem bekannt, dass Magnesiummangel zu Herzrhythmusstörungen führen kann
und dass umgekehrt durch Verabreichung von Magnesium Herzrhythmusstörungen verhindert
oder beseitigt werden können. Inzwischen weisen namhafte Fachgesellschaften in ihren
Leitlinien auf diese Tatsache hin, u. a. das American College of Cardiology, die American
Heart Association und die European Society of Cardiology [46]. Basierend auf dem derzeitigen Kenntnisstand hat die Gesellschaft für Magnesium-Forschung
e. V. die folgenden Therapieempfehlungen erarbeitet.
Magnesium ist als Aktivator von zahlreichen Enzymen und Ionenpumpen (Na-K-ATPase,
Calcium-ATPase) für das Membranpotenzial der Herzmuskelzelle, die richtige Verteilung
der Kationen und die physiologische Erregbarkeit der Zelle mitverantwortlich. Magnesiummangel
kann daher zu erheblichen Störungen der elektrischen Vorgänge der Herzzelle führen.
Dies spielt für die antiarrhythmische Wirkung von Magnesium bei Ausgleich eines Mangels
(Substitution) eine Rolle. Während die enzymabhängigen Wirkungen von Magnesium begrenzt
sind, gibt es physiologische Wirkungen, die bei Erhöhung der Magnesium-Serumkonzentration
über den normalen Bereich hinaus gesteigert und somit als pharmakodynamische Wirkungen
genutzt werden können. Wichtige Wirkmechanismen von Magnesium bei der Prävention oder
Therapie von Herzrhythmusstörungen sind:
-
Aufrechterhaltung des Elektrolytgleichgewichts der Herzmuskelzelle
-
Calcium-Antagonismus
-
Erhöhung der Erregungsschwelle
-
Minderung der Freisetzung von Neurotransmittern und Mediatoren (z. B. Noradrenalin,
Adrenalin)
Hinsichtlich seiner antiarrhythmischen Eigenschaften besitzt Magnesium keinen isolierten
Effekt,
sondern zeigt multiple Wirkungen, durch die eine Arrhythmie verhindert oder eine bestehende
Arrhythmie beseitigt werden kann. Die Calcium-antagonistische Wirkung schützt die
Zelle vor
Calcium-Überladung [8]
[42]. Dadurch werden
frühe und späte Nachpotenziale vermieden, die Auslöser für schwerwiegende Arrhythmien
sein können
[3]
[21]. Im Gegensatz zu reinen
Calcium-Kanal-Blockern (Klasse-IV-Antiarrhythmika) wird durch Magnesium die Aktionspotenzial-Dauer
nicht verkürzt, sondern bleibt weitgehend konstant, weshalb es zu keiner Verkürzung
der
Refraktärzeit kommt [42]. Dies bedeutet, dass Magnesium offenbar am
Herzen eine kombinierte Blockade von Calcium- und Kalium-Kanälen bewirkt, sodass auch
eine
Verlängerung des Aktionspotenzials, wie unter Klasse-III-Antiarrhythmika üblich, ausbleibt.
Entsprechend wurden unter antiarrhythmischer Therapie mit Magnesium auch keine
Torsade-de-pointes-Tachykardien wie bei Klasse-III-Antiarrhythmika beobachtet.
Eine ganz besondere Magnesiumwirkung ist die Erhöhung der Erregungsschwelle der Herzmuskelzelle,
wodurch das Auftreten von Extraerregungen erschwert oder unterbunden wird [15]. Dabei ist von Vorteil, dass Magnesium nicht wie Klasse-I-Antiarrhythmika Natrium-Kanäle
blockiert und deshalb keine Erregungsleitungsstörungen im Bereich des Arbeitsmyokards
auslöst. Die zusätzliche Reduktion der Freisetzung der Arrhythmie-fördernden Katecholamine
wie Noradrenalin und Adrenalin, die z. B. bei Stress oder Herzinsuffizienz erhöht
sind, entspricht in ihrer Wirkung dem Effekt von ß-Adrenozeptoren-Blockern (Klasse-II-Antiarrhythmika),
also einer Minderung des Sympathikuseinflusses [9]
[36].
Entsprechend den Wirkungen auf Kanal- bzw. Rezeptorebene erbrachten Untersuchungen
des Einflusses von intravenösem Magnesium auf das EKG bzw. die elektrischen Parameter
eine Verlängerung der atrioventrikulären Überleitungszeit (Zunahme PR-Intervall),
aber keine Veränderung der QRS-Dauer und des QT-Intervalls [24]. Die sinuatriale Überleitungszeit und die atrioventrikuläre Refraktärzeit wurden
verlängert, nicht dagegen die Sinus-Zyklus-Zeit. Dies bedeutet, dass Magnesium gewisse
Eigenschaften von Klasse-IV-Antiarrhythmika (Calcium-Kanalblockern) besitzt, sich
aber deutlich von den Klasse-I- (Natriumkanal-Blockern) und Klasse-III-Antiarrhythmika
(Kaliumkanal-Blockern) unterscheidet. Potentielle Bedeutung für das Verhindern oder
Behandeln von Herzrhythmusstörungen mit Magnesium kann auch eine Verbesserung der
Sauerstoffversorgung des Herzens durch Verminderung des Sauerstoff-Bedarfs und Verbesserung
des -Angebots durch Calcium-antagonistische Wirkungen am Myokard haben [34]. Tierexperimentell wurde gezeigt, dass ein Vasospasmus im Bereich der Koronararterien
durch Magnesium verhindert werden kann [40]. Weiter kann aufgrund der vasodilatierenden Wirkung von Magnesium mit einer Entlastung
des Herzens durch Minderung des peripheren Widerstands gerechnet werden.
Früher setzte man bei Herzrhythmusstörungen relativ großzügig Antiarrhythmika ein.
Seit der CAST-Studie [4] ist man diesbezüglich zurückhaltender, da erkannt wurde, dass Antiarrhythmika zu
einer erhöhten Mortalität führen können, wobei proarrhythmische Wirkungen eine wichtige
Rolle spielen. Dies gilt besonders für Klasse-I-Antiarrhythmika, aber auch für reine
Klasse-III-Antiarrhythmika. Aus diesem Grund schenkt man jetzt den Elektrolyten vermehrt
Aufmerksamkeit. Während die Bedeutung von Kalium für die Prävention und Therapie von
Rhythmusstörungen allgemein bekannt ist, gibt es Defizite bzgl. der Bedeutung von
Magnesium. Bei ausreichender Magnesiumversorgung werden normalerweise Herzrhythmusstörungen
verhindert, während bei Magnesiummangel (bei Hypomagnesiämie und bei Mangel mit Normomagnesiämie)
Herzrhythmusstörungen begünstigt werden.
Magnesium besitzt verschiedene Eigenschaften wie Calcium-Antagonismus und Erregungshemmung,
durch die Herzrhythmusstörungen verhindert oder beseitigt werden können.
Prävention von Herzrhythmusstörungen
Prävention von Herzrhythmusstörungen
Aufgrund der Begünstigung von Herzrhythmusstörungen bei Magnesiummangel muss ein Mangel
stets ausgeglichen werden. Es ist essenziell, Herzrhythmusstörungen zu verhindern
und nicht zu warten, bis sie auftreten, da die Therapie mit klassischen Antiarrhythmika
mit erheblichen Risiken verbunden ist.
Besonders bei Patienten, die bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, ist die
präventive Magnesiumgabe von Bedeutung, da diese Patienten erheblich gefährdet sind,
dass sich bei ihnen Rhythmusstörungen entwickeln. Dies bedeutet, dass bei koronarer
Herzkrankheit, Herzinfarkt, Hypertonie, Herzinsuffizienz und bei bereits bestehenden
Herzrhythmusstörungen der Magnesiumstatus (Magnesiummangel-Symptomatik, Magnesium-Serumkonzentration
und anamnestische Hinweise auf Magnesiummangel) erfasst werden muss (siehe Punkt „Empfehlungen“).
Der Ausgleich eines Magnesiummangels kann, je nach Schwere des Mangels und der zugrundeliegenden
Erkrankung, durch orale oder parenterale Verabreichung von Magnesium erfolgen. Pharmakodynamische
Effekte sind bei oraler Anwendung nur begrenzt möglich, da hier normalerweise keine
Steigerungen der Magnesium-Serumkonzentration über den Normalbereich hinaus zu erwarten
sind. Bei vielen der oben genannten Erkrankungen werden Pharmaka wie z. B. Diuretika
angewandt, die häufig zu Elektrolytverlusten (vor allem Kalium und Magnesium) führen,
die unbedingt ausgeglichen werden müssen. Besondere Aufmerksamkeit haben in letzter
Zeit Metaanalysen von klinischen Studien bzw. Empfehlungen von Fachgesellschaften
zur Prophylaxe von Herzrhythmusstörungen hervorgerufen.
Besonders bei Patienten, die bereits an Herz-Kreislauf-
Erkrankungen leiden, ist die präventive Magnesiumgabe
von Bedeutung, da diese Patienten erheblich gefährdet sind, dass sich bei ihnen Rhythmusstörungen
entwickeln.
Prävention von Torsade-de-pointes-Tachykardien (TdP)
Prävention von Torsade-de-pointes-Tachykardien (TdP)
In der neuesten Richtlinie der American Heart Association (AHA) und des American College
of Cardiology (ACC) zur Prävention und Behandlung von TdP in der Klinik wird empfohlen,
bei Patienten mit Risiko für die Entwicklung dieser Rhythmusstörungen, unbedingt dafür
zu sorgen, dass sich Kalium- und Magnesium-Serumkonzentrationen im Referenzbereich
befinden [10], da Hypokaliämie und Hypomagnesiämie zu den Faktoren gehören, die TdP begünstigen.
Ein erhöhtes Risiko besteht bei QT-Intervall-Verlängerungen. Dies kann genetisch bedingt
sein (Long-QT-Syndrom) oder durch verschiedene Pharmaka ausgelöst werden (Tab.
[
1
]).
Tab. 1
Arzneimittel, die QT-Verlängerungen bzw. Torsade-de-pointes-
Tachykardien auslösen können.
|
Antiarrhythmika
|
Chinidin, Sotalol, Amiodaron, Flecainid
|
|
Antibiotika
|
Erythromycin, Clarithromycin, Levofloxacin,
Moxifloxacin, Pentamidin
|
|
Antihistaminika
|
Diphenhydramin, Clemastin
|
|
Antidepressiva
|
Amitriptylin, Imipramin, Desipramin, Maprotilin, Fluoxetin, Sertralin, Citalopram
|
|
Neuroleptika
|
Haloperidol, Pimozid, Thioridazin
|
|
Anti-Malaria-Mittel
|
Chinin, Chloroquin
|
|
Analgetika
|
Levomethadon
|
|
Zytostatika
|
Arsentrioxid
|
|
Antiemetika
|
Domperidon
|
Wenn sich bei Überwachung aufgrund von EKG-Veränderungen ein Verdacht auf drohende
TdP ergibt, sollte das auslösende Medikament abgesetzt und prophylaktisch Magnesium
intravenös verabreicht werden. Auf den Zusammenhang zwischen Hypokaliämie und Hypomagnesiämie
bei Einsatz von Diuretika wird in den Empfehlungen gesondert hingewiesen [10]. In den Produktinformationen von Pharmaka, die QT-verlängernd wirken können, sollte
auf die Verknüpfung zwischen TdP und Hypokaliämie bzw. Hypomagnesiämie hingewiesen
werden (wie z. B. [12]). Selbstverständlich sollte auch bei ambulanten Patienten, wenn Pharmaka, die das
QT-Intervall verlängern, nicht zu vermeiden sind, der Elektrolytstatus incl. Magnesiumkonzentration
erhoben und kontrolliert werden. In diesen Fällen sollten Kalium- und Magnesium-Serumkonzentrationen
im oberen Teil des Referenzbereichs angestrebt werden. Auch auf die Selbstmedikation
der Patienten mit Pharmaka, die möglicherweise eine QT-Verlängerung bewirken können
(z. B. Diphenhydramin und Clemastin) sollte geachtet werden
Zur Verhütung von Torsade-de-pointes-Tachykardien sollten bei QT-Verlängerung Kalium-
und Magnesium-Serumkonzentrationen im oberen Teil des Referenzbereichs angestrebt
werden.
Einfluss von Magnesium auf Herzrhythmusstörungen bei Myokardinfarkt
Einfluss von Magnesium auf Herzrhythmusstörungen bei Myokardinfarkt
Es gibt zahlreiche Studien, die sich mit der Verabreichung von intravenösem Magnesium
bei Herzinfarkt beschäftigen. Hauptziel dieser Maßnahme war die Senkung der Mortalität
nach diesem Ereignis. Diese konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden (z. B.
[44]). Allerdings wurde in späteren großen Studien [20]
[29] kein Mortalitäts-senkender Effekt gefunden. In einigen dieser Herzinfarkt-Studien
wurde gezeigt, dass das Auftreten von schwerwiegenden, behandlungsbedürftigen Herzrhythmusstörungen
wie Kammertachykardie oder Kammerflimmern durch die Verabreichung von Magnesium reduziert
wurde. In einer Metaanalyse kamen Li und Mitarbeiter zu dem Schluss, dass die Mortalitäts-senkende
Wirkung von Magnesium unsicher ist [27]. Hinsichtlich der Herzrhythmusstörungen ergeben sich aus den auswertbaren Studien
signifikante Resultate: Kammerflimmern wurde um 12 % (Odds Ratio [OR] 0,88; 95 % Konfidenz-Intervall
[KI] 0,81–0,96) und ventrikuläre Tachykardien um 55 % gesenkt (OR 0,45; 95 % KI 0,31–0,66;
„fixed effect model“). Insgesamt wurden schwere, behandlungsbedürftige Arrhythmien
unter Magnesium um 28 % reduziert (OR 0,72; 95 % KI 0,6–0,85; „fixed effect model“).
In den Magnesium-Gruppen trat deutlich häufiger Bradykardie auf (Zunahme um 49 %).
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Behandlung von Herzinfarkt-Patienten mit Magnesium
schwere Herzrhythmusstörungen erheblich reduziert. Dies kann möglicherweise den Einsatz
von Antiarrhythmika bzw. von elektrischen Interventionen reduzieren.
Die Verabreichung von Magnesium zur Senkung der Morta-
lität nach Herzinfarkt ist nicht Stand der Therapie. Durch
Magnesium-Gabe können aber Herzrhythmusstörungen
nach Herzinfarkt reduziert werden.
Prävention supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen bei herzchirurgischen Eingriffen
Prävention supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen bei herzchirurgischen Eingriffen
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die prophylaktische, parenterale Anwendung
von Magnesium im Rahmen eines herzchirurgischen Eingriffs supraventrikuläre (vor allem
Vorhofflimmern) und ventrikuläre Herzrhythmusstörungen deutlich reduzieren kann (Übersicht
z. B. [35]). Herzrhythmusstörungen (meistens Vorhofflimmern) treten relativ häufig im Verlauf
von Herzoperationen (meist Koronararterien-Bypass-Operationen; CABG) auf. Sie führen
zu Symptomen (Übelkeit, Palpitation etc.), können aber auch das Risiko für thromboembolische
Komplikationen und die Entwicklung einer Herzinsuffizienz erhöhen.
Shepherd et al. [35] werteten 15 Studien mit 1070 Patienten aus, die Magnesium intravenös erhielten und
1031 Patienten in den Kontrollgruppen. Es zeigte sich, dass unter Kontrollbedingungen
30 % und unter Magnesium 21 % der Patienten Vorhofflimmern entwickelten. Bei einer
Metaanalyse unter Verwendung des „fixed effect model“ ergab sich eine OR von 0,65
(95 % KI 0,53–0,79; p < 0,0001) zugunsten von Magnesium. Eine Subgruppenanalyse zeigte,
dass besonders gute Ergebnisse erzielt wurden, wenn mit der Magnesiumverabreichung
mehr als 12 h vor der Operation begonnen und bis 3–4 Tage nach der Operation fortgeführt
wurde.
In einer Leitlinie der Europäischen Vereinigung für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS)
wird festgestellt, dass aufgrund der Datenlage die Verabreichung von Magnesium eine
effektive Maßnahme zur Minderung der Häufigkeit von Vorhofflimmern bei Herzoperationen
darstellt. Eine Kombination mit anderen Antiarrhythmika ist möglich [11].
Neuere Metaanalysen, in denen die Qualität der Arbeiten in den Auswahlkriterien berücksichtigt
wurde, kommen zu unterschiedliche Ergebnissen: Während Gu et al. [14] bei Berücksichtigung von Studien mit einem Jadad-Score (Maß für Studienqualität)
von ≥ 3 eine Reduktion der Inzidenz von Vorhofflimmern bei CABG um 36 % (RR 0,64;
KI 0,5–0,83; p = 0,001) erhielten, fanden De Oliveira et al. [7] bei Berücksichtigung von Studien mit einem Jadad-Score von > 3 keinen signifikanten
Effekt (OR 0,85; KI 0,66–1,11). In der letztgenannten Metaanalyse war auch eine neuere
Studie enthalten [5], die die bisher größte Anzahl an Teilnehmern (694) aufwies und keinen positiven
Effekt von Magnesium zeigte. Zwei Tatsachen schränken allerdings die Aussagekraft
dieser Studie bzgl. einer präventiven Magnesiumwirkung bei Herzoperationen ein: Alle
Studienteilnehmer erhielten hohe Dosen Beta-Blocker, eine Substanzgruppe, die selbst
eine präventive Wirkung besitzt. Zudem bekamen die Patienten, die postoperativ eine
Magnesium-Serumkonzentration von < 1,2 mmol/l aufwiesen, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit
2 g MgSO4 i. v. und Patienten, die < 0,8 mmol/l aufwiesen, 5 g MgSO4 i. v. Obwohl die Zufuhr von Magnesium zum Ausgleich eines Mangels sicher als sinnvoll
angesehen werden kann, könnte es dadurch in dieser Studie zu einer Nivellierung zwischen
Verum- und Kontrollgruppe gekommen sein.
In einer neueren Leitlinie der Kanadischen Herz-Kreislauf-Gesellschaft [32] empfehlen die Autoren eine präventive Verabreichung von Magnesium bei Herzoperationen
nur, wenn Kontraindikationen gegenüber Beta-Blockern, die primär einzusetzen sind,
und Amiodaron bestehen.
Der Stellenwert der Verabreichung von Magnesium nach/bei Herzoperationen ist noch
nicht klar definiert. Unabhängig
davon kann man sicher davon ausgehen, dass die Vermeidung eines Magnesiummangels im
Rahmen von Herzoperationen wichtig ist.
Therapie von Herzrhythmusstörungen
Therapie von Herzrhythmusstörungen
Bevor Antiarrhythmika eingesetzt werden, sollte möglichst der Elektrolytstatus kontrolliert
werden. Bei Magnesiummangel und Hinweisen darauf (siehe Seite 1169) sollte Magnesium
verabreicht werden, um den Mangel auszugleichen. Durch die Behandlung von Elektrolytstörungen
können Antiarrhythmika in vielen Fällen vermieden werden.
Intravenöse Therapie
Kardiale Rhythmusstörungen, bei denen eine intravenöse Verabreichung von Magnesium
in Frage kommt, sind:
-
Torsade-de-pointes-Tachykardien
-
Andere Kammertachykardien
-
Digitalis-induzierte Herzrhythmusstörungen
-
Vorhofflimmern und -flattern
-
Multifokale atriale Tachykardie
Mit der parenteralen Anwendung von Magnesium bei supraventrikulären und ventrikulären
Herzrhythmusstörungen haben sich vor allem Iseri [18]
[19], Tzivoni et al. [41] und Manz et al. [30]
[31] auseinandergesetzt. Außerdem wurde in den aktuellen Richtlinien für Maßnahmen bei
ventrikulären Arrhythmien des ACC, der AHA und der European Society of Cardiology
(ESC) grundsätzlich auf die Bedeutung der Elektrolyte (Magnesium und Kalium) bei der
Behandlung von ventrikulären Rhythmusstörungen hingewiesen [46]. Das betrifft die Magnesiumsubstitution bei niedrigen Serumkonzentrationen und die
adjuvante Magnesiumtherapie bei normalen Magnesium-Serumkonzentrationen [46].
Eine wichtige Indikation für den parenteralen Einsatz von Magnesium sind Torsade-de-pointes-Tachykardien.
Eine Empfehlung für den Einsatz von Magnesium bei dieser Rhythmusstörung findet sich
auch in den Richtlinien des ACC und der AHA zur Verhütung und Therapie der TdP [10]. Auch bei polymorphen ventrikulären Tachykardien mit verlängertem QT-Intervall ist
eine Anwendung von Magnesium von Nutzen [46]. Im Gegensatz dazu ist die Wirkung bei monomorphen ventrikulären Tachykardien unsicher
[30]. Ventrikuläre Arrhythmien, die auf eine Digitalis-Intoxikation zurückzuführen sind,
können (neben der Gabe von Digitalis-Antikörpern) mit i. v. Magnesium behandelt werden
[46]. Eine Hypomagnesiämie begünstigt die Entstehung Digitalis-induzierter Arrhythmien.
Weitere ventrikuläre Rhythmusstörungen, bei denen eine intravenöse Verabreichung von
Magnesium in Frage kommt, sind Arrhythmien, die bei Herzinsuffizienz auftreten. Wie
in einer Doppelblind-Studie gezeigt, konnte durch Infusion von Magnesium die Zahl
der singulären ventrikulären Extrasystolen um 53 %, der gekoppelten Extrasystolen
um 76 % und Episoden von ventrikulärer Tachykardie um 69 % gesenkt werden [38].
Bei akutem Vorhofflimmern und -flattern kann die intravenöse Verabreichung von Magnesium
zu einer Senkung der Kammerfrequenz (Frequenzkontrolle) und/oder zum Wiederherstellen
des Sinusrhythmus (Rhythmuskontrolle) führen [6]. Die Autoren von zwei Metaanalysen kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen: Ho et
al. [16] schlossen aus ihrer Analyse, dass Magnesium, allein verabreicht, zu keiner signifikanten
Rhythmuskontrolle führte. Bei der Senkung der Kammerfrequenz war es weniger effektiv
als bestimmte Antiarrhythmika (Calcium-Antagonisten und Amiodaron). Bei zusätzlicher
Verabreichung von Magnesium zu Digoxin ergab sich aber eine signifikante Frequenz-senkende
Wirkung: Eine Senkung der Kammerfrequenz unter 100 /min wurde bei 58,8 % der Patienten
im Vergleich zu 32,6 % unter Kontrollbedingungen beobachtet (OR 3,23; 95 % KI 1,93–5,42;
p < 0,001; „random effect model“). Ein wesentlicher Vorteil für Magnesium war, dass
es bei Verabreichung dieses Elektrolyts wesentlich seltener zu Nebenwirkungen (Bradykardie,
AV-Block und Hypotonie) kam, die unter Calcium-Antagonisten und Amiodaron beobachtet
wurden. Typische Nebenwirkungen von Magnesium i. v. waren Kribbeln, Wärmegefühl und
Schwindel.
Im Gegensatz zu Ho et al. [16] zeigten Onalan et al. [33], dass Magnesium sowohl Frequenz- als auch Rhythmuskontrolle herbeiführen kann. Reduzierung
der Ventrikelfrequenz unter 100 /min wurde bei 61 % unter Magnesium und 35 % unter
Placebo beobachtet (OR 2,97; 95 % KI 1,78–4,97; p < 0,005; „fixed effect model“).
Bezogen auf die Rhythmuskontrolle hatten die Patienten, die Magnesium erhielten, eine
höhere Chance, Sinusrhythmus zu erlangen als die Patienten der Kontrollgruppen, die
Placebo oder Antiarrhythmika erhielten (OR 1,60; 95 % KI 1,07–2,39; p < 0,02; „fixed
effect model“). Die Autoren schlossen aus den Ergebnissen, dass die intravenöse Gabe
von Magnesium eine effektive und sichere Strategie bei Vorhofflimmern darstellt. In
jedem Fall sollte bei Patienten mit Vorhofflimmern und ‑flattern ein Magnesiummangel
ausgeglichen werden. Dabei bietet sich an, durch intravenöse Verabreichung eine Minderung
der Kammerfrequenz und evtl. die Wiederherstellung des Sinusrhythmus zu erreichen.
Verschiedene ventrikuläre und supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen sprechen gut
auf eine intravenöse Verabreichung von Magnesium an. Speziell bei Torsade-de-pointes-Tachykardien
ist Magnesium das Mittel der Wahl.
Orale Therapie
Für den niedergelassenen Arzt ist es wichtig, inwieweit Magnesium, oral verabreicht,
ähnliche präventive und therapeutische Wirkungen entfalten kann wie bei parenteraler
Verabreichung. Selbstverständlich muss bei Magnesiummangel substituiert werden und
hierfür ist im Allgemeinen die orale Verabreichung ausreichend, wenn nicht wegen der
Schwere des Krankheitsbildes der Mangel rasch ausgeglichen werden muss. Man sollte
sich aber bewusst sein, dass bei oraler Verabreichung nur eine Steigerung der Magnesium-Serumkonzentration
in den oberen Teil des Referenzbereichs (z. B. 0,9–1,1 mmol/l) möglich ist. Dies hat
Vor- und Nachteile: Einerseits kann man pharmakodynamische Effekte erhöhter Serumkonzentrationen
oberhalb des Referenzbereiches (z. B. 1,5–4 mmol/l) nicht nutzen, andererseits ist
diese Verabreichung sicher.
In einer kleinen Doppelblind-Studie wurde gezeigt, dass durch orale Verabreichung
von 30 mmol Magnesium pro Tag die Häufigkeit von ventrikulären Extrasystolen (ventrikuläre
Paare und nichtanhaltende ventrikuläre Tachykardien) bei 80 % der Patienten nach 8-tägiger
Therapie stark abnahm, während sie in der Placebogruppe zunahm [2]. Zusätzlich war die Komplexität der Extrasystolen bei den behandelten Patienten
niedriger. Die Magnesium-Serumkonzentration nahm in der Verumgruppe von 0,83 auf 0,95 mmol/l
zu. In einer weiteren Doppelblind-Studie führte eine orale Gabe von 15 mmol Magnesium
über 3 Wochen zu einer signifikanten Reduktion der Arrhythmiehäufigkeit um 57 % und
zu einer Reduktion des Komplexitätsgrades der ventrikulären Arrhythmien [13]. Eine Zunahme der Magnesium-Serumkonzentration war in der Verum-Gruppe nicht zu
erkennen. In einer Anwendungsbeobachtung, bei der 1160 Patienten mit VES sowie supraventrikulären
und ventrikulären Tachykardien einbezogen wurden, ergab sich unter der Therapie mit
12 bis 24 mmol Magnesium während 3 bis 6 Wochen eine deutliche Senkung der Frequenz
bei hochfrequenten Arrhythmien und gleichzeitig eine subjektive Besserung der Beschwerden
[17]. Die Effekte waren nach 6-wöchiger Therapie stärker ausgeprägt als nach 3-wöchiger
Therapie. In einer Doppelblind-Studie mit 232 Patienten mit häufigen Extrasystolen
(> 30 /h), bei der eine Kombination aus Kalium (12 mmol) und Magnesium (6 mmol) oral
über 3 Wochen verabreicht wurde, ergab sich eine signifikante Senkung der Häufigkeit
der VES um 17,4 % nach 3-wöchiger Therapie [45]. 11 Patienten unter Digitalistherapie mit häufigen ventrikulären Extrasystolen bei
gleichzeitigem Vorhofflimmern, die eine mäßige Hypomagnesiämie aufwiesen (< 0,85 mmol/l)
zeigten in einer Doppelblind-Studie nach Verabreichung von Magnesium (23,4 mmol/Tag
über 4 Wochen) eine ausgeprägte und signifikante Reduzierung der Extrasystolen [26]. Häufige Extrasystolen wurden besonders stark beeinflusst. Die Magnesium-Serumkonzentration
stieg nach Übergang von Placebo auf Verum innerhalb des Referenzbereichs deutlich
an (um etwa 0,1 mmol/l).
Die Ergebnisse zeigen, dass orale Verabreichung von Magnesium Herzrhythmusstörungen
günstig beeinflussen kann. Wünschenswert wären hier weitere Placebo-kontrollierte
Studien mit größeren Patientenkollektiven. Besonders deutlich könnten die Ergebnisse
ausfallen, wenn man, wie in der Studie von Lewis et al. [26], Personen behandelt, die einen nachgewiesenen Magnesiummangel haben.
Bei nicht lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen mit klinischem Leidensdruck, wie
z. B. Extrasystolie, ist ein therapeutischer Versuch mit oraler Magnesium-Gabe sinnvoll.
Dabei sollte Magnesium relativ hoch dosiert werden und über einen längeren Zeitraum
(4–6 Wochen) verabreicht werden
Empfehlungen der Gesellschaft für
Magnesium-Forschung e.V.
Empfehlungen der Gesellschaft für
Magnesium-Forschung e.V.
Bei jedem Patienten mit Herzrhythmusstörungen (ICD: I47.- bis I49.9) sollte der Magnesiumstatus
neben der Bestimmung von anderen Elektrolyten erfasst werden.
Diagnostik des Magnesiummangels (E83.4)
Die Diagnostik basiert auf den drei Säulen: Klinik, Anamnese und Labor. Die Einbeziehung
typischer Symptome und anamnestischer Hinweise für die Beurteilung des Magnesium-Status
ist unabdingbar, da ein Magnesiummangel auch bei normaler Magnesium-Serumkonzentration
(0,76 bis 1,1 mmol/l) vorliegen kann. Die alleinige Betrachtung der Magnesium-Serumkonzentration
ist nicht ausreichend.
Klinik: Bei unzureichender Versorgung mit Magnesium muss mit muskulär-tetanischen,
zerebralen, kardiovaskulären, viszeralen und metabolischen Symptomen gerechnet werden
[22]
[23]
[37]
[39]. Symptome, die auf einen Magnesiummangel hinweisen können, sind:
-
Neuromuskuläre Übererregbarkeit, gekennzeichnet durch Muskelkrämpfe, muskuläre Faszikulationen,
Hyperreflexie, motorische Unruhe, ADHS-Symptomatik, erhöhte Erregbarkeit, schnelle
Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwäche, depressive Verstimmung und Schlafstörungen [28].
-
Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, koronare Herzkrankheit,
-
Krämpfe im Magen-Darm-Bereich bzw. Bauchschmerzen, Dysmenorrhoe und bronchiale Hyperreagibilität,
-
Insulinresistenz [43].
Anamnese: häufig mit Magnesiummangel assoziiert sind:
-
Diagnosen (ICDs) wie Hypertonie (I10.9), Herzinsuffizienz (I50.9), Koronare Herzkrankheit
(I25.9), Diabetes mellitus (E11.ff), Malabsorptionssyndrome (K90.9), Tetanie (R29.0),
Schwangerschaft (Z34. auch O24.), erheblicher Alkoholkonsum (F10.2).
-
Medikation mit Diuretika (häufig; Thiazide, Schleifendiuretika), Digitalis, Laxantien,
Antibiotika (Aminoglykoside, Pentamidin), Antimykotika (Amphotericin B), Immunsuppressiva
(Ciclosporin), Zytostatika (Cisplatin, Carboplatin, Cetuximab), Bisphosphonate (Pamidronsäure,
Alendronsäure).
Labor: Ein Messen der Magnesium-Serumkonzentration wird nachdrücklich empfohlen in
der Routine-Überwachung aller Risiko-Patienten. Bei Herzpatienten empfiehlt es sich
bereits bei Serumkonzentrationen im unteren Normbereich mit einer Magnesiumtherapie
zu beginnen. Kontrollen der Magnesium-Serumkonzentration sollten alle 3 Monate erfolgen.
Um Verfälschungen (Erhöhungen) der Magnesium-Serumkonzentration zu vermeiden, sollten
folgende Bedingungen eingehalten werden:
Verabreichung von Magnesium
Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen sollte auf eine magnesiumreiche Kost geachtet
werden. Bei Vorliegen eines Magnesiummangels aufgrund von Resorptionsstörungen oder
erhöhten Magnesiumverlusten (z. B. durch Diuretika) ist die alleinige diätetische
Zufuhr von Magnesium aber nicht ausreichend und daher die zusätzliche orale Verabreichung
von Magnesiumpräparaten notwendig. Zur Therapie bzw. Prophylaxe von Herzrhythmusstörungen
kommt auch die parenterale Verabreichung von Magnesium in Frage.
-
Magnesiumsubstitution, wenn eines der Kriterien aus den drei vorstehenden Säulen der Magnesiummangel-Diagnostik
zutrifft.
-
Therapeutische Anwendung von Magnesium bei Herzrhythmusstörungen ohne Hinweis auf einen Magnesiummangel.
Dosierung oral: 10–20 mmol (240–480 mg) Magnesium pro Tag. In Einzelfällen kann eine höhere Dosierung
erforderlich sein, um eine Beseitigung von Herzrhythmusstörungen bzw. eines Magnesiummangels
zu erreichen. Da gezeigt wurde, dass auch innerhalb des Referenzbereichs die Häufigkeit
von Arrhythmien mit steigender Magnesium-Serumkonzentration abnimmt, ist die Einstellung
auf eine Serumkonzentration im oberen Referenzbereich erstrebenswert. Um eine optimale
Beeinflussung von Herzrhythmusstörungen zu erreichen, sollte die Therapie mindestens
4–6 Wochen erfolgen.
Dosierung parenteral: Wenn bei Magnesiummangel ein relativ rascher Ausgleich notwendig ist, kann Magnesium
parenteral zugeführt werden. Dabei kann in den ersten 24 h 20–40 mmol Mg (entsprechend
5–10 g MgSO4 · 7 H2O) unter kontrollierten Bedingungen per Infusion verabreicht werden. Je nach Bedarf
kann dann 24 mmol/Tag für 2–5 Tage gegeben werden [1].
Zur Verhütung supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen bei herzchirurgischen Eingriffen
kann Magnesium parenteral verabreicht werden. Ein einheitliches Dosierungsschema existiert
nicht. Eine mögliche Dosierung ist die Infusion von 6 mmol Magnesium (1,5 g Magnesiumsulfat · 7 H2O) vor der Operation, 6 mmol unmittelbar nach der Operation und dann täglich 6 mmol
bis 4 Tage nach der Operation [11].
Zur Therapie bedrohlicher ventrikulärer und supraventrikulärer Herzrhythmusstörungen
werden üblicherweise zunächst 4–8 mmol Magnesium (1–2 g Magnesiumsulfat · 7 H2O) in etwa 2 min intravenös verabreicht [25]
[41]
[46]. Bei ausbleibendem Erfolg kann nach 5–15 min nochmals die gleiche Dosis gegeben
werden und zur weiteren Stabilisierung eine Dauerinfusion (12–80 µmol/min Magnesium
bzw. 3–20 mg/min Magnesium-sulfat · 7 H2O) über einen längeren Zeitraum (bis zu 48 Stunden) erfolgen [41].
Tab. 2
Kontraindikationen und Nebenwirkungen der Magnesiumtherapie.
|
Kontraindikationen
|
|
Orale Gabe
|
Schwere Niereninsuffizenz (bei eingeschränkter
Nierenfunktion Dosisanpassung erwägen)
|
|
Parenterale Gabe
|
|
|
Nebenwirkungen
|
|
Orale Gabe
|
Auch bei hoher Dosierung keine schwerwiegenden Nebenwirkungen; weiche Stühle (oft
nur passager) sind möglich
|
|
Parenterale Gabe
|
|
Zur Vermeidung von Nebenwirkungen (Tab.
[
2
]) sollte Magnesium, wenn es die Situation erlaubt, möglichst langsam intravenös verabreicht
werden. Der Patient muss während der Anwendung sorgfältig überwacht werden und evtl.
muss die Serumkonzentration von Magnesium kontrolliert werden. Bei Überdosierung von
Magnesium mit der Folge stark überhöhter Magnesium-Serumkonzentrationen (z. B. > 5 mmol/l)
können Hyporeflexie, Muskellähmung, Atemdepression bis zum Atemstillstand sowie AV-Block,
Herzstillstand, Blutdruckabfall und Bewusstseinstrübung auftreten. Insbesondere bei
gleichzeitiger Verabreichung von Muskelrelaxantien bzw. bei Vorliegen von Muskelerkrankungen
ist Vorsicht geboten. Bei Überdosierung von Magnesium kann Calcium oder Neostigmin
als Antidot gegeben werden.
Neben der Serumanalyse ist es wichtig, auch auf anamnestische und klinische Hinweise
auf einen Magnesiummangel zu achten. Ein Magnesiummangel ist gut mit oraler Substitution
zu behandeln . Wenn ein rascher therapeutischer Effekt erwünscht ist, kann Magnesium
parenteral verabreicht werden. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass dies unter
sorgfältiger Überwachung erfolgen sollte, um ernste Nebenwirkungen zu vermeiden.
Konsequenz für Klinik und Praxis
-
Magnesiummangel begünstigt Herzrhythmusstörungen.
-
Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen sollte immer die Magnesium-Serumkonzentration
bestimmt werden. Ein Magnesiummangel kann aber auch bei normaler Serumkonzentration
bestehen; daher nach Risikofaktoren für Magnesiummangel und Symptomen, die auf Magnesiummangel
hinweisen, fahnden.
-
Durch Magnesium-Verabreichung kann man Herzrhythmus-
störungen beseitigen. Dies beruht entweder auf dem Ausgleich eines Mangels oder der
Nutzung therapeutischer Effekte un-
abhängig von einem Mangel, vorwiegend bei parenteraler
Applikation.