Die Gletscherleiche Ötzi hatte 47 Tattoos. Über Hautreaktionen kann leider nichts
mehr ausgesagt werden. Jedenfalls ist bekannt, dass er nicht an seinen Tattoos verstorben
ist. Tätowierungsfarbstoffe und Tätowierstudios bergen Infektionsrisiken. Die Komplikationspalette
umfasst bakterielle oder virale Infektionen wie z. B. Mollusca contagiosa, Hepatitis
oder HIV. Tätowierfarben in der Haut führen aber auch zu immunologischen Unverträglichkeitsreaktionen.
Beschrieben sind lichenoide, pseudolymphomatöse, granulomatöse, photoallergische oder
Reaktionen unter dem Bild eines Ekzems [1]
[2]. Allergene sind häufig die schlecht wasserlöslichen roten Azofarbstoffe. Nickel
und Cadmium werden zwar weniger verwendet, dafür jedoch metallfreie Pigmente pflanzlicher
Herkunft.
Als Triggerfaktoren für das Einsetzen der Symptomatik bei schon seit Jahren bestehenden
Tattoos wurde UV-Bestrahlung [3] und kasuistisch Schwangerschaft [4] diskutiert. In einer Kasuistik über eine Tätowierung mit einem roten Farbstoff ließ
sich eine lichenoide und pseudomembranöse Reaktion nachweisen. Die Epikutantestung
blieb hier allerdings negativ [1]. Da es sich nicht immer um eine allergische Reaktion nach dem klassischen Kontaktallergiemuster
handelt, ist häufig eine Histologie notwendig.
Bei 151 Patienten aus Frankreich, die die Entfernung eines Farb-Tattoos erbaten, wurden
die Gründe für das Setzen eines Tattoos und die für das Entfernen untersucht. Gründe
für den Wunsch zur Entfernung waren die Ästhetik, soziale Gründe, Arbeitsplatzgründe,
Familien- oder Partnerdruck, Änderung des Lebensstils oder Partners und Unverträglichkeit
mit dem aktuellen Lebenskonzept und Wertesystem – aber keine allergologischen Gründe
oder Unverträglichkeitsbefürchtungen [5].
Neu sind die „Blacklight-Tattoos, die erst in der Disco leuchten – diese Modeströmung
hat zugenommen und damit die Kontaktallergien [6]. In den USA hatten 24 % der Antwortenden bei einer Erhebung ein Tattoo. Wie viel
Prozent davon dem „Glow in the dark“ oder dessen Synonymen, den „Black light Tattoos“
oder den „Chamäleon-Farben“ zuzuordnen sind, wurde nicht erhoben [7]. Dabei ist die Tätowiertechnik dieselbe, aber die Farbstoffe sind unterschiedlich.
Aber was darin ist das allergologisch Bedenkliche?
Fluoreszierende Tattoos wurden eingesetzt, um Tiere zu markieren, sind jedoch nicht
für die Anwendung am Menschen zugelassen. Größere Acrylat-haltige Partikel finden
sich darin, wie auch in den Fillern zur Faltenunterspritzung. Auch auf die permanenten
Filler zur Faltenreduktion, die Polymethacrylate enthalten, sind granulomatöse Reaktionen
beschrieben. Diese Produkte sind in den USA von der FDA für den Einsatz am Menschen
zugelassen. Bei uns werden sie nicht mehr oder kaum noch eingesetzt aufgrund der granulomatösen
Reaktionen noch Jahre nach der Applikation. Es war aber viel Öffentlichkeitsarbeit
nötig, um dies zu erreichen. Nun kommt der Boom der UV-fluoreszierenden Tattoos auf
uns zu, mit kleineren PMMA-haltigen Mikrosphären. Das könnte das Allergen sein oder
die fluoreszierende Substanz selbst. Systemische und topische antientzündliche Therapien
werden in den Fällen der Intoleranz nötig. Bei granulomatösen Reaktionen ggf. ergänzt
durch Chloroquin/Hydroxychloroquin bis hin zu Steroidunterspritzungen. Eine Entfernung
mit dem Laser ist aufgrund fehlender farbhaltiger Zielstrukturen nicht möglich. Es
finden sich aber auch Kasuistiken, bei denen eine Exzision notwendig wurde, und zwar
wenn Strontiumoxid/Aluminium-haltige fluoreszierende Substanzen, Zinksulfat-haltige
Zusammensetzungen oder Radioisotope eingesetzt wurden. Strontiumoxid/Aluminium-haltige
fluoreszierende Inhaltsstoffe werden für Uhren, Zifferblätter oder Schalter, die nachleuchten
sollen, eingesetzt.
Ihre
Christiane Bayerl