Pneumologie 2013; 67(07): 387
DOI: 10.1055/s-0033-1344430
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Spencer’s Pathology of the Lung

Contributor(s):
S. Ewig
Hasleton P, Flieder D ed.
Spencer’s Pathology of the Lung.

6. Edition
Cambridge: Cambrige University Press; 2013. 1640 S., 2CD, € 339,40 ISBN
ISBN: 9780521509954
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 July 2013 (online)

 

    Erstmals 1962 aufgelegt und mit einem Vorwort von A. Liebow versehen, liegt nun die 6. Auflage dieses Standardwerks vor. Um es vorweg zu sagen: es ist ein beeindruckendes Referenzwerk, das nachhaltig die nicht selten gehörte Auffassung widerlegt, Handbücher seien ein Anachronismus. Denn, wie im Vorwort erläutert, im Bewusstsein des hohen Tempos des Wissenszuwachses wäre es dennoch intellektuelle Feigheit, nicht den Versuch zu unternehmen, eine Art State-of-the-art eines Fachgebietes zu versuchen, als eine Art Zwischenbilanz der Expertendiskussionen, aber auch als Referenzwerk für die Lehre.

    Die Kapitel sind überwiegend im Hinblick auf den Kliniker verfasst: Neben der Darstellung der pathologischen Anatomie finden Epidemiologie, Klinik, Differenzialdiagnose und Prognose sowie eine umfangreiche Referenzliste ihren Platz. Entsprechend sind Kliniker auch Mitautoren einzelner Kapitel.

    Das Handbuch umfasst zwei Bände und 1640 Seiten. Zu viel, könnte man meinen, für einen Kliniker; zu wenig, könnte man einwenden, wenn man sich ein bestimmtes Kapitel herausgreift. Natürlich ist ein solches Werk immer ein Kompromiss. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt eindeutig in der Lungenonkologie, die fast den gesamten zweiten Band belegt. Dieser ist sicherlich in Anbetracht der relativen Häufigkeiten von Tumoren in diagnostischen Proben aus der Pneumologie gerechtfertigt. Eindeutig mehr Berücksichtigung hätte wohl das Thema der interstitiellen Lungenerkrankungen verdient gehabt, das gerade einmal auf 40 Seiten behandelt wird; aber gerade auf einem Gebiet, das sich so rasant entwickelt, ist jede „Zwischenbilanz“ recht arbiträr. Mehr praktische Hinweise bezüglich Indikation zur Biopsiegewinnung, Anzahl und Größe der Biopsien, Befundkriterien hätte man sich allerdings schon gewünscht. Alle anderen Themen finden wohl hinreichend Raum.

    Doch fällt diese Imbalance nicht zu sehr ins Gewicht. Das Handbuch liefert eine große Anzahl von Farbabbildungen in sehr guter Qualität und Größe. So manche CT-Aufnahme der Lunge hingegen, als Korrelation zum pathologisch-anatomischen Befund, gibt nicht gerade einen typischen und eindrücklichen Befund wieder. Dennoch: sofern es erlaubt ist, die Pathologie auch als „visuelles Fach“ zu verstehen und zu würdigen, kommt man bezüglich des Bildmaterials wahrlich auf seine Kosten. Das ebenfalls umfangreiche und sehr gut zusammengestellte Tabellenmaterial erleichtert die Erfassung wichtiger Zusammenhänge. Entsprechend sind die Texte nicht zu lang, nicht ermüdend, sodass einzelne Kapitel durchaus auch in vollem Umfang gut lesbar und informativ bleiben. Andererseits kann man das Handbuch ohne weiteres als Nachschlagewerk benutzen.

    Kliniker, diese Überzeugung gewinnt man nach der Lektüre einiger wichtiger Kapitel, sollten häufiger einmal nachlesen, besser gesagt, nachschauen, wie die Erkrankungen auf zellulärer (und subzellulärer) Ebene aussehen, die sie behandeln. Auch Kollegen, die nicht in der Forschung tätig sind, können von der Darstellung der höchst komplexen pathogenetischen Mechanismen profitieren. Man möchte nicht von einem Genuss der Bilder sprechen, da es sich ganz überwiegend um schwere Erkrankungen handelt und die Patientengeschichten dazu wahrhaft keinen Anlass geben, die Morphologie dieser Erkrankungen auch noch zu genießen; aber einen Genuss des Lesens, des Verständnisses und des Wissenszuwachses wird man erfahren und nicht ins Zwielicht stellen wollen.

    Prof. Dr. med. Santiago Ewig, Bochum


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