In dieser Arbeit werden die Erfahrungen einer Omalizumab-Therapie bei 15 jugendlichen
Patienten (12 – 20 Jahre) mit einem schweren, unkontrollierten, allergischen Asthma
beschrieben. Dabei konnte die Medikation mit Omalizumab als wertvolle Zusatztherapie
durch messbare klinische und lungenfunktionsanalytische Ergebnisse bereits nach 12
Monaten belegt werden.
Die Autoren berichten über eine nichtsystematische Änderung der Werte des Gesamt-IgE
in diesem Kollektiv vor und nach 12-monatiger Omalizumab-Therapie und schlussfolgern
daraus, dass die Beurteilung des Therapieverlaufs mittels Gesamt-IgE-Konzentration
mit einem kommerziellen Assay sicher nicht geeignet ist, ohne dies weiter zu vertiefen.
Diese weit verbreitete Auffassung wurde bis dato durch keine kontrollierte Studie
überprüft. Wir möchten hier anmerken, dass bei den meisten kommerziellen IgE-Assays
sowohl freies als auch an Omalizumab gebundenes IgE gemessen wird, wodurch es vermeintlich
zu einem Anstieg des Gesamt-IgE im Verlauf der Therapie kommt. Als Beleg wird meist
die Studie von Hamilton et al. zitiert, die bei 12 Patienten mittels ImmunoCAP 250 (Pharmacia, Kalamazoo, MI) einen
Anstieg des Gesamt-IgE nachweisen konnten [1].
Bei eigenen Untersuchungen konnten wir einen Gesamt-IgE-Anstieg nach Omalizumab nicht
bestätigen [2]. Bei 10 Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 – 17 Jahren, bei denen wir wegen
eines schweren allergischen Asthma bronchiale eine Therapie mit Omalizumab einleiteten,
bestimmten wir im Abstand von 3 – 6 Monaten das Gesamt-IgE im Serum mittels des ADVIA-Centaur®-Sandwich Immunassay. Sechs Monate nach Therapiebeginn mit Omalizumab war bei allen
Patienten ein deutlicher Abfall des Gesamt-IgE im Vergleich zum Therapiebeginn nachweisbar.
Die mittlere Konzentration betrug vor Therapiebeginn 1.372,8 +/– 845,1 IU/ml, nach
sechs Monaten 481,6 +/– 281,6 IU/ml (p < 0,003, [Abb.1]). Bei allen Patienten war eine sehr gute Verträglichkeit von Omalizumab sowie eine
Reduktion der Häufigkeit der Asthmaexazerbationen und eine verbesserte Lebensqualität
zu beobachten.
Abb. 1 Gesamt IgE im Verlauf der Therapie mit Omalizumab bei 10 Patienten.
Wir vermuten, dass bei dem von uns eingesetzten kommerziellen Immunassay einer der
beiden Antikörper mit Omalizumab um das gleiche Bindungsepitop am freien IgE konkurriert.
In den gleichen Serumproben durchgeführte Messungen des freien IgE mittels des recoveryELISA [3] weisen erstmals auf die Möglichkeit eines differenzierten Monitorings bei langfristiger
Therapie hin und bestätigen unsere Vermutung, dass die Patienten im Verlauf der Therapie
mit zu hohen Dosen von Omalizumab behandelt werden (Publikation in Vorbereitung).
Diese klinische Beobachtung wird durch Untersuchungen von Lowe et al. unterstützt. Mithilfe eines direkten Bindungsmodells, das sowohl die Dissoziationskonstanten
als auch kinetische Parameter für Omalizumab, IgE und Omalizumab-IgE-Komplexe umfasste,
konnten die Autoren bei über 1000 Patienten berechnen, dass Omalizumab langfristig
die IgE-Produktion auf eine normale Rate von Nicht-Atopikern senken kann [4]. Auch Hanf et al. berichteten von einem Rückgang der IgE-Sekretion und der zirkulierenden B-Lymphozyten
unter Omalizumab [5]. Damit gerade im Kindes- und Jugendalter ausschließlich die notwendige Dosis von
Omalizumab appliziert wird, ist die Entwicklung eines routinefähigen Therapiemonitorings
dringend erforderlich. Eine jahrelange Therapie mit Omalizumab, die sich ausschließlich
vor Therapiebeginn am Körpergewicht und dem Gesamt-IgE orientiert, ist zu einfach
und wird den komplexen Wirkungsmechanismen von Omalizumab auf Dauer nicht gerecht.
J.-O. Steiß, Gießen
H. Lindemann, Gießen
G. Becher, Berlin